Der KreisSportBund Rhein-Erft e.V. bringt die Vereine auf Kurs
Wer sich viel bewegt, bleibt länger fit und ist weniger krank. Aktive Menschen fühlen sich besser und sind weniger stressanfällig. Studien zeigen, dass regelmäßige sportliche Bewegung chronische Erkrankungen und sogar Demenz vorbeugen kann. Auch bereits Erkrankten tut die Bewegung gut und hilft, elementare Fähigkeiten und die Selbständigkeit zu bewahren. In den Alters- und Pflegeheimen gibt es bereits entsprechende Angebote, doch jetzt sollen auch die Sportvereine auf Kurs gebracht werden. Der KreisSportBund Rhein-Erft e.V. führt erstmalig im Rhein-Erft-Kreis eine neue Weiterqualifizierung für Übungsleiter durch, damit Demenzkranke die Möglichkeit haben, so lange wie möglich am Ball zu bleiben – auch in ihrem Verein.
Der demographische Wandel macht auch vor dem organisierten Sport nicht halt. Gerade in den Senioren-Gruppen, die seit Jahren zusammen trainieren, ist das Thema Demenz zunehmend ein Thema. „Die Kurse altern gemeinsam“, weiß Helga Bajohr, die beim KreiSportBund Rhein-Erft e.V. für das Programm „Bewegt ÄLTER werden in NRW!“ zuständig ist. Verbog man sich gerade noch kunstvoll nebeneinander auf der Turnmatte oder spornte sich gegenseitig zu Höchstleistungen an, fällt das Training im Alter zunehmend schwerer, alle Knochen und Gelenke tun weh, selbst einen Ball zurückwerfen klappt nicht immer. Aus Scham, nicht mehr richtig mithalten zu können, gehen viele dann gar nicht mehr zum Sport. „Ein Fehler“, findet Helga Bajohr, denn Sport und soziale Kontakte tun in jedem Alter gut.
Bewegt älter werden
Im Netzwerk mit seinen 400 Mitglieds-Vereinen hat es sich der KreisSportBund Rhein-Erft e.V. auf die Fahne geschrieben, Bewegung in das Leben der Bürgerinnen und Bürger zu bringen und die Teilhabe aller Menschen zu ermöglichen. Es ist nie zu spät – wohldosierter Sport erhöht die Lebenserwartung, bringt Sicherheit aufgrund verbesserter Gehirn- und kognitiver Funktionen, verhindert Krankheiten und entspannt. Bessere Wahrnehmung und höhere Kraft mindern auch die Sturzgefahr.
Als Dachverband und anerkannter Bildungsträger initiiert der KSB, der auch Mitglied in der Lokalen Allianz für Menschen mit Demenz in Bergheim ist, Bewegungsangebote für jedes Alter, zur Prävention oder im Reha-Bereich, Infoveranstaltungen und Fortbildungen. „Wer bewegt durch’s Leben geht, hat die allerbeste Sturzprophylaxe“, lernen etwa die Teilnehmer an den Fortbildungen des KSB „Mit Hand und Fuß rhythmisch durch’s Leben“ und Yoga mit geführter Tiefenentspannung geht notfalls auch im Sitzen auf dem Stuhl, „Finger-Yoga“ dient der Aktivierung und der Koordination der Gehirnhälften. Gleichgewichts- und Koordinationsschulung sowie Muskelaufbau und Stabilisationstraining hilft Bewegungen ökonomischer auszuführen und flexibler auf Alltagssituationen zu reagieren.
Demenz herauszögern
Als erfahrene Übungsleiterin in Kerpen und in Brüggen freut sich Helga Bajohr über jedes „kleine Wunder“ in ihrem Kurs – wenn eine ältere Damen und Herren auf einmal wieder ihren Namen schreiben kann, oder andere, die kaum noch laufen können, sich zu den gemeinsamen Stunden wieder aufrappeln. Egal, ob Stuhlgymnastik, Übungen für Gedächtnis, Kreislauf oder Fingerbeweglichkeit, „Jeder in der Gruppe versucht mitzumachen, hat großen Spaß und vergisst seine Krankheit und seine Schmerzen für den Moment.“
Neue Reha-Ausbildung Neurologie
Deshalb bietet der KSB, erstmalig im Rhein-Erft-Kreis, eine Reha-Ausbildung Neurologie an, die Ende September in Frechen startet (Anmeldungen sind noch möglich).
Zielgruppe: ÜL-C; Gymnastiklehrer, Physiotherapeuten, die am Basismodul Rehabilitation erfolgreich teilgenommen haben oder im Besitz einer gültigen DOSB-Lizenz “Sport in der Rehabilitation” sind.
