Demenzgeschichten: Der Begleiter

Regen fällt nahezu lautlos von einem wolkenverhangenen Himmel, als er das Altenheim am Rande der Stadt betritt. Wie an jedem Abend empfängt ihn der seltsame Geruch, der ihm mittlerweile vertraut ist und an den er sich dennoch nicht gewöhnen kann. Eine Mischung aus Kochgerüchen, Putzmitteln, staubiger Luft und etwas anderem, Undefinierbaren.

Vielleicht riecht so Vergänglichkeit, denkt er, während er an der Rezeption vorbei zum Treppenhaus geht, die Türe aufstößt und mit schnellen, energischen Schritten die Stufen zum ersten Stock hinaufläuft. Die Zeiten, in denen er zögerlich unterwegs war, sind vorbei. Er ist entschlossen, da zu sein, bis zu ihrem Ende.

Zu dieser Zeit ist es ruhig auf der Station. Er nickt den Pflegerinnen in ihrem Glaskasten zu, nimmt ihre Erschöpfung und Resignation mit einem schnellen Blick zur Kenntnis. Schätzt sie, für das was sie leisten, an jedem einzelnen Tag, für zu wenig Geld und kaum Anerkennung.

Er erreicht ihre Türe mit dem Foto, einer schottischen Landschaft, klopft an, holt noch einmal tief Luft und betritt dann ihr Zimmer. Sie liegt im Bett, natürlich, denn es ist schon Abend. Sie blickt ihn mit leeren, verständnislosen Augen an, verloren an Orten, die er nicht erreichen kann.

Lavendelduft. Er hat ihr das Duftöl besorgt. Sie hat immer Lavendel gemocht und er hat die Hoffnung, dass sie es auch heute noch wahrnimmt.

Er zieht seinen feuchten Mantel aus, setzt sich auf den Stuhl neben dem Bett und nimmt das Buch von dem kleinen Tisch neben ihr. „Hallo Mama!“ sagt er, ein wenig heiser, ungewiss, ob vor Rührung oder dem langen Tag geschuldet. Sie reagiert nicht. Seit Wochen nicht. Dämmert vor sich hin. Demenz. Das Ende ganz nah.

Er schlägt das Buch auf. Walter Mosley. Cinnamon Kiss.

Zeit ihres Lebens hat sie sich mit Büchern umgeben. Bibliothekarin und Bücherfreundin. Eine Liebe, fast so groß wie die zu ihm, ihrem Sohn. Sie hat alles für ihn getan, ihn großgezogen, doch immer Raum gehabt, für ihre Reisen in den Gefilden der Literatur. Kriminalromane waren eine heimliche Leidenschaft, größer als die zu Dostojewski, Mann und Austen.

Er schlägt den Roman auf, findet die Stelle, die er am Vortag markiert hat und beginnt zu lesen. Mosleys Sprache ist knapp und prägnant und packt ihn nach wenigen Zeilen. Er liest und erweckt den Summer of Love zum Leben, wandert mit Easy Rawlings, dem schwarzen Detektiv, durch die Straßen von Los Angeles.

Aus den Augenwinkeln sieht er, wie seine Mutter den Kopf vom Kissen anhebt und ein feines Lächeln auf ihrem faltigen, gelbstickigen Gesicht erscheint. Ein Lächeln, das ihre Augen erreicht, als sie ihn aussieht und er mit einem Kloß in der Kehle erkennt, wie schön sie ist. Immer war, für ihn. Er liest weiter. Easy Rawlings auf den Spuren der rätselhaften Frau, in den Schatten des Glitzerlichtes. Und kann es nicht fassen, als seine Mutter spricht. Ich weiß nicht, wer Sie sind, junger Mann, aber Sie haben eine wunderschöne Stimme.“

Er ergreift ihre Hand. Sie ist klein und warm in der seinen und er liest weiter, Stunde um Stunde, weist ihr den Weg und begleitet sie noch eine Weile durch den dichter werdenden Nebel, bis in die Nacht.

David Kollbach – Platz 1

Demenzgeschichten: “Mein Erlebnis”

Im Sommer 1928 war ich zum ersten Mal in der Eifel, mit meiner Mutter und den beiden Schwestern, die schon etwas älter waren. Mittags kam der Opa vom Feld. Beim Mittagessen fiel auf, dass der Hund, vor dem ich Angst hatte, fehlte. Nach langem Rufen und Suchen war der Hund immer noch nicht da. Dann merkte der Opa, dass seine Jacke auch nicht da war. Er hatte sie ausgezogen und an den Rand abgelegt. Nun wusste er auch, wo der Hund war. Ich konnte das alles nicht verstehen und erst viel später begreifen. Opa ging dann beide holen.

Nun wusste ich, was „ein feiner Hund“ heißt.

G. Bauerfeind, 94 Jahre, AWO-Seniorenzentrum Quadrath-Ichendorf 

Demenzgeschichten: “Lächeln macht vieles leichter”

Demenz heißt vergessen,

Demenz heißt verstehen,

Demenz bedeutet die Welt,

mit anderen Augen zu sehen.

Demenz ist nicht nur traurig und grau, nicht nur gefangen, wie ein Maulwurf im Bau

Demenz ist oft auch, wie ein Sonnenschein bringt auch Freude und Farbe ins Leben rein

Wir müssen es nur anders sehen,
dann können wir auch die Perspektive verstehen.

Ich möchte euch Mut und Hoffnung geben, gemeinsam in die Zukunft streben.

Drum möchte ich Euch mein Lächeln schenken, in Gedanken an Euch denken.

Gemeinsam Hoffnungsschimmer sehen, so wie die Sterne am Himmel stehen.

Egal was passiert, es leuchtet ein Licht, welche Hoffnung spiegelt in unser Gesicht.

Ein Lächeln für Dich, eines für mich, eines für jeden, will Freude und Hoffnung geben

Darum geben wir nicht auf, unseren Lebenslauf.
Mit wenig Höhen und mehr Tiefen, die dafür sorgen, das Tränen liefen.

Mut, Hoffnung und der Verstand, sagen: Nimm das Leben in deine Hand

Hab keine Angst vor den vielen Dingen, die Demenzerkrankungen mit sich bringen

Lass dich von den Träumen tragen, die schönen Seiten des Lebens wagen.

Werfe dich mitten hinein ins Leben, denn danach lohnt es sich zu streben

Bringst du nur einem das Glück im Leben, wird auch er Dir ein Lächeln geben.

So geht ein Lächeln rund um die Welt, und jedes Lächeln ist wie ein Held.

Es zeigt wir sind da, sind bereit zum Scherzen, egal wie es geht, auch mit unseren Schmerzen.

Denn mit einem Lächeln und sei es ganz klein, ist es ein Anfang um glücklich zu sein.

Darum lasst uns lächeln jeden Tag, damit uns Demenz, weniger antun mag.

Monika Frankfurter

Demenzgeschichten: Dicke Pflaumen

In unsere Kinderklicke war eine dabei, die war Anführerin und trug ein Dirndlkleid, darunter trug sie Lederhosen. Alle wussten nicht, ob sie ein Mädchen oder ein Junge war. Eines Tages sagte sie: „Wir gehen obsen (Obst stehlen) und zum Bauern Tomaten pflücken.“

Nachdem wir sie gegessen hatten, sagten wir, dass alle Früchte sauer gewesen wären. Wir wollten etwas Süßes haben und sind weitergegangen. An der Mauer hingen dicke Pflaumen.

Am nächsten Tag in der Schule wurden wir aufs „Podest“ gerufen. Diejenigen, die was verbrochen hatten, standen ganz oben beim Lehrer und Pfarrer. Dann fragte der Pastor: „Wie war das mit den Schrebergärten gestern?“ Alle gestanden wir unsereSchuld ein. Darauf sagte der Pfarrer mit erhobenem Zeigefinger: „Am Nachmittag sehe ich Euch alle im Pfarrhaus.“ Alle gingen hin und bekamen eine Aufgabe im Pfarrgarten; Unkraut jäten, harken, Obst Pflücken, sauber machen…

Jeder hatte seinen Denkzettel bekommen. Aber zum Schluss, als alle Arbeit getan war, gab es noch Pflaumenkuchen mit Kakao.

Wilhelmine Giesen, 81 Jahre, AWO-Sneiorenzentrum Quadrath-Ichendorf 

Demenzgeschichten: “Sagen se mal”

Was aus „Sagen se mal“ so alles werden kann…

„Sagen se mal“, spricht mich meine Sitznachbarin anlässlich einer Veranstaltung von der Seite an. „Sie haben doch Hunde – oder?“ „Ja“, antworte ich, „ich habe zwei Tierschutzhunde…“ – „Können Sie mit denen nicht mal vorbeikommen? Ich arbeite in einer Senioreneinrichtung im Sozialen Dienst. Für die Bewohner wäre „Hundebesuch“ ein richtiges Highlight“…

Kurze Überlegung… „Wir können es ja mal probieren“, lautet die Antwort eher zögerlich. Tausend Sachen schießen durch meinen Kopf. Meine Hunde sind nicht speziell ausgebildet. Schließlich haben wir nur den „Hundeführerschein“. Die Tiere sind gehorsam, sozialverträglich und aufgrund meiner Vollzeittätigkeit durch Tagesbetreuung an ältere Menschen mit Gehstock und Rollator gewöhnt. Reicht das an Voraussetzungen??? – Einen Versuch ist es in jedem Fall wert, entscheide ich kurzerhand still für mich.

Termin gemacht, Lieblingsspielzeuge, Luftballons, Futterbälle, Leckerli und einiges mehr zusammengestellt und los geht’s.

Die Seniorinnen und Senioren sind in freudiger Erwartung. „Super, Hunde kommen… – Ist denn auch was zum Knuddeln dabei?“ ist die erste Frageeiner Seniorin. „Natürlich“.

Unsicher lasse ich die Hunde Geruchskontakt aufnehmen um zu testen, ob „die Chemie“ zwischen Bewohnern und Hunden stimmt… – Völlig ohne jede Art und Form von Berührungsängsten gehen die Tiere vorsichtig und rücksichtsvoll auf die Bewohnerinnen und Bewohner zu. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer im großen Stuhlkreis erhält „zum Kennenlernen“ ein Leckerli für jeden Vierbeiner. Super, „das Eis“ ist gebrochen.

Wie sich bald herausstellt, ergänzen sich die sehr unterschiedlichen Charaktere meiner Hunde genial. Trixie, die „Kuschelmaschine“, darf den Anfang machen, denn der „Niedlichkeitsfaktor“ ist auf unserer Seite. Ver-gnügt und kontaktfreudig fühlt sie sich auf jedem Schoß „pudelwohl“. Streichelnde und kosende Hände auf ihrem kleinen Körper kann es nicht genug geben. Was für ein Glück, Mensch und Hund genießen die Zeit sichtlich. Das ist unverkennbar. Die Hälfte „unserer Zeit“ ist schon vorbei, als wir mit der „Kuschelrunde“ durch sind.

Trixie hat ab jetzt frei. Sie bekommt einen Luftballon und spielt im Raum.

Jetzt folgt Leilas „großer Auftritt“. „Kuscheln“ gehört nicht zu ihren Stärken. Sie ist sehr aktiv, Bälle, ungeachtet der Größe, sind ihre große Leidenschaft. – Ein Ball-Junkie eben. Ihr lebhaftes Wesen reißt alle Senioren mit. Luftballons werden zugespielt, die sie freudig mit der Nase in die Luft oder zurück zu den Bewohnern „kickt“. „Zirkusreif“, stellen die Damen vom Sozialen Dienst, ebenso positiv überrascht wie bewundern fest.

Die Hunde genießen es, die Aufmerksamkeit der Bewohnerinnen und Bewohner zu gewinnen und alle Anwesenden im Stuhlkreis sind eifrig „dabei“. Spaß haben ist für Bewohnerinnen und Bewohner Trumpf. Viel wird gelacht, und völlig unbemerkt die Sinne aktiviert. Kurzum, auch für mich ist es eine tolle Erfahrung, „ein Heidenspaß“ für alle Beteiligten.

