Das schwarze Schaf …

Zur Zeit, als Jesus Christus in Bethlehem geboren wurde, gab es dort einige Schafherden. Das trockene Land hätte nicht mehr ernähren können und das Wasser auch nicht für große Herden gereicht. So waren die Tiere für die Besitzer kostbar und die Hirten hegten und pflegten sie… zumindest die weißen Schafe. Aber das galt auf keinen Fall für Hannes, das schwarze Schaf.

Schwarze Wolle wollte niemand und so mochten die Hirten Hannes nicht und so hatte er ein schweres Leben. Der Hütehund durfte ihn ungestraft zwicken, die Hirten ließen ihre schlechte Laune an ihm aus und die anderen Schafe mobbten ihn. Sie blökten schlecht über ihn, schubsten ihn von den besten Grasstellen weg und traten ihn unauffällig gegen das Schienbein. Sie erzählten, dass es die Bosheit oder die Dummheit wäre, die ein Schaf schwarz werden ließe.

So musste Hannes ein Einzelgänger sein und dazu ziemlich dünn. Das war aber wiederum ein Glück, denn so sagte der Metzger…der taugt noch nicht mal für den Kochtopf.

An jenem Abend, als ihnen ein Engel erschien, schliefen die meisten bereits.
So kam es, dass Hannes, der noch hellwach war, sich mit zu dem Trüppchen drängte, das mit den Hirten das Kind im Stall und seine Eltern besuchte.

Hannes war neugierig, hatte aber Angst, die Hirten und die anderen Schafe würden ihn nicht nach vorne lassen. So drückte er sich in eine Ecke des Stalles hinter den Esel. So konnte er alles beobachten und einmal sah ihm sogar das Christkind in die Augen. Hannes war so glücklich.

Als irgendwann das Getümmel zu viel wurde, sagte Maria, dass das Kind jetzt Ruhe brauche. Sie schloss die Stalltür, stillte das Baby und kuschelte sich an Josef, denn nachts wurde es empfindlich kalt.

Aber den Hannes hatte sie einfach übersehen, er war ja schwarz und im Stall brannte nur eine Laterne…

Als auch der Esel leise schnarchte, ging Hannes auf leisen Sohlen zum Kind in der Krippe. Sanft berührte sein weiches Maul das Baby und dieses schmiegte sich an Hannes flauschigen Kopf. Die Händchen griffen entzückt in die schwarzen Löckchen und er legte sich ganz vorsichtig mit in die Krippe.
Kaum traute er sich zu atmen und er hielt das Kind mit seiner warmen Wolle kuschelig warm bis zum Morgen.

Und als Maria und Josef das sahen, durfte er bleiben und von da an hatte das Christkind ein Herz für schwarze Schafe, denn oft sind die ja die nettesten.

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