Wie ich mit dem Badminton anfing

– und schnell wieder aufhörte

Nach einem Bandscheibenvorfall wollte mein Mann langsam wieder mit dem Sport anfangen. Und wie Männer so sind, suchte er sich dafür natürlich eine Sportart aus, die dafür extrem ungeeignet ist: Badminton. Spötter und Ignoranten mögen es Federball nennen, das klingt so flauschig, lässt aber in keiner Weise erahnen, welche Herausforderungen dabei auf den Körper eindreschen. Beweglichkeit, Reaktionsvermögen, Schnelligkeit, Koordination und höchste Konzentration sind gefordert, will man auf dem Feld wirklich mitspielen und nicht nur dabei sein. Bewegungsapparat und Herz- und Kreislaufsystem sind hohen Belastungen ausgesetzt, die permanenten Starts und Stopps bergen ein hohes Verletzungsrisiko. Voller Einsatz ist gefragt, man kann sich nicht verstecken und gemütlich auf seiner Matte abhängen, sondern muss Laufen, Springen, immer dem Ball hinterher, der schnell mal Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreicht und immer in der Ecke landet, wo man gerade mit Sicherheit nicht ist.

Ich wollte nicht jammern. Eigentlich war ich ja froh, dass wir endlich mal wieder einmal gemeinsam Sport machen. So wie früher, da haben wir auch gern Badminton gespielt. Damals waren wir allerdings auch jünger. Ich bin schon seit Jahren Mitglied in unserem örtlichen Turnverein, begeistere mich aber eher für die typischen Frauenkurse wie Workout, Bodyforming, Aerobic oder Gymnastik. Wenn man sich einmal aufgerafft hat, abends seine Komfortzone auf der Couch zu verlassen und sich richtig auszupowern, macht das Training in einer netten Gemeinschaft richtig Spaß.

Schmerzhafte Erfahrung

Der wollte sich beim Badminton aber partout nicht einstellen. Der Trainer war unglaublich besorgt um seine beiden hoffnungsvollen Neulinge und achtete darauf, dass wir uns ordentlich aufwärmten und den Schläger richtig hielten.  Obwohl im Programm steht, der Kurs richte sich an „Jugendliche und junge Erwachsene“, waren die Teilnehmer hauptsächlich Junggebliebene im besten Alter, die genauso munter über Rücken, Füße, Gelenke klagten. Da die Truppe eher überschaubar war, riss jeder Fehlende direkt ein klaffendes Loch und bedeutet für den Rest doppeltes Pensum. Zähne beißen war angesagt. Beim ersten Mal hatte ich so einen Muskelkater, dass ich meinen Arm tagelang kaum noch bewegen konnte. Ich bekam nicht mal mehr das Wechselgeld beim Bäcker auf der Theke gepackt und schummelte mich am nächsten Abend beim Turnen mehr schlecht als recht durch.

Jeder Termin, der eine Absage beim Badminton bedeutete, war höchst willkommen. Meinem Mann ging es auch nicht viel besser, sein Ischias meldete schärfsten Protest an. Arzt und Physiotherapeut hatten angesichts des sportlichen Fehlgriffs ohnehin schon die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen – aber des Mannes Wille ist nun mal sein Himmelreich. Wir schleppten uns von Mal zu Mal immer unglücklicher hin, und als mein Mann schließlich sagte: „Es hat keinen Zweck, ich höre auf“, wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen – wenn ich meinen Arm hochbekommen hätte.

Man muss den Tatsachen langsam ins Auge sehen: Mit zunehmendem Alter wird man immer knackiger, sagen zumindest die Knochen…Ich turne gern weiter bis zur Urne und halte mich fit. Aber ich bleibe bei meinen Leisten und lasse den Schläger getrost in der Ecke stehen. Treibe Sport – oder bleibe gesund. Das nennt man wohl schmerzhafte Erfahrung.

Von Andrea Floß

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