Notice
Anmeldungen online unter www.ksb-rhein-erft.deKontakt und Info: Heike Bertram, Chaunyring 11, 50126 Bergheim
Telefon 02271/707439; E-mail: heike-bertram@ksb-rhein-erft.de
Im Fokus der Ausbildung, steht nicht nur die Demenz, sondern auch andere Erkrankungen wie Epilepsie, Multiple Sklerose, Zerebrale Bewegungsstörungen, Parkinson, Schlaganfall oder Lähmungen. Ziel ist es, für diese Krankheiten zu sensibilisieren und Betroffenen nach Möglichkeit die Teilhabe in bestehenden Sportkursen zu ermöglichen, etwa durch die direkte Ansprache, Struktur, Orientierung und Rituale. Niemanden überfordern und Erfolgs-erlebnisse schaffen ist dabei ebenso wichtig wie biographisches Arbeiten und Musik. „Gezielte, regelmäßige Bewegung kann den Beginn von Demenz auf Jahre hinauszögern – und das Leben macht wieder Freude“, so Tina Niedziella zum Konzept.
Notice
Tipps des KSB:
„Es ist nie zu spät etwas Gutes für sich zu tun“:
- Seien Sie in allen Lebensaltern körperlich, geistig und sozial aktiv.
- Leben Sie in allen Lebensaltern gesundheitsbewusst.
- Nutzen Sie Vorsorgemaßnahmen.
- Nutzen Sie freie Zeit, um Neues zu lernen.
Bewegung dient Körper, Geist und Seele!
Bewegung, Spiel, Sport und Entspannung haben in jedem Alter vielfältige positive Auswirkungen. Sie fördern körperliche Beweglichkeit, bringen Spaß, wirken ausgleichend auf die Psyche, stärken Selbstwahrnehmung und Selbstbewusstsein.
Bewegung dient der Bewältigung des Alltags!
Die Erfahrungen, die gemacht werden, lassen sich auf den Lebensalltag übertragen. Bis ins hohe Alter bleiben Menschen vitaler, kommunikativer, sind im Alltag sicherer und erhalten sich die Fähigkeit, ihr Leben selbst zu gestalten.
Bewegung dient dem Wohlbefinden
Der soziale Kontakt in der Gemeinschaft trägt zu Wohlbefinden und Lebensqualität bei. Einsamkeit ist in höherem Alter heute weit verbreitet. Gemeinsam statt einsam ist das Credo.
Sport und Bewegung im Alltag:
- regen die Durchblutung an und das Gehirn bekommt mehr Sauerstoff
- senken den Blutdruck und den Cholesterinspiegel
- verhindern Übergewicht
- beugen der Zuckerkrankheit, Herzinfarkten und Schlaganfällen vor
- schützen vor Gefäßverkalkungen und damit Demenz
- beugen depressiven Verstimmungen vor
- regt den Stoffwechsel im Gehirn an – die Nervenzellen sind aktiver
Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in Bergheim und im Rhein-Erft-Kreis
In Deutschland leben derzeit fast 1,6 Millionen Demenzkranke, zwei Drittel haben Alzheimer. Jahr für Jahr kommen etwa 300.000 Neuerkrankungen hinzu. Eine Demenz tritt zwar besonders im höheren Alter auf, trifft aber auch immer mehr Menschen unter 60. Eine ursächlich wirksame Behandlung ist noch nicht möglich. Auch im Rhein-Erft-Kreis steigt die Anzahl der Betroffenen stetig.
Im November 2014 gegründet, setzt sich die Lokale Allianz für Menschen mit Demenz in Bergheim dafür ein, das Tabu um die Krankheit zu brechen und die Situation von Patienten und Angehörigen zu verbessern. Das Netzwerk aus Institutionen und freiwillig Engagierten hat zahlreiche neue Angebote auf den Weg gebracht und bietet Informationen, Beratung, Entlastung und Hilfe. In der 4. kreisweiten Demenzwoche vom 21. – 28. April stellen sich die Akteure vor und laden zum Mitmachen ein. Im Fokus stehen diesmal „Kultur und Demenz.“
Mitmachaktion und Fortbildungen
Menschen mit Demenz, Angehörige und Interessierte sind herzlich eingeladen zur Mitmachaktion der Lokalen Allianz Bergheim in der Stadtbibliothek (Mittwoch, 25. April von 14 – 18 h). Unter dem Motto: „Lebensfreude mit Demenz – Kultur mit allen Sinnen begegnen“ wird das breite Angebot vorgestellt: Vorlesen, Tanzen, Theater, Malen, Musik, Sport, ein Quiz und Clownereien.
Alltags-Fitness-Test (AFT)
Interessierte haben dort außerdem die Möglichkeit, den Alltags-Fitness-Test (AFT) des KreisSportBund Rhein-Erft e.V. mitzumachen: Der Fitness-Test wurde auf Grundlage aktueller sportwissenschaftlicher Erkenntnisse für Menschen ab 60 Jahren entwickelt. Die Bewegungsübungen lassen sich leicht im Alltag umsetzen und machen Spaß.
Das ganze Programm der Demenz-Woche unter www.rhein-erft-kreis.de/pflege