Besichtigung der Feuer-und Rettungswache im Industriegebiet

Foto Besichtigungsgruppe
Besichtigung der Feuer- und Rettungswache

Sehr beeindruckend war der Besuch mit Teilnehmern aus der Quartiersarbeit Hagelkreuz und des Bürgervereins bei der Feuer- und Rettungswache im Industriegebiet an der Heinrich-Horten-Straße 2. Der Leiter der Feuerwehr, Stadtbrandinspektor Franz-Heiner Jansen, begrüßte uns herzlich und ermöglichte uns einen tieferen Einblick in die Räumlichkeiten der Feuer- und Rettungswache mit deren Ausstattung, Personalstruktur und Teamarbeit. Er zeigte und erklärte begeisternd die Fahrzeuge, die Ausrüstung sowie die vielfältige Technik mit der gearbeitet wird (siehe auch die Fotogalerie am Ende des Beitrages).

In Kempen sind 300 Feuerwehrleute aktiv           

Schon im Eingangsbereich waren Ausstellungsstücke der Feuerwehr zu bewundern. Hier lauschten Alle gespannt auf seine interessanten Erklärungen. In Kempen gibt es keine Berufsfeuerwehr sondern nur aktive Ehrenamtliche, die auf fünf Stützpunkte verteilt sind. Jederzeit startbereit sind die Löschzüge Schmalbroich, St. Hubert, Tönisberg, Kempen und die Löschgruppe Unterweiden. Insgesamt agieren in Kempen ca. 300 Feuerwehrleute. Dazu zählen auch die am 24. Juni neu gegründete Kinderfeuerwehr, mit 36 Kindern im Alter von 7-10 Jahren, die Jugendfeuerwehr, der Trommlercorps im Stadtteil Tönisberg sowie die Ehrenabteilung. Der Einsatzort in Kempen hat aktiv 81 Personen (78 Männer und drei Frauen), wobei der Anteil von Frauen noch größer sein könnte.

Die Leitstelle in Viersen koordiniert die Einsätze

Wenn man den Notruf 112 wählt, kommt man in der Leitstelle in Viersen aus. Sie hat die notwendigen Einsatzmaßnahