Witz des Tages…

Älteres Ehepaar sitzt am Frühstückstisch.
Sagt Sie zu Ihm: “Also mit der neuen Brille gefällst du mir gar nicht!”
Sagt Er zu Ihr: “Wieso, ich hab‘ doch gar keine neue Brille auf?”
Darauf Sie: “Aber ich.”

Neues aus der Nachbarschaft… man lernt nie aus!

Bevor mein Nachbar in den wohlverdienten Ruhestand ging, war er als Leiter einer Bankfiliale tätig. Dort hatte er sich – wie er mir einmal erzählte – stets erfolgreich gegen die Installation eines Computers gewehrt und war stolz auf die alte Schreibmaschine, die seit vielen Jahren auf seinem Schreibtisch stand.

Nachdem mein Nachbar aus dem Berufsleben ausgeschieden war, kaufte er sich zu meiner Verwunderung als erstes einen Computer. Immer wieder löcherte er den Verkäufer und die Nachbarn mit Fragen und ließ sich alles ausführlich erklären.
Obwohl er zwischendurch öfter über die neue Technik schimpfte, blieb er beharrlich bei seinem Ziel, den Computer und dessen Bedienung bis ins Detail kennenzulernen. Dies ist ihm auch mit großem Erfolg gelungen. Vor einiger Zeit fand ich in meinem Briefkasten eine Nachricht des Paket-zustellers, dass er bei meinen Nachbarn ein Päckchen für mich abgegeben habe. Ich klingelte also, die Nachbarin öffnete die Tür und empfing mich mit den Worten: „Gut, dass Du kommst. Helmut hat ein Problem mit dem Computer, vielleicht kannst Du ihm helfen. Er sitzt hinten im Büro.“
Erstaunt ging ich zu ihm.
Als ich das Büro betrat, polterte er auch schon los: „Seit Jahren erledige ich meine Bankgeschäfte am Computer. Immer hat alles einwandfrei funktioniert und nun will er nicht!“ Verzweifelt raufte er sich die Haare. Erklärend fügte er noch hinzu: „Ich hatte telefonisch Karten für eine Veranstaltung bestellt. Heute erhielt ich die Rechnung und wollte jetzt schnell den Rechnungsbetrag überweisen.“

Ich schaute auf den Bildschirm. Soweit ich zunächst erkennen konnte, war das Überweisungsformular korrekt ausgefüllt. Aber dann fiel es mir auf. Er hatte im Feld „Verwendungszweck“ nicht – wie eigentlich üblich und erforderlich – die Kunden- und Rechnungsnummer sowie das Kennwort eingetragen, sondern zu meinem Erstaunen einen Brief geschrieben. „Hiermit übersende ich Ihnen den Rechnungsbetrag für die von mir am Donnerstag letzter Woche telefonisch bestellten Karten für drei Personen und bitte um umgehende Zusendung der Karten an meine Anschrift.“, war dort zu lesen. Aha, alles klar! Ich erklärte ihm also, dass im Feld „Verwendungszweck“ lediglich eine beschränkte Anzahl von Buchstaben und/oder Zahlen möglich sei. Verständnislos schaute er mich an und meinte: „Das kann ja nicht sein, der ganze Text steht doch da.“ Nochmals wies ich darauf hin, dass das System eben aufgrund der eigentlichen Vorgabe diesen langen Text nicht akzeptieren und daher auch nicht – wie von ihm gewünscht – reagieren würde. Er war mit meiner Erklärung jedoch nach wie vor nicht einverstanden. Daraufhin erklärte ich ihm: „Du warst doch bei einer Bank beschäftigt. Stell‘ Dir einmal vor, das Überweisungsformular liegt vor Dir auf dem Schreibtisch. Wenn Du dieses mit der Hand ausgefüllt hast, konntest Du doch auch nicht beliebig viel in die für den Verwendungszweck vorgesehenen Kästchen schreiben. Das ist im Computer ebenso.“ Zunächst schaute er mich wortlos an und meinte dann mit einem Griff zum Telefon entrüstet: „Das geht so nicht! Ich rufe jetzt bei der Bank an; das müssen die sofort ändern!“  Ich kenne meine Nachbarn schon über dreißig Jahre. Daher weiß ich auch, dass mein Nachbar, wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, durch nichts und niemanden davon abzubringen ist. Ich ließ ihn also allein und ging zu seiner Frau. Sie erkundigte sich sofort, ob ich ihrem Mann hätte helfen können. Als ich ihr daraufhin alles berichtete, lachte sie und meinte: „Gut, Du hast Dein Bestes getan. Ihm ist einfach nicht zu helfen.“ Während wir noch miteinander sprachen, eilte schnellen Schrittes ihr Mann herbei und belehrte uns folgendermaßen: „Ich habe bei der Bank angerufen und das Problem geschildert. Die haben mir jetzt erklärt, dass in dem Feld ‚Verwendungs-zweck‘ nur die Angabe einer bestimmten Anzahl von Buchstaben und/oder Zahlen möglich ist.“ Der freundliche Hinweis seiner Frau und mir, dass ich ihm genau das doch auch so erklärt hätte, stieß bei ihm auf taube Ohren. Resolut forderte er uns auf, ihn nicht zu unterbrechen. Nachdem er uns anhand von Beispielen noch einmal genauestens „aufgeklärt“ hatte, ging er mit sich und seiner Umwelt zufrieden zu seinem Computer zurück, um den Überweisungsvorgang endlich abzuschließen.

