Der Hofnarr …

Der Hofnarr
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Lange Zeit hatte ein Hofnarr seinem Fürsten gedient und diesen oft
belustigt und manchmal den Spiegel vorgehalten. Aber einmal hatte er sich wohl zu sehr auf seine Narrenfreiheit verlassen und den Fürsten verärgert, indem er ihm die Wahrheit zu unverbrämt vorgehalten hatte. So musste er den Hof verlassen. Er ging zu einem Kloster und bat den Abt um Aufnahme in den Orden. Das neue Leben fiel ihm sehr  schwer, konnte er doch weder lesen noch schreiben und die lateinischen
Gebete waren ihm fremd. Er kam sich ganz fehl am Platze vor. So kam es dazu, dass er immer, wenn die Glocke zur Messe läutete, sich
davon schlich. Sein Ziel war eine kleine Kapelle. Dort legte er die Kutte ab und in seinem bunten Narrengewand wirbelte er singend und tanzend durch die Kapelle, um Gott zu erfreuen.
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Ein Bruder, der ihm heimlich gefolgt war, holte den Abt herbei, damit er
den Narren in seine Schranken weise. Sie beobachteten durch ein Fenster, wie der Gaukler voller Inbrunst mit Leib und Seele tanzte und auf Händen durch die Kapelle lief, Räder schlug und Saltos. Als er atemlos und erschöpft sich niedersetze, ging der Abt auf ihn zu. Ehrfürchtig fiel  der Mann vor ihm auf die Knie und erwartete, dass er davon gejagt würde. Doch es kam anders: Der weise Abt verneigte sich und sagte: “Mit deiner Art
zu beten, sprichst du sehr eindrücklich zu Gott. Unsere Gebete werden nur von den Lippen geformt, aber deine Frömmigkeit kommt aus ganzem Herzen.
Bleibe bei uns und erfreue Gott weiter.”
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nach einer französischen Legende

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