Unser Besuch ist kurzweilig und alle bedauern sehr, wie schnell die Stunde vorüber ist. Dürfen wir wiederkommen? – Na klar, so schnell wie möglich.

Unverkennbar, ein neues Projekt ist geboren. – Das war Ende 2016. Inzwischen sind wir vier Mensch/Hund-Teams, die in stationären Pflegeeinrichtungen und Tagespflegen Gruppen von Menschen mit demenziellen Veränderungen in den unterschiedlichsten Stadien der Erkrankung ehrenamtlich, nach Terminabsprache, ein wenig „Freude schenken“. Aufgrund der stetig steigenden Nachfrage – Tendenz steigend.

Tiere, insbesondere Hunde, entpuppen sich als wahre „Türöffner“. Ohne Vorurteile oder Berührungsängste gehen sie auf Menschen zu und zaubern selbst denjenigen ein Lächeln aufs Gesicht, wo menschlichen Zugang unmöglich geworden ist.

Lachen und Lächeln der Bewohnerinnen und Bewohner oder Gästen in Tageseinrichtungen sind der schönste Lohn. Für mich ist jeder Besuch eine neue Erfahrung, die nicht nur Spaß im Ehrenamt macht, sondern zur sinnvollen, erfüllenden und bereichernden Aufgabe geworden ist.

Von Renate Könen, Tierfreunde Rhein-Erft

Demenzgeschichten: Eine Reise zum Gardasee

Sie begegneten sich im Speisewagen. Er fand sie gleich sympathisch und war von ihrer Erscheinung begeistert. Alles gefiel ihm an ihr und er war beglückt, dass er noch einen Platz an ihrem Mittagstisch fand.

Sie saßen sich gegenüber und er konnte ihr mit seinen blauen Augen tief in ihre grauen schauen. Sie unterhielten sich gut und bald erreichte der Zug den Gardasee. Jeder suchte sein Hotel auf.

Am anderen Morgen- voller Staunen- nahm sie ihn vor ihrem Hotel stehend wahr. Er wollte mit ihr eine Bergwanderung machen und so vertraute sie sich seiner Führung an. Was gab es in der Natur alles zu bestaunen. Besonders die schönen Blumen an Sträuchern und Bäumen. Sie waren beide glücklich und zufrieden.

Sie besuchten auch eine Musikveranstaltung und als sie danach ins Hotel und auf ihr Zimmer ging, sah sie auf dem Tisch eine Vase, in der eine wunderschöne, rote Rose steckte. Aber das war noch nicht alles. Ein Gedicht von ihm war beigefügt, das ihr sehr gefiel.

Nach einer Woche hieß es Abschied nehmen von dem schönen Gardasee und für zwei Menschen galt dasselbe.

Jedoch konnten sie sich während der Bahnfahrt noch lange angeregt unterhalten.

Dann kam das Ziel der Reise immer näher. Der Abschied fiel schwer. Ein fester Händedruck, ein tiefer Blick in die Augen und hoffen auf ein Wiedersehen.

Am anderen Morgen läutete das Telefon. Wer war es? Er natürlich!

Und am nächsten Morgen stand er mit einer roten Rose vor ihrer Tür. Das war der Anfang vieler schöner Jahre der Gemeinsamkeit.

Lotte Nohr, 99 Jahre, AWO-Seniorenzentrum Quadrath-Ichendorf

Demenzgeschichten – Anekdoten aus der Arbeit mit Demenz-Erkrankten

Dem über 90 Jahre alten Herrn, den wir seit mehreren Monaten im Cafe eines Seniorenheimes bedienen, erzählen wir, dass wir in Kürze nach Oberammergau in Urlaub fahren. Er erzählt uns daraufhin – zum wiederholten Male-, dass er dort in einem Hotel (dem größten im Ort) als junger Mann gearbeitet hat. Wir versichern ihm, dass Hotel im Urlaub aufzusuchen. Zurück aus dem Urlaub berichten wir von unserem Besuch in diesem Hotel. Er freut sich sehr und erkundigt sich, ob wir auch mit seiner Chefin (der ehemaligen Hotelbesitzerin) gesprochen hätten. Auf unsere vorsichtige Anmerkung hin, dass diese doch bestimmt schon verstorben sei, entgegnet er erstaunt: “So alt war die doch noch gar nicht und die soll schon gestorben sein”.