von Christa Commer

Wie ich mit dem Badminton anfing

– und schnell wieder aufhörte

Nach einem Bandscheibenvorfall wollte mein Mann langsam wieder mit dem Sport anfangen. Und wie Männer so sind, suchte er sich dafür natürlich eine Sportart aus, die dafür extrem ungeeignet ist: Badminton. Spötter und Ignoranten mögen es Federball nennen, das klingt so flauschig, lässt aber in keiner Weise erahnen, welche Herausforderungen dabei auf den Körper eindreschen. Beweglichkeit, Reaktionsvermögen, Schnelligkeit, Koordination und höchste Konzentration sind gefordert, will man auf dem Feld wirklich mitspielen und nicht nur dabei sein. Bewegungsapparat und Herz- und Kreislaufsystem sind hohen Belastungen ausgesetzt, die permanenten Starts und Stopps bergen ein hohes Verletzungsrisiko. Voller Einsatz ist gefragt, man kann sich nicht verstecken und gemütlich auf seiner Matte abhängen, sondern muss Laufen, Springen, immer dem Ball hinterher, der schnell mal Geschwindigkeiten von bis zu 300 km/h erreicht und immer in der Ecke landet, wo man gerade mit Sicherheit nicht ist.

Ich wollte nicht jammern. Eigentlich war ich ja froh, dass wir endlich mal wieder einmal gemeinsam Sport machen. So wie früher, da haben wir auch gern Badminton gespielt. Damals waren wir allerdings auch jünger. Ich bin schon seit Jahren Mitglied in unserem örtlichen Turnverein, begeistere mich aber eher für die typischen Frauenkurse wie Workout, Bodyforming, Aerobic oder Gymnastik. Wenn man sich einmal aufgerafft hat, abends seine Komfortzone auf der Couch zu verlassen und sich richtig auszupowern, macht das Training in einer netten Gemeinschaft richtig Spaß.

Schmerzhafte Erfahrung

Der wollte sich beim Badminton aber partout nicht einstellen. Der Trainer war unglaublich besorgt um seine beiden hoffnungsvollen Neulinge und achtete darauf, dass wir uns ordentlich aufwärmten und den Schläger richtig hielten.  Obwohl im Programm steht, der Kurs richte sich an „Jugendliche und junge Erwachsene“, waren die Teilnehmer hauptsächlich Junggebliebene im besten Alter, die genauso munter über Rücken, Füße, Gelenke klagten. Da die Truppe eher überschaubar war, riss jeder Fehlende direkt ein klaffendes Loch und bedeutet für den Rest doppeltes Pensum. Zähne beißen war angesagt. Beim ersten Mal hatte ich so einen Muskelkater, dass ich meinen Arm tagelang kaum noch bewegen konnte. Ich bekam nicht mal mehr das Wechselgeld beim Bäcker auf der Theke gepackt und schummelte mich am nächsten Abend beim Turnen mehr schlecht als recht durch.

Jeder Termin, der eine Absage beim Badminton bedeutete, war höchst willkommen. Meinem Mann ging es auch nicht viel besser, sein Ischias meldete schärfsten Protest an. Arzt und Physiotherapeut hatten angesichts des sportlichen Fehlgriffs ohnehin schon die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen – aber des Mannes Wille ist nun mal sein Himmelreich. Wir schleppten uns von Mal zu Mal immer unglücklicher hin, und als mein Mann schließlich sagte: „Es hat keinen Zweck, ich höre auf“, wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen – wenn ich meinen Arm hochbekommen hätte.

Man muss den Tatsachen langsam ins Auge sehen: Mit zunehmendem Alter wird man immer knackiger, sagen zumindest die Knochen…Ich turne gern weiter bis zur Urne und halte mich fit. Aber ich bleibe bei meinen Leisten und lasse den Schläger getrost in der Ecke stehen. Treibe Sport – oder bleibe gesund. Das nennt man wohl schmerzhafte Erfahrung.

