Wer kennt sie nicht – die neuen Fernsehstars? Einer von ihnen ist Professor Lothar H. Wieler. Im Untertitel im TV steht dann meist: Präsident des RKI. Was ist nun RKI – eine Abkürzung für Robert Koch-Institut. Und da sind wir schon in Kempen im Hagelkreuz – auf der Robert-Koch-Straße.
Wer ist oder war nun dieser Robert Koch?
Heinrich Hermann Robert Koch wurde am 11. Dezember 1843 in Clausthal als drittes von 13 Kindern des Geheimen Bergrats Hermann Koch und seiner Frau Mathilde geboren.
Als Vierjähriger brachte er sich selbst Lesen und Schreiben bei und wurde ab 1848 von einem Privatlehrer unterrichtet. 1862 legte er das Abitur am Gymnasium in Clausthal ab. Sein Großvater mütterlicherseits – Heinrich Andreas Biewend – führte den kleinen Robert in die Mikroskopie und der noch jungen Fotografie ein. Nach dem Studium in Göttingen und Berlin schloss er es mit der Promotion ab. Es folgten ärztliche Tätigkeiten in Hamburg, Langenhagen und Niemegk, sowie Rakwitz bei Posen. Im Deutsch-Französischen Krieg meldete er sich freiwillig zum Sanitätsdienst und kümmerte sich vor allem um Typhus- und Ruhrkranke.
Professur am Hygienischen Institut der Universität Berlin
Er legte 1872 das Physikexamen ab und wurde dann Kreisphysikus des Kreises Bomst mit Praxis in Wollstein/Posen. Seine knappe Freizeit verbrachte er mit bakteriologischer Forschung. Er hielt sich dafür viele Haustiere wie Kaninchen, Meerschweinchen und zuletzt zwei Affen. Dank seiner Arbeiten über die Entstehung des Milzbrandes und der Wundinfektionen wurde Koch 1880 an das Kaiserliche Gesundheitsamt in Berlin berufen. 1885 wurde er ordentlicher Professor am neu geschaffenen Hygienischen Institut der Universität Berlin. 1891 wurde er zum Direktor des Instituts für Infektionskrankheiten in Berlin ernannt. 1904 trat er in den Ruhestand.
Seine zweite Frau Hedwig begleitete ihn auf seinen Forschungsreisen
Robert Koch war zweimal verheiratet: 1867 ehelichte er Emmy Adolfine Fraatz. Aus dieser Ehe stammte die Tochter Gertrud (*1868), genannt Trudy. Trudy heiratete 1888 Eduard Pfuhl, einen Mitarbeiter von Koch. 1890 ließ sich Koch – damals sehr ungewöhnlich – von Emmy scheiden. Kurz nach der Scheidung traf Koch die damals 17-jährige Hedwig Freiberg im Atelier eines Malers, als Koch dort Modell saß. 1893 heiratete Koch seine Hedwig. Sie begleitete ihn – anders als Emmy Koch – gerne auf seinen zahlreichen Auslandsreisen.
Schon als Kind träumte Koch davon, Naturforscher auf Reisen zu sein. Acht seiner Geschwister wanderten nach Uruguay, Mexiko und in die USA aus. Offensichtlich lag das Fernweh in der Familie. So reiste er 1883/1884 zu einer Cholera-Expedition nach Ägypten und Indien. 1896 erforschte er in Südafrika die Rinderpest, 1897 reiste er weiter nach Indien, dann nach Deutsch-Ostafrika. 1898/1899 erforschte er in Italien, auf Java und Neuguinea die Malaria. 1905/1906 erforschte er in Deutsch-Ostafrika die Schlafkrankheit, 1908 unternahm er eine Weltreise in die USA, nach Hawaii und Japan.
Die Tropenkrankheit Malaria wurde sein Verhängnis
Auf seinen Reisen hatte sich Koch mehrfach mit Tropenkrankheiten – darunter Malaria – infiziert. Im April 1910 erkrankte er ernsthaft. Am 23. Mai 1910 ging er in die Klinik in Baden-Baden und starb dort am 27. Mai. Er wurde eingeäschert und seine Urne aus Kupfer nach Berlin in sein Institut – heute das Robert Koch-Institut – in das dortige Mausoleum gebracht. Dieses Mausoleum hatte Koch selber geplant.
Diese Planung des eigenen Mausoleums zeigt, dass Robert Koch mit einem großen Selbstbewusstsein ausgestattet war. Außerdem war er ehrgeizig und geschäftstüchtig. Aber er war eben auch ein besessener Forscher.
Umfangreiche Forschungsarbeiten führten zur Entdeckung der „erworbenen Immunität“
Wollte man seine gesamten Forschungen darstellen, bräuchte es viele Zeilen. Daher soll hier nur ein kurzer Abriss stehen:
Er forschte zum Milzbranderreger, zu Wundinfektionen, zur Cholera, zum Schwarzwasserfieber und zur Schlafkrankheit. Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Aufwertung der Bakteriologie, als Epidemiologe und der Entdeckung der „erworbenen Immunität“. Das Seuchengesetz von 1900 basierte auf den Prinzipien Kochs.
Nach Misserfolgen – das Medikament Tuberkulin und die Behandlung der Schlafkrankheit mit Atoxyl – bekam er 1905 den noch recht neuen Nobelpreis für Medizin für die Entdeckung des Tuberkulose-Bazillus. Allerdings war er sehr erzürnt darüber, dass der erste Nobelpreis für Medizin 1901 an Emil von Behring – auch im Hagelkreuz mit einer Straße vertreten – verliehen wurde. pw
Autor: Philipp Wachowiak
Foto Corona-Virus: Tobias Hoffmann, Michael Laue, Robert Koch-Institut (RKI), 2020 (Zugriff am 14.05.2020).
Foto Robert Koch (Zugriff am 14.05.2020): Wikipedia