Gassi-Geher in Glessen setzen ein Zeichen
Drei- bis viermal täglich geht Ute Libertus mit ihrer Schnauzer-Terrier Mischung Lucy Gassi. Die Tierbetreuerin aus Glessen kennt mittlerweile jeden Baum und jeden Strauch auf ihren Spazierwegen durch den Ort und in den Feldern. Nach einem Schlaganfall gehbehindert, würde es der 49jährigen jedoch nicht im Traum einfallen, die Hinterlassenschaften ihrer Vierbeiner einfach liegen zu lassen oder samt Tüte in die schöne Landschaft zu werfen. Genervt von den vielen Häufchen auf den Wegen und den zunehmenden Anfeindungen von verärgerten Passanten sagte sie dem Hundekot in Glessen jetzt den Kampf an: Die Aktion „Wir tun’s!“ wirbt für die ordnungsgemäße Entsorgung im Mülleimer und belohnt das richtige Verhalten mit einem witzigen Ansteck-Button und einer Urkunde.
Erstes Projekt der Bürger.Mit.Wirkung in Glessen
Bei der Bürger.Mit.Wirkung Auftakt-Veranstaltung am 8. Mai fasste sich Ute Libertus – sonst eher keine große Rednerin – ein Herz und sprach das Thema „Sauberkeit“ vor großer Runde mit Verwaltungsmitarbeitern und dem Bergheimer Bürgermeister Volker Mießeler an. Die breite Zustimmung machte ihr Mut. Beim Nachfolgetreffen landete das Projekt ganz oben auf der Agenda mit dem Ziel, die notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Doch einfach mehr Tütenspender und Mülleimer im Ort aufzustellen, war der Organisatorin nicht genug: Sie will ein wirkliches Umdenken in Gang setzen und für ein besseres Miteinander von Menschen mit und ohne Hunden sorgen. Dass das allerhöchste Zeit ist, zeigt die Tatsache, dass immer noch Giftköder entlang der üblichen Gassirouten in Glessen ausgelegt werden.
Mit ihrer Schwester, der Kölner Künstlerin Petra Lober, entwickelte Ute Libertus ein Motiv für einen lustigen Anstecker. Die kleine Plakette mit dem freundlichen Hundekopf und der gefüllten Tüte fand sofort begeisterte Zustimmung. Auf eigene Initiative ließ sie 200 Stück davon herstellen, gesponsert von der Glessener Dorfgemeinschaft.
Beim offiziellen Start der Aktion am Sonntagnachmittag auf dem Glessener Dorfplatz nahmen die ersten acht Hundebesitzer ihren grünen „Wir tun‘s!“-Button stolz in Besitz und versprachen, bei anderen Gassi-Gehern für’s Mitmachen zu werben. Zuvor waren Ortsbürgermeisterin Anne Keller und Ute Libertus mit gutem Beispiel vorangegangen und hatten die Umgebung gesäubert: Sage und schreibe sieben 1-Liter-Tüten Hundekot waren dabei zusammengekommen. „Das Problem sind nicht die Hunde, sondern der Mensch am Ende der Leine“, betont Britta Jäschke, Frauchen von Tibet-Terrier Henry. „Der Griff zur Tüte sollte doch selbstverständlich sein.“
„Die Zahlung der Hundesteuer entbindet nicht davon, die öffentlichen Flächen sauber zu halten“, erinnerte Anne Keller. Das Ordnungsamt ahndet Verstöße mit einem Verwarn- und Bußgeld von 25 Euro auf Straßen, Wegen und Plätzen und in ausgewiesenen Anlagen mit mindestens 50 Euro. Sie ist jedoch davon überzeugt, dass die meisten Hundehalter die Hinterlassenschaften entsorgen und sich bald viele Glessener mit dem Button zeigen werden.
Praktischer Helfer
Das Unbehagen, einen vollen Kotbeutel mit sich herumzutragen, kann Ute Libertus gut verstehen und bot gleich Abhilfe: Sie verschenkte einen selbstgebastelten Tütenhalter an die Teilnehmer, den man mit einem Karabinerhaken oder Ring bequem an der Hundeleine oder einer Tasche befestigen und so „auf Abstand“ zum nächsten Mülleimer transportieren kann. Auch die Umwelt ist im Blick: So soll noch eine Alternative zu den Plastiktüten gesucht werden. Die Fördergemeinschaft „Schöneres Glessen“ gehört ebenfalls zu den Unterstützern und verteilte einen Aushang mit Infos und einem dicken Dankeschön an alle Engagierten.
Wer die Aktion unterstützen und ebenfalls einen „Wir tun’s“-Button und eine Urkunde erhalten will, kann sich mit Ute Libertus oder Anne Keller in Verbindung setzen:
Kontakt:
Ute Libertus – lilo1@me.com
Anne Keller – keller.anne@t-online.de
Weitere Zitate:
Peter und Elke Richmann:
Haben immer Tüten dabei, egal ob sie in Glessen oder im Urlaub mit ihren beiden Hunden Imani und Mila unterwegs sind. Sie finden die Idee, sich mit dem Button erkennen zu geben, einfach toll.
Jürgen Libertus mit Lucy (Schnauzer-Terrier Mix):
Hat grundsätzlich mindestens eine Tüte in der Tasche, auch wenn er ohne seinen Hund Lucy unterwegs ist. So ist er in der Lage, Gassi-Geher, denen er begegnet, auszuhelfen.
Robert Dellschau mit Fritzi (Deutscher Jagdterrier)
brachte die junge Terrierhündin Fritzi vom Schnepfeneck mit. Für ihn gehören der regelmäßige Besuch beim Tierarzt genau so zur Hundehaltung wie die konsequente Ausbildung des Vierbeiners – auch zur Stubenreinheit. Wer das möchte, sollte eben rechtzeitig mit seinem Hund vor die Tür – und muss natürlich dann die gefüllten Kottüten auch in den nächsten Abfalleimer werfen.
Tanja Kust mit Nera (Schäferhund-Mix)
wünscht sich ein sauberes Dorf und möchte, dass Kinder problemlos Spielplätze aufsuchen können, ohne in Kontakt mit Hundekot zu kommen. Auch an Kinderwagen-Räder gehört dieser nicht.
Frank Wittkowsky nahm stellvertretend für seine Familienmitglieder Nina und Lilly mit Hündin Candy teil: Er ist geht davon aus, dass nicht jeder Hundebesitzer überzeugt werden kann. Er begrüßt die Aktion, und hofft, dass dadurch etliche Hundehalter sensiblisiert werden und es zu einem besseren Miteinander zwischen Hundebesitzer und Menschen ohne Hund führt, wenn man nun durch das Tragen des Buttons demonstriert: „Wir tun’s“
Thomas Heinen mit Kira (Beagle-Mix)
In seinen Haushalt ist vor kurzem Kira eingezogen. Während der Dachdecker seinem Beruf nachgeht, wird die Hündin von seiner Mutter versorgt, die sich fast täglich über die Verschmutzung des Bürgersteigs durch andere Hunde in ihrem Wohngebiet ärgert.