Von Andrea Floß

Hubertusmarkt in Bergheim

Ende naht…

Am 08.11.2015 ist verkaufsoffener Sonntag der Werbe- und Interessengemeinschaft Bergheim e.V. in der Bergheimer Innenstadt. Besucher, welche ein paar Runden auf dem Hubertusmarkt geschlendert sind, können im Anschluss ihre Einkäufe in der Innenstadt tätigen und das vielfältige gastronomische Angebote genießen. So lassen sich der Hubertusmarkt und der verkaufsoffene Sonntag gut verbinden.

Und wieder das schöne Abschlussfeuerwerk am Sonntagabend!

Anlässlich des verkaufsoffenen Sonntags am 08.11.2015 öffnet das
MEDIO-RHEIN-ERFT von 13
Uhr bis 18 Uhr exklusiv für Rollstuhlbenutzer seine behindertengerechte Toilette, damit auch Bürgerinnen und Bürger, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, sich am fröhlichen Treiben in der Innenstadt beteiligen und das attraktive Programm genießen können. Der barrierefreie Zugang ist über den Eingang auf dem Hubert-Rheinfeld-Platz möglich.

 

 

Fassanstich und Feuerwerk am Freitag, 30.10.2015

Am Freitag, 30.10.2015, zieht der Hubertusmarkt wieder viele Besucherinnen und Besucher aus der Region in seinen Bann. Ungefähr 100 Schausteller sorgen auf der größten Kirmes im Rhein-Erft-Kreis wieder für jede Menge Unterhaltung und kulinarische Genüsse. Wie jedes Jahr wird die schönste Woche des Jahres mit dem ersten Fassanstich eröffnet. Im Anschluss gegen 21:00 Uhr findet das spektakuläre Eröffnungsfeuerwerk statt. Am Sonntag, den 08. November, gegen 21:00 Uhr, verabschiedet sich der Hubertusmarkt ebenso feurig.

Öffnungszeiten sind werktags in der Zeit von 14:00 Uhr bis 22:00 Uhr und an den Sonn- und Feiertagen von 11.00 Uhr bis 22:00 Uhr. Am Sonntag, 1. November startet der Markt erst um 18 Uhr.

Nervenkitzel und alte Bekannte

Zwischen dem Autoskooter, Riesenrad und Breakdance besucht uns dieses Jahr wieder eine “alte Bekannte”: Die Schaukel “Nessy” ist beliebt bei Jung und Alt. Die Familie De Boer aus Holland wird wieder mit dem Coaster “Super Mouse” vertreten sein. Am Bahnübergang steht eine neue Geisterbahn, die auf zwei Etagen mit Figuren und Effekten der neuesten Generation gruselt. Neben rasante Überkopffahrten für starke Nerven und einem „7D-Kino“ wird auch die Familienfreundlichkeit groß geschrieben: “Willi der Wurm” wartet in der Ecke auf seinem Stammplatz und das hochmoderne „ Krumm- und Schiefbau“ lässt jedes Kind zum Baumeister werden.

Kleine Geschichtes des Hubertusmarkts

Um das Jahr 1500 stellte der Herzog von Jülich der Stadt Bergheim ein umfangreiches Privileg aus. Demnach sollten die Bürgern einen Anteil an den ihm gebührenden Einnahmen von drei Markttagen erhalten. Die Bergheimer hatten seit Stadtgründungstagen ursprünglich drei Jahrmärkte – St. Hubertus (3. November), St. Bartholomäus (24. August) und Halbfasten (4. Fastensonntag). Der Hubertusmarkt ist der einzige historische Markt, der sich bis in die Gegenwart erhalten hat.

Die erste Erwähnung findet sich in einer Kellnereirechnung des Jahres 1544/45. Auf dem Markt am Fest des heiligen Hubertus im Jahr 1544 wurden 22 Mark an Steuern und Stadtgeld (einer Art Standgebühr) eingenommen, von welchen der Kellner eine Mark und sechs Schillinge an die beiden Pförtner entrichtete und den Rest von 20 Mark und sechs Schillingen dem Herzog gut schrieb. Im Jahr 1669 werden auf dem Bergheimer Markt Händler erwähnt, die Tuche, Brot und Messer verkauften. Selbstverständlich gab es auch Bierhändler. Die seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts reicher fließenden Quellen überliefern als hauptsächliches Marktgut Kram-, Eisen- und Kurzwaren sowie Vieh.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mauserte sich der Hubertusmarkt zum reinen Volksfest. Vom Gelände des heutigen Amtsgerichtes verlagerte es auf die Freifläche, wo heute das Kreishaus steht. Als das gebaut wurde, zogen die Schausteller weiter zum heutigen Platz auf der Wiese vor dem Aachener Tor. Bis in die achtziger Jahre wurden Gerätschaften des täglichen Lebens wie Leitern, Scheren und Gartenbedarf angeboten, die heute nur noch auf den örtlichen Wochenmärkte zu finden sind. Dauerte der Markt früher nur einen Tag, durfte seit den fünfziger Jahren schon ein Wochenende gefeiert werden – und heute über eine Woche!
Mehr Infos: http://www.hubertusmarkt-bergheim.de/

Ein Hoch auf bunte Vielfalt!

