“Teigtaschen-Tasting” im Integrationsbüro
Anlässlich der Interkulturellen Woche in Bergheim hatte die Kreisstadt in Zusammenarbeit mit der Fachstelle Integration und weiteren Netzwerkpartnern zu zahlreichen Veranstaltungen eingeladen. Das Integrationsbüro in Zieverich machte seinen Gästen so richtig Appetit auf Austausch und Begegnung: Teigtaschen aus aller Welt kamen auf den Tisch, liebevoll zubereitet von Köchinnen aus unterschiedlichen Ländern – Geflüchtete und Ehrenamtlerinnen.
Multi-Kulti auf dem Teller
Dass es so voll werden würde, hätten die beiden Organisatorinnen Iris Strohmeier und Katrin Tegude nicht gedacht. Rund 40 Frauen mit ihren Kindern tummelten sich an den kleinen, schön dekorierten Tischen im frisch renovierten „Großen Raum“. Diesmal blieb die Küche in der Otto-Hahn-Straße kalt, jeder, der wollte, brachte etwas mit: Schwäbische Maultaschen, russische Pelmeni, Kutilk aus dem Irak, Khanum aus Afghanistan, tunesisches Breek oder herzhafte Samosas aus Sri Lanka. Die Odyssee von dampfenden Schüsseln und gefüllten Tabletts nahm kein Ende.
„Männer „tasten“ Whiskey – wir probieren heute Teigtaschen“, so Iris Strohmeier, Leiterin des Integrationsbüros. Gemeinsam mit Katrin Tegude von der Fachstelle Älterwerden hatte sie das Konzept für das aus KOMM-AN NRW-Mitteln geförderte Kochprojekt entwickelt: „Im Kochtopf um die Welt“ soll Menschen verschiedener Herkunft und Generationen zusammenbringen. Liebe geht durch den Magen, gemeinsam Kochen und Essen verbindet und fördert das Kennenlernen.
Zalina Djabrailova aus Tschetschenien lebt zwar schon seit 16 Jahren in Bergheim, hatte das Integrationsbüro mit seinem offenen Angebot aber erst vor kurzem für sich entdeckt. „Ich komme sehr gern hier hin“, sagte sie. Zur „Verkostung“ hatte sie ihre kleine Tochter und russische Pelmini mitgebracht, die gut ankamen.
Narges aus Afghanistan war ihrer Heimatküche diesmal nicht treu geblieben und hatte sich für etwas typisch Marokkanisches entschieden – „das war einfacher zu kochen.“ Egal, ob „total lecker eingekauft“ oder Tage vorher kunstvoll zubereitet, die bunte Vielfalt schmeckte allen.
Nabel der Venus
Teigtaschen gibt es überall auf der Welt in allen Größen und Formen – gekocht, gedämpft, gebraten, frittiert oder überbacken, pikant gefüllt und süß als Nachspeise, in Brühe, mit Sauce oder Sirup, als Fladen oder gerollt, vegetarisch mit Gemüse, mit Fleisch oder Fisch gefüllt. Die Rezepte sind ebenso vielfältig wie die sich darum rankenden Legenden und Traditionen.
Der Sage nach sollen die deutschen Maultaschen erfunden worden sein, um das in der Fastenzeit verbotene Fleisch darin zu verstecken – darum werden sie in Schwaben auch „Herrgottsbscheißerle“ genannt. Vielleicht waren die gefüllten Leckereien aber auch einfach im Gepäck der russischen Zarentochter Katharina, die 1816 den württembergischen Kronprinzen Wilhelm in Stuttgart heiratete. Die italienische Tortellini soll angeblich nach dem Nabel der Göttin Venus geformt sein, nachdem sie ein Pensionswirt durchs Schlüsselloch beobachtet hatte. China und Italien haben die Teigtaschenkultur zu einer besonderen Blüte gebracht: Es gibt Belege dafür, dass die Chinesen und Etrusker schon vor 3500 Jahren Getreide gemahlen und mit Wasser zu einem Teig verarbeitet haben. Die Geschichte, dass Marco Polo die Nudel erst im 13. Jahrhundert nach Europa brachte, dürfte damit widerlegt sein.
Die richtige Zubereitung ist jedenfalls eine hohe Kunst, die im Integrationsbüro ausgiebig diskutiert wurde. Ganz nebenbei wurden auch Fotos von den Enkeln gezeigt und die deutsche Sprache perfektioniert. Vielleicht entstehen daraus ja wieder neue Rezepte des Zusammenlebens.
Der nächste Termin für ein gemeinsames Kochen im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Im Kochtopf um die Welt“ findet am 22. November im Integrationsbüro statt. Iris Strohmeier und Katrin Tegude freuen sich schon jetzt auf neue Anmeldungen.
Kontakt: Integrationsbüro, Iris Strohmeier, Telefon 02271 / 990 627;
E-Mail: iris.strohmeier@bergheim.de
Fachstelle Älterwerden, Katrin Tegude Telefon: 02271 / 89 529
E-Mail: aelterwerden@bergheim.de