Ein bisschen Kunst zum Frühstück?

Eine tolle Veranstaltungsreihe in der Glessener Malschule

Frühstück mit einer Unbekannten? Warum nicht, dachte ich mir und gönnte mir einen Vormittag in der Glessener Malschule. Jeden zweiten Donnerstag im Monat öffnet Marie-Thérèse Breyer ihr Atelier in der Hohe Straße und lädt ein zu einer ganz besonderen Veranstaltung. Beim Kunst(früh)stück kann man die Geschichte und das Leben bekannter und weniger bekannter Künstlerinnen kennenlernen und dazu ein länderbezogenes Frühstück in lockerer Atmosphäre genießen.

Frida Kahlo, Camille Claudel oder Niki de Saint Phalle hat man ja vielleicht schon mal gehört. Aber Maria Cosway? Die Gute wurde 1760 als Tochter eines Engländers und einer Italienerin in Florenz geboren, lernte malen mit acht und kopierte mit 13 schon die Meisterwerke in den Uffizien. Nach dem Tod ihres Vaters ging die Familie nach London, wo das junge Mädchen dem zwanzig Jahre älteren Künstler Richard Cosway vorgestellt wurde. Statt ins Kloster zu gehen, wovon sie eigentlich träumte, heiratete sie den Lebemann und Salonlöwen und begnügte sich mit einem Leben als Anhängsel.

Putten und Parma-Schinken

Er erlaubte seiner begabten Ehefrau etwa nicht, dass sie ihre Bilder verkaufte. Auf dem Selbstporträt kann man ihr ansehen, was sie davon hielt – verschränkte Arme, ein trotziger Blick und glühende Wangen sprechen Bände – ihr „italienisches Temperament“. Als begabte Musikerin, hervorragende Gesellschafterin, Malerin von allegorischen Motiven und Miniaturporträts brachte sie es zu einiger Berühmtheit. Mehr noch als von ihrer Kunst, die manche Kritiker als „höchst wechselhaft“ verspotteten, machte sie als Kurzzeitaffäre von Thomas Jefferson von sich reden, dem späteren amerikanischen Präsidenten. Es war Liebe auf den ersten Blick, als sie sich in Paris begegneten, hielt aber nur sechs Wochen und gipfelte in einem lebenslangen Briefwechsel. Maria ging später noch bei den Napoleons ein und aus gründete eine Mädchenschule in Paris und Lodi bei Mailand, wo sie 1838 starb.

 

 

Neben Engeln, dicken Putten und wallenden Gewändern wurden Tramezzino, Cornettos, Ciabatta, Mortadella, Oliven, Parma-Schinken, Mozzarella, Tomaten und natürlich Basilikum gereicht – ein italienisches Frühstück vom Feinsten, liebevoll aufgetischt von „Kaltmamsell“ Horst Breyer, der auch für die Technik zuständig ist und am Beamer Filme und Fotos vorführt. Ein landestypisches Frühstück zu zaubern ist für ihn jedesmal wieder auf’s Neue eine Herausforderung, der er sich gern stellt. Mexikanisch, Russisch und demnächst auch noch Argentinisch …alles kein Problem für Horst. Die Teilnehmer sind meist Stammgäste, die lieber die Kunst so entspannt genießen als selber den Pinsel zu schwingen. Einen „Quotenmann“ gibt es natürlich auch – Herr Weichselbaumer, ein ehemaliger Steinmetz aus Niederaußem, ist vielseitig künstlerisch interessiert und lässt sich kein Treffen entgehen.

Malkurse für Jung und Alt

Und die Frau des Hauses? Die gebürtige Niederländerin Marie-Thérèse Breyer malt schon seit Kindertagen. Die ersten Zeichnungen entstanden mit Kohle, Kreide, Tusche und Buntstiften bereits in ihrer Jugend. Um ihr Talent weiter zu vervollständigen besuchte sie verschiedene Seminare und Workshops und absolvierte ein Studium in Ölmalerei. Das Atelier in Glessen war „ein Glücksfall“, da es durch Tageslicht von oben ideale Lichtverhältnisse zum Malen und Werken bietet. „Ich bin immer wieder stolz darauf, Kindern und Erwachsenen den Blick für die Kunst zu öffnen, ihnen theoretische und praktische Kenntnisse zu vermitteln“, so die Künstlerin, die seit 2008 Malkurse in Glessen anbietet.

Wie wär’s – das nächste Mal vielleicht mit Berthe Morisot, Mary Cassatt, Marie Bashkirtseff oder Suzanne Valadon zum Frühstück in Glessen?

Andrea Floß

www.glessener-malschule.de

 

 

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