Eine ältere Dame sagte mir, nachdem ich sie im Cafe mit Kaffee und Kuchen bedient und auch ein wenig mit ihr geplaudert hatte: “Der liebe Gott hat im Himmel für Sie einen wunderschönen Platz reserviert”.

Eine ca. 90 jährige Besucherin des Cafe’s teilt uns nach kurzem Aufenthalt mit, sie könne leider nicht mehr länger bleiben, da ihre Mutter mit dem Abendessen auf sie warte.

Eine ältere Dame, die ich im Altersheim besuche, strickt einen dicken Schal (es ist Sommer und sehr heiß). Ich frage sie ob ihr kalt sei. Sie zeigt auf das auf der Anrichte stehende Bild des Papstes und entgegnet: “Der da hat gesagt, Gertrud strick dir einen Schal, damit du im Winter nicht frierst”.

Eine 95 jährige Dame liegt nach Aussage der Pflegekräfte im Sterben. Ich lasse den Pastor zu ihr kommen, damit dieser ihr die Krankensalbung erteilt. Während sie vorher kaum noch ansprechbar war, wird sie während seines Besuches recht munter und meint, Herrenbesuche hätte sie jetzt gerne häufiger.

Der 90jährige Großvater meines Mannes wurde von seiner Frau und den beiden Töchtern zuhause gepflegt. Er war es gewohnt und bestand auch darauf, dass ihm um Punkt 12 Uhr sein Mittagessen serviert wurde. Eines Tages schickt er seine Tochter, die ihm das Mittagessen bringen wollte, barsch aus dem Zimmer mit den Worten: “Siehst Du nicht, dass ich ein wichtiges Telefongespräch führe (es gab gar kein Telefon im Haus!). Ich telefoniere gerade mit dem Bundeskanzler Adenauer in einer wichtigen Angelegenheit”.

Eine nette ältere Dame, die seit über einem Jahr im Seniorenheim lebt, verbringt eine Urlaubswoche mit mehreren anderen Bewohnern und Pflegekräften im Münsterland. Nach ihrer Rückkehr erkundige ich mich bei ihr, ob ihr der Aufenthalt im Münsterland gefallen hat. Sie entgegnet spontan: “Ja, es war wunderschön in Jordanien, wir hatten ein tolles 5 Sterne Hotel, alles vom Feinsten und gutes Essen, ich habe 5 kg zugenommen”. Tatsächlich hatte sie 5 kg zugenommen.

Hannelore Lersch-Steier

Demenzgeschichten: Elefant

Groß, stark, imposant,
intelligent, beschützend,
leise, zärtlich
laut und drohend,
in sich ruhend
sich laut verteidigend
ein Herdentier.

Elefanten begleiten ihre Herde,
bis zum Tod.
Lassen keinen alleine,
egal was passiert,
Elefanten stehen zueinander.

Wenn sie merken,
ein Leben geht zu Ende
stehen sie ihm bei,
beschützen ihn,
bis zum letzten Atemzug.

Beim Abschied
trompeten sie ihren Schmerz lautstark in die Welt
und nehmen Abschied.
Sie trauern.
Sie verabschieden sich,
ziehen weiter.

Der Kreislauf von Leben und Tod geht seinen Weg.

Monika Frankfurter – Platz 5

Demenzgeschichten: Familie Spathmann

Familie Spathmann wohnte in einem kleinen Dorf. Zum Einkaufen mussten sie nach Zülpich in den kleinen Tante Emma Laden gehen- so war es auch an dem Tag, von dem ich hier erzählen möchte.

Mama und Sohn haben sich mit dem Bollerwagen auf den Weg zum Einkaufen gemacht. Die eingekauften Sachen wollten natürlich bezahlt werden. Die Verkäuferin nahm das Geld an und drehte den Hebel der Kasse, damit diese aufgeht.

