Wem geht das genau so?

Eigentlich bin ich ein schneller und agiler Mensch, der oft drei Dinge gleichzeitig erledigt. Wer mich im Alltag erlebt, dürfte mich wohl eher für eine Biene halten, denn emsig bin ich dabei, meine Aufgaben in kürzester Zeit zu erledigen. Dann geht es sofort zur nächsten Blume… Äh – zur nächsten Arbeit. Aber in meinem Inneren bin ich einer Schildkröte ähnlich. Ich habe eine Seele, die langsam ist, viel Zeit braucht und etwas betulich ist. Gerne träumt sie, verweilt in Gedanken und möchte nicht handeln, sondern nur sein. So lebt also meine Schildkrötenseele in einem Körper mit fixem Geist und in einer rasanten Welt. Das ist nicht so einfach. Überall Veränderungen, überall Wandel, alles ständig neu. Nicht nur die Computer brauchen ständig neue Updates, auch die Pläne meiner Freunde oder die Entscheidungen meiner Lieben werden dauernd umgestaltet oder über den Haufen geworfen. Verwundert schaut meine Seele hinterher und fragt sich, wohin rennen die eigentlich alle?
Jeder Versuch in der Vergangenheit meine Schildkrötenseele auf ein schnelleres Tempo zu trimmen, scheiterte kläglich. Der Preis für ein hohes Lebenstempo war, dass mein Tun und Sein immer leerer und sinnloser wurde. So habe ich gelernt, mein Wesen anzuerkennen und bei meinem natürlichen Tempo zu bleiben. Wirklich SEIN kann ich nur, wenn ich innehalte und auch in meinem Handeln mir treu bleibe.
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von Helga-Agnes Cubitzki
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