Seelenleben …

Unser Körper wächst, bis er das von den Genen festgelegte Maß erreicht hat.

Wir selbst, das geistige und seelische Wesen in uns, haben eine solche Grenze nicht.
Unser ganzes Leben lang können wir weiter wachsen bis an unser Ende, und würden wir noch so alt.
Nun mag sich Mancher fragen: Wo wachse ich eigentlich? Was an mir wächst?
Schnell lässt man sich entmutigen und sieht kein Wachstum.
Einer klagt, er könne sich beim Gebet nichts vorstellen. Er spürt kein Gegenüber, auch nicht nach vielen Versuchen. Es bleibe dabei, dass die Worte ungehört verhallen. In Wahrheit geht ihm bei seinen Versuchen auf, wie arm und unentwickelt sein Empfinden überhaupt ist. Aber das kann bereits ein Zeichen dafür sein, dass etwas wächst. Denn die meisten Menschen sehen ihr Leben lang nicht, welcher Mangel da herrscht.
Einer klagt, er könne einen Gedanken nicht festhalten. Wenn er sich sammeln wolle, würde eine Gedankenflut ihn überschwemmen. In Wahrheit geht ihm nur auf, was er bisher nicht gemerkt hatte: wie unkontrolliert seine Gedanken überhaupt hin und her flattern. Dies zu bemerken ist schon ein Fortschritt, den auch nicht alle Menschen erzielen.
 Aber wer kann darüber urteilen, ob in ihm etwas wächst? Für sehr vieles, was an uns geschieht, haben wir die Augen nicht oder noch nicht. Das entscheidende Wachsen der Seele vollzieht sich quasi hinter unserem Rücken. Wachstum ist eben keine Zauberei.Es besteht am Anfang darin, dass uns das Große groß wird und das Nutzlose nutzlos und dass wir beginnen, uns darauf einzustellen. Wer sich nach dem ausstreckt, was groß ist, und das Kleine loslässt, wächst.
von Irene Wendel
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