Da fragt der Sohn: „Hat die Verkäuferin jetzt das Geld gemahlen?“ Die Mama musste daraufhin sehr lachen. Ihr Sohn sah fast täglich, wie sie Kaffee in der Kaffeemühle gemahlen hat und dachte, die Kasse sei auch eine Kaffeemühle.

Maria Spathmann, 91 Jahre, AWO-Seniorenzentrum Quadrath-Ichendorf

Demenz-Bus stellt seinen Dienst nach über sechs Jahren ein

Neue Beratungsangebote in Planung

Die Demenz-Berater*innen des Rhein-Erft-Kreises. Foto: Rhein-Erft-Kreis

Die Idee entstand 2011, der erste offizielle Einsatz fand am 1. April 2013 statt: Der Demenzberatungsbus des Rhein-Erft-Kreises wird nach 1.265 dokumentierten und einer Vielzahl weiterer Kurzberatungen mit dem Jahresende 2019 seinen Dienst einstellen.

Sozialdezernent Christian Nettersheim (hintere Reihe, Mitte) begrüßte einen Teil der ehrenamtlichen Beraterinnen und Berater zum Abschluss des Projekts im Kreishaus. Auf einer Abschlussfeier dankte Kreissozialdezernent Christian Nettersheim allen über die Jahre engagierten ehrenamtlichen Kräften und Beratungsstellen für ihre unverzichtbare Unterstützung: „Durch die Präsenz des mittlerweile berühmten ‚Demenz-Busses‘ in den Kommunen wurde ein wichtiger Beitrag zur Enttabuisierung des Themas Demenz geleistet.“ Die Kooperationspartner hätten damit einen wichtigen Beitrag zur Beratung und im besten Fall zur Unterstützung von Betroffenen und ihren Angehörigen geleistet.

Sozialdezernent Christian Nettersheim mit Franz Müntefering, Vorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO)

Die Einsätze des Busses begannen 2013 in Kerpen und Bergheim bevor sie später auf alle Kreiskommunen ausgeweitet wurden. An den Beratungen beteiligten sich 23 Kooperationspartner der Wohlfahrtspflege, von Krankenhäusern und privaten Pflegeanbietern. Im Laufe der Zeit fuhren über 60 Beraterinnen und Berater auf die Marktplätze an Rhein und Erft.

Die wissenschaftliche Begleitung des Projekts durch die TU Dortmund mündete in die Veröffentlichung von Handlungsempfehlungen, die es anderen Stellen ermöglichten, ähnliche Projekte aufzubauen. So wurde die Idee der mobilen Beratungsstelle über die Grenzen von Deutschland hinaus in die Schweiz und sogar bis nach Taiwan getragen.

Einrichtung einer “Demenz-Musterwohnung” geplant

Nach über sechs Jahren rollender Beratung ist das Thema Demenz mit all seinen sozialen Folgen auch für Pflegende in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Beratungen haben daher zuletzt deutlich gezeigt, dass sich die Bedürfnisse der Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen gewandelt haben. Der Rhein-Erft-Kreis wird mit seinen Kooperationspartnern auf diese Entwicklung reagieren und die Beratung vom öffentlichen Raum stärker ins häusliche Umfeld ziehen. Dabei ist es weiterhin das Ziel, die Lebenssituationen von Pflegebedürftigen und deren Angehörigen zu verbessern.

Christian Nettersheim: „Wir werden im Laufe des kommenden Jahres verschiedene neue Beratungsangebote aufbauen. Geplant ist 2020 die Einrichtung einer „Demenz-Musterwohnung“ in der Pflegebedürftige und pflegende Angehörige wichtige Informationen erhalten werden, wie der häusliche Wohnraum im Fall von Pflegebedürftigkeit und Demenz gestaltet werden kann. Auch soll ein neues Unterstützungsangebot für pflegende Angehörige aufgebaut werden.“ Bei allen anstehenden Planungen werde der Kreis mit den Partnern aus „Für Sie ins Quartier“ kooperieren.

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