Große Luftballonaktion für ein tolerantes Bergheim

Auch der Himmel wollte Bergheim lieber bunt und vielfältig statt Grau in Grau und ließ die Sonne über die große Luftballonaktion zum Abschluss der  „Woche der Vielfalt” scheinen.

Rund 200 Menschen – Kindergartenkinder, Schüler, Migranten, Flüchtlinge, ehrenamtlich Engagierte, Mitarbeiter von Organisationen und der Verwaltung – setzten vor dem Bergheimer Rathaus ein Zeichen für Toleranz und Respekt. Alle hörten auf das Kommando der Integrationsbeauftragten Karin Neugebauer und ließen ihre Wünsche für ein gutes Miteinander der Kulturen an bunten Ballons aufsteigen – vielfach verbunden mit den Hoffnungen auf eine bessere Zukunft und ein Leben in Frieden.

Die türkisch-islamische Gemeinde der Bergheimer Moschee schenkte Aşure aus, eine süße Suppe, die Noah einst nach der Sintflut aus den Resten seiner Vorräte gekocht haben soll. „Das passt zu dieser tollen Woche”, lachte Arife Altunay. Buntes Bergheimer Allerlei ist in jedem Fall besser als eintöniges Einerlei.

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Moschee im Dialog

Die Jugend lädt zum Austausch ein

Wer die Bergheimer Moschee in Quadrath-Ichendorf sucht, wird vergebens nach einem Minarett Ausschau halten. Das Gebetshaus der Türkisch-Islamischen DITIB Gemeinde ist in einem eher unscheinbaren Gebäude an der Fischbachstraße untergebracht. Umso prächtiger das Innere mit seinen funkelnden Kronleuchtern und der Bibliothek. Während der Veranstaltungswoche „Bergheim lebt Vielfalt“ lud die Jugendabteilung zu einer Führung und Austausch ein.

DSC04733  Dorit und Wolfgang Rütten waren mit ihren Enkeln und ihrem Besuch gekommen. „Wir engagieren uns in der Flüchtlingshilfe Bergheim und wollten schon lange einmal hierhin“, sagt Dorit Rütten. Schuhe ausziehen. Die dicken Teppiche scheinen jedes Geräusch zu schlucken. Der Besuch nimmt hinten unter der schön geschwungenen Holz-Balustrade Platz, während der Imam Ali Vural beginnt, die Suren aus dem Koran vorzusingen. „Allahu akbar“ – „Gott ist größer“. Die Gebetsnische gibt die Richtung vor: Alle Muslime lobpreisen Allah in Richtung Mekka, mal stehend, auf Knien, mal vorgebeugt bis die Stirn den Boden berührt, und immer in arabischer Sprache. Die Frauen sind während des Gebets im hinteren Bereich, dort gibt es auch ein paar Sitzgelegenheiten für Kranke und Gebrechliche.

Für Frieden und Völkerverständigung

DSC04728Zwischen den Pflichtgebeten, die fünf Mal am Tag stattfinden, steht die Moschee jedem offen – zum Nachdenken, zum Beten, zum Lesen im Koran oder einfach zum Ruhe finden. Nebenan gibt es auch einen kleinen Unterrichtsraum. Große Freude herrschte über das Gastgeschenk, das Friedenskoch Jalil Schwarz der Gemeinde als Geschenk überreichte: Ein Bild mit den 99 Namen von Gott, handgeschrieben, das er aus Ägypten mitgebracht hat. In Palästina geboren, engagiert sich der 79jährige aus Quadrath-Ichendorf mit seiner Organisation „Abrahamszelt“ seit Jahrzehnten für Frieden und Völkerverständigung.

Arife Altunay, die stellvertretende Jugend-Vorsitzende der DITIB-Gemeinde, beantwortete geduldig die Fragen der Anwesenden. Bei Kaffee, Tee und selbstgebackenen Plätzchen drehte es sich im Café gegenüber um Propheten, ums Fasten, um die Stellung der Frau und wie man sich richtig verhält.

