Der Krieg im Wohnzimmer

Demenznetzwerk Rhein-Erft-Kreis tauscht sich aus 

 „In Sachen Demenz schauen die Kommunen über den Tellerrand und sind bereit, voneinander zu lernen”, freute sich Karin Huck, Abteilungsleiterin Pflege beim Rhein-Erft-Kreis. Beim jährlichen Treffen des kreisweiten Demenznetzwerks  am 30. Oktober 2018 nutzte die  Lokale Allianz für Menschen mit Demenz  wieder ausgiebig die Gelegenheit zu Austausch und Information.

Das Auslaufen der Förderung durch das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat die Arbeit des Netzwerks nicht zum Erliegen gebracht. „Ganz im Gegenteil, wir in den letzten beiden Projektjahren viel erreicht und gehen das Thema nun gemeinsam an“, freute sich auch Änne Türke vom Demenz-Servicezentrum Region Köln und das südliche Rheinland . Welche Projekte gibt es schon vor Ort? Wie kann man die Öffentlichkeitsarbeit intensivieren? Und wie sollte ein Angebot für jüngere Demenzkranke aussehen? Das waren die Themen der drei Arbeitsgruppen.

Änne Türke mit Hund

Während in Erftstadt zum Beispiel einfache Wurfzettel erfolgreich waren, um die einzelnen Haushalte in den verschiedenen Stadttteilen zu erreichen, geben in Pulheim ein gedruckter Seniorenratgeber oder im Südkreis die Flyer der Alzheimer Gesellschaft Rhein-Erft-Kreis einen Überblick über das vielfältige Angebot vor Ort. Das Seniorenportal Bergheim informiert online und berichtet stets aktuell über Aktionen, neue Broschüren und Veranstaltungen in der Kreisstadt. Mehr Unterstützung durch die Politik wurde von den Netzwerkpartnern ebenso angesprochen wie ein monatlicher Stammtisch, um in Kontakt zu bleiben.

Der Krieg im Wohnzimmer

Stefan Knor

Der Umgang mit Kriegstraumata in der Pflege war das Thema des Fachvortrags von Stefan Knor – „ein noch unbeackertes Feld“. Viele alte Menschen, die in der Zeit des zweiten Weltkrieges groß geworden sind, haben in ihrer Kindheit und Jugend Traumatisches erlebt, das oft erst im Alter wieder hochkommt. Ausgelöst durch Gerüche, Geräusche oder ein bestimmtes Verhalten ist das lange Verdrängte wieder da und löst Angst und Ohnmacht aus.

Warum hortet Oma Else Lebensmittel für ganze Kompanien und stopft ihren Enkel mit Puddingsuppe voll? Warum kann die Kriegsgeneration nichts wegwerfen und versteckt Leberwurstbrötchen und Joghurts im Schrank? Warum kommt die alte Dame nur mit gepackten Koffern zur Weihnachtsfeier oder fürchtet sich vor Schnee oder dem freien Feld? „Ich will nicht, dass Sie in Traumata herumstochern, nur, dass Sie Verständnis entwickeln”, wünschte sich der Theologe.

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