DSC04736„Uns ist sehr am Austausch und Kontakt gelegen“, sagt die Medizinstudentin. Ob beim Frühlingsfest oder anderen Feiertagen – die Türen stehen jedem offen. Auch für die Flüchtlinge engagiert sich die Gemeinde sehr – sammelt Kleidung und Spenden, stiftet Fleisch zum Opferfest, organisiert Fahrten in die Moschee. Über das neue Schulhilfeprojekt sollen bedürftige Flüchtlingskinder in Bergheim mit Schulmaterial ausgestattet werden. „Miteinander teilen ist ein religiöser Grundgedanke, der uns alle verbindet“, so Arife Altunay.

Süßes zum Abschluss

Wie wohl auch die Liebe zu Süßigkeiten: Zur großen Luftballonaktion zum Abschluss der „Woche der Vielfalt“ am Freitag, 23. Oktober 2015, vor dem MEDIO wird Aşure gekocht – die süße Suppe aus Noah’s Zeiten, die in islamischen Ländern traditionell am zehnten Tag nach dem muslimischen Neujahrsfest serviert wird. Demnach soll der Prophet nach der überstandenen Sintflut aus den Resten seiner Vorräte dieses Festmahl aus weißen Bohnen, Kichererbsen, Weizen, Reis, Wasser, Rosinen, gehackten Nüssen, Granatapfelkernen und Puderzucker den Überlebenden serviert haben. Integration läuft eben immer auch über den Magen.

 

Internationale Bibliothek

Ein Stück Heimat mitten in Bergheim

Die Stadtbibliothek Bergheim hat ihr fremdsprachliches Angebot erweitert und bietet auf Anfrage auch kostenfreie Führungen in arabischer, französischer und englischer Sprache an. Damit haben Flüchtlinge und Asylbewerber einen festen Anlaufpunkt mitten in der Kreisstadt, in dem sie nach Herzenslust schmökern, Deutsch lernen, sich informieren und im Internet surfen können. Anlässlich der Veranstaltungswoche „Bergheim lebt Vielfalt“ zeigten Hausherr Werner Wieczorek und seine Stellvertreterin Lisa Joos eine Gruppe junger Flüchtlinge aus Syrien ihre Schätze und stellten auch gleich für alle Bibliotheksausweise aus. Drei Monate sind sie kostenlos.

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Aller Anfang ist schwer

Izmir ist der einzige Albaner in der Gruppe. „Ich will arbeiten – zu Hause gibt es für mich nichts“, erzählt der 22jährige. Mit 40 anderen jungen Männern wohnt er in den Unterkünften für Erntearbeiter im Hallerhof bei Oberaußem – so idyllisch es draußen vor der Stadt auch ist, irgendwie ist es Niemandsland, fernab von allem. „Das ist sicher nicht optimal, aber wir haben einfach keinen Platz mehr“, erkklärt Renata Radu, Mitarbeiterin der Stadt Bergheim, die die Gruppe begleitet. Zehn Neuankömmlinge kamen heute dazu, am Montag werden noch einmal 61 erwartet, von denen die Hälfte auf dem Hallerhof untergebracht werden soll. Auch zwei Paare sind dort untergekommen – „das versuchen wir möglichst zu vermeiden“, so Frau Radu. Kindergarten, Schule, Ärzte, Menschen, mit denen man sich austauschen kann – alles ist weit weg. „Viele haben Angst“, erklärt Frau Radu. Als der Rauchmelder einmal losging, brach sofort Panik aus. Die Bilder vom Krieg in Syrien, von Brandanschlägen und Bombenangriffen, sind noch zu nah.

Lesen und Schreiben lernen

In einer Ecke der Bibliothek wird fleißig gelernt. Gestern haben die Alphabetisierungskurse der VHS begonnen. Männer und Frauen üben mit Elena Wiens von der VHS Lesen und Schreiben, weil sie das als Kinder nicht nicht gelernt haben. Die meisten kommen aus dem Irak, einige auch aus Afghanistan. Die Stifte fliegen über das Papier, alle sind sehr konzentriert und üben sorgsam große I’s und EM’s.

Fanar Mamo, 21, übersetzt. Er ist schon seit zwei Jahren in Bergheim, sein Asylantrag ist gerade anerkannt worden. Geduldig beantwortet er die vielen Fragen seiner Landsleute. Ein arabisch-deutsches Lexikon, Lehrbücher und Bilderbücher, die Ausleihkörbe sind am Schluss randvoll. Klasse finden es die Teilnehmer der Internationalen Führung auch, dass sie kostenlos die Computer nutzen dürfen – oft die einzige Chance, mit den Lieben zu Hause Kontakt aufzunehmen.

 

Thementag “Flucht und Asyl”

In Bergheim angekommen

Halbzeit in der „Woche der Vielfalt“. Integrationsbeauftragte Karin Neugebauer hatte Akteure, Experten und freiwillig Engagierte zum Austausch in Bergheimer Medio geladen. Beim Thementag „Flucht und Asyl“ konnten Bürger Fragen stellen und sich ausführlich über Projekte und Hilfsangebote informieren. Im Erzählcafé kamen Migranten, Ehrenamtler und Fachleute miteinander ins Gespräch. Moderator und Netzwerker Sedat Sari, der selbst aus einer türkischen Familie kommt, führte locker durch das Programm.

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Jung, motiviert und voller Tatendrang

Der Syrer Shirko Mamo ist erst seit drei Monaten hier. Der 26jährige, der mit seinem Vater in der Türkei festgehalten worden war, floh zu Fuß über die Balkanrute und war glücklich, nach drei Jahren endlich seine Mutter und seine drei jüngeren Brüdern (15, 16, 21) in Bergheim wiederzusehen. Im Zuge der Familienzusammenführung konnte jetzt auch sein Vater nachkommen. Der Mathe- und Physiklehrer will die Arbeit der internationalen Klasse am Gutenberg-Gymnasium ehrenamtlich unterstützen.

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Shirko (links) mit seinem Bruder Fanar

Geschockt war Shirko, dass sein kleiner Bruder in den zwei Jahren in Deutschland nur radebrechend Deutsch sprach und – geparkt in der Hauptschule –wohl eher schlechte Zukunftschancen hat. „Wir wollen lernen und nicht einfach nur als Problem gesehen werden“, sagt der ausgebildete Computerspezialist. Zum Nichtstun verurteilt sein, nicht arbeiten zu können und keine Aussichten zu haben, ist für ihn unvorstellbar. Deutschland sei das einzige Land, das die Tür für Flüchtlinge öffnet. Dafür sei er sehr dankbar und will gern etwas zurückgeben. So arbeitet er gerade mit Daniela Hermes aus Bergheim an einem E-Learning Sprach-Programm. Die Lernsoftware soll hoch­motivierten Flüchtlingen mit Computerkenntnissen die Integration erleichtern.

 

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Milizia aus Serbien (r.) erzählt Heidi Justen-Königs ihre Geschichte

Milizia, 21, kommt aus Serbien. Die junge Frau floh mit ihrem Mann. Der ausbebildete Automechaniker war beim Militär und wollte nicht länger mit Gewehren an der Grenze auf andere Menschen zielen oder sein Leben in minenverseuchtem Gelände aufs Spiel setzen. Sie selbst verlor bei einem gewaltsamen Überfall ihr Baby. Seit sieben Monaten in Quadrath-Ichendorf ist sie endlich in Sicherheit und hat sogar etwas Deutsch gelernt. Ihr größter Traum: Wieder als Erzieherin arbeiten. In Frieden leben und keine Angst mehr haben.

„Haltung zeigen”

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Kimberley Colegrove vom Kinderhilfswerk UNICEF

Auch Kimberley Colegrove, ehrenamtliche Leiterin der UNICEF-Arbeitsgruppe in Köln, ist eine „Dazugekommene“. Die US-Amerikanerin lebt seit 31 Jahren in Köln und schätzt an den Deutschen besonders ihre Fähigkeit zum Krisenmanagement. „Wenn ein Land diese schwierige Situation meistern kann, dann ist es Deutschland“, sagte sie in ihrem bewegenden Vortrag über Flüchtlingskinder. Jeder vierte Asylbewerber in Europa sei minderjährig. Doch ihre Rechte würden oft missachtet. In NRW sind Flüchtlingskinder beispielsweise erst dann schulpflichtig, sobald sie einer Kommune fest zugewiesen sind, also nicht länger in einer Landeseinrichtung wie z.B. der Dreifachturnhalle am Gutenberg-Gymnasium untergebracht sind. Je nach Aufenthaltsdauer bedeutet dies eine Verzögerung über mehrere Monate, je nach Herkunftsland noch länger. „Kinder werden leicht übersehen – es liegt an jedem einzelnen, Haltung zu bewahren und sich für die Menschenwürde einzusetzen“, so Frau Colegrove.

Von Andrea Floß

 

Sprache von Anfang an

Deutschkurse helfen beim Ankommen

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Reger Erfahrungsaustausch im MEDIO

Menschen aus 106 Nationen leben in Bergheim. Ohne Deutschkenntnisse keine Integration – da sind sich alle einig. „Gleichgültig, ob sie hier bei uns bleiben oder nicht, wir wollen jedem Neuankömmling Sprache von Anfang an mit auf den Weg geben“, so der Beigeordnete Klaus-Hermann Rössler. Im Rahmen der „Woche der Vielfalt“ trafen sich am Dienstag, 20.10.15, Dozenten und freiwillig engagierte Lehrkräfte im MEDIO zu einem ersten Ehrfahrungsaustausch.

Nachhaltige Sprachförderangebote für Flüchtlinge und Asylbewerber in den Stadtteilen sowie eine bessere Vernetzung der Akteure sind das erklärte Ziel der Bergheimer Integrationsbeauftragten Karin Neugebauer. „Viele hier sind als Einzelkämpfer unterwegs – hier gibt es noch viel Koordinationsbedarf“, will sie Brücken bauen.

Jeder dritte der rund 63.000 Bergheimerinnen und Bergheimer hat ausländische Wurzeln. Hinzu kommen aktuell 550 Asylbewerber und 150 Flüchtlinge, die in der Turnhalle am Gutenberg-Gymnasium untergebracht sind. „Viele kämpfen noch mit den traumatischen Erlebnissen ihrer Flucht, fühlen sich fremd in der neuen Umgebung und haben große Sorgen, was ihre Zukunft angeht“, sagt Karin Neugebauer. Dass sie vor diesem Hintergrund den Kopf nicht freihaben, um Grammatik zu pauken, liegt auf der Hand. Lektorin Iris Fechner plädierte für das „Thannhauser Modell“, das in Bergheim schon vielfach zum Einsatz kommt. Das  Lehrbuch für Asylbewerber vermittelt nicht nur alltagstaugliche Deutschkenntnisse, sondern wirbt auch für mehr Gelassenheit und eine entspannte Lernatmosphäre.

Willkommenskurse und Alphabet

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Vielfältiges Angebot

Damit die Zuwanderer sich schnell zu Hause fühlen und bei uns zurechtfinden, startete die Stadt Bergheim im Juni Willkommenskurse. Sieben Träger bieten je nach Kenntnisstand der Schützlinge Alphabetisierungs- und Deutschkurse an. Den geschulten Sprachlehrern stehen ehrenamtliche Helfer zur Seite, die die Sprachschüler verständnisvoll begleiten, bei Hausaufgaben, Prüfungsvorbereitungen und Alltagsfragen helfen. Die größte Herausforderung ist die Heterogenität der Gruppen – Menschen mit Hochschulabschluss und Menschen, die nie Lesen und Schreiben gelernt haben, unter einen Hut zu bringen. Die Schüler sind zum größten Teil Erwachsene. An Grund- und Hauptschulen gibt es außerdem Integrationsklassen für Kinder. In Bergheim SüdWest haben sich die Anbebote im FUNtastik und im Integrationsbüro etabliert, ebenso wie die im Stadtteilladen Quadrath-Ichendorf. Das „Café Palaver“ spricht vor allem Frauen mit Migrationshintergrund an.

Deutsch mit Mama und Papa

Seit September läuft das vom Land geförderte Projekt „Ich lerne Deutsch mit Mama und Papa“ in Kooperation mit dem Jugendamt und dem ASH Sprungbrett. In den alltagsorientierten Deutschkursen drücken Eltern zusammen mit ihren Kindern die Schulbank. Beteiligt sind sieben Bergheimer Grundschulen in Quadrath-Ichendorf, Kenten, Ahe, Bergheim-Mitte und Niederaußem sowie die Hauptschule. Während kleinere Geschwisterkinder im Nebenraum von Ehrenamtlerinnen betreut werden, pauken die Größeren in der Klasse nebenan mit Mama oder auch Papa Deutsch. Der Unterricht ist eher praktisch orientiert: Wie heißen die Dinge im Schulmäppchen? Wie macht man deutlich, wenn man „auf Toilette“ gehen möchte? Was sagt man, wenn einem etwas weh tut? Wie heißen die zum Teil fremden Lebensmittel? Wie gibt man auf Deutsch die eigene Telefonnummer an? Lieder, kleine Alltagsinszenierungen, rhythmisches Sprechen und Spiele lockern auf und vermitteln nebenbei niederschwellige Sprachkenntnisse. Im Miteinander Singen oder rhythmischen Sprechen werden nicht nur elementare Satzmuster eingeübt, sondern auch Sprachmelodien erlernt und phonetisch richtige Laute erprobt.

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Das Angebot der Stadbibliothek kam an

„Es ist wirklich großartig, was Sie hier leisten“, lobte Karin Neugebauer das Engagement der hauptamtlichen und freiwilligen Helfer. Partner der Verwaltung sind beispielsweise die VHS, das Anton-Heinen-Haus, ASH-Sprungbrett, die AWO oder die Stadtbibliothek. Letztere will  durch ihr erweitertes fremdsprachliches Medienangebot und Führungen in englischer, französischer und arabischer Sprache eine zentrale Anlaufstelle sein. Wie finden ausgebildete Sprachlehrer und engagierte Ehrenamtler zusammen? Wo gibt es gutes Lehrmaterial und finanzielle Mittel? Wo gibt es noch freie Kursräume? Wie erfahren Flüchtlinge und Asylbewerber von geeigneten Angeboten in ihrer Nähe? Warum brechen einige den Unterricht schnell wieder ab? Die Teilnehmer am gestrigen Dienstag waren sich jedenfalls einig, dass sich ein regelmäßiger Austausch zu diesen Themen lohnt.

Von Andrea Floß

Erfahrungsbericht unseres Redaktionsmitglieds Christa Commer, die sich im Stadtteilladen Quadrath-Ichendorf engagiert

„Bergheim ist bunt, vielfältig und tolerant“

Interview mit der Integrationsbeauftragten der Stadt Bergheim, Karin Neugebauer

DSC04555Seit 2008 hält die Integrationsbeauftrage Karin Neugebauer die Fäden in der Hand, um das Zusammenleben der Generationen und Kulturen in Bergheim zu gestalten. „Integration gelingt nur gemeinsam“, versteht sich die gebürtige Münsterländerin als Brückenbauerin. Mit der „Woche der Vielfalt“ vom 19.-23.10.2015 will die Kreisstadt Bergheim ein Zeichen setzen und Fachleute, Bildungseinrichtungen, Initiativen und freiwillig Engagierten besser vernetzen. Mit Karin Neugebauer sprach unsere Redakteurin Andrea Floß:

Was ist das Ziel der aktuellen Veranstaltungswoche „Bergheim lebt Vielfalt“?

Die Kreisstadt Bergheim rückt eine Woche lang das Thema Migration und Integration in den Mittelpunkt. Jeder Dritte der rund 63.000 Bürgerinnen und Bürger hat eine Zuwanderungsgeschichte. Wir wollen erreichen, dass vor dem Hintergrund des aktuellen Flüchtlingsstroms nicht nur die Probleme, Grenzen und Herausforderungen gesehen werden, sondern auch die große Bereicherung, die das Zusammenleben der Kulturen für unsere Stadt bringt.

Die Ausstellung „anders – cool“, die gerade im MEDIO gezeigt wird, zeigt  Lebensgeschichten von Jugendlichen, die hier ihre Heimat gefunden haben. Was können wir tun, damit Integration gelingt?

In einem neuen Land ist erst einmal alles fremd. So verschieden die Sprachen sind, sind im Einzelfall auch die Bildung, Beruf und sozialer Status. Wir müssen uns bewusst machen: Jeder einzelne bringt seine ganz persönlichen Fähigkeiten mit und braucht individuelle Unterstützung, um sich hier Zuhause zu fühlen – Sprachkurse, Jobberatung, Hilfe bei der Wohnungssuche oder auch medizinische Betreuung. Hier in Bergheim leisten zahlreiche Initiativen und Vereine – hauptamtlich oder ehrenamtlich – wirklich großartige Arbeit. Hier gilt es, diese Angebote vor Ort noch besser zu vernetzen und gemeinsam zu gestalten. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle auch an alle Engagierten!

Was passiert beim Thementag „Flucht und Asyl“ am Mittwoch, 21.10., im Medio?

Im Zentrum steht die Begegnung – es geht darum, mit einander und nicht nur über einander zu sprechen. Experten beantworten die Fragen von Bürgern – beispielsweise „Was heißt das eigentlich – Recht auf Asyl“ und welche Maßnahmen sind nötig, damit Flüchtlinge in unserer Gesellschaft ankommen? In den offenen Foren kommen Migranten, Akteure und freiwillig Engagierte zu Wort und erzählen ihre Geschichte. Es lohnt sich also auf jeden Fall vorbeizukommen, sich zu informieren und auszutauschen.

Höhepunkt ist die große Luftballon-Aktion am Freitag, 23.10., auf dem Hubert-Rheinfeld-Platz. Wie kann ich da mitmachen?

Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen vorbeizukommen und ihre Wünsche für ein gutes Zusammenleben auf Postkarten zu schreiben. Die werden wir dann an Luftballons in den Himmel steigen lassen und damit ein Zeichen setzen für ein buntes, vielfältiges und tolerantes Bergheim. Abends findet dann im Medio als krönender Abschluss das große Festival „Vielfalt ist cool“ statt. Vier junge Bands aus der Region mit ganz unterschiedlichen kulturellen Wurzeln spielen Rock, Pop, Funk und Soul – Musik baut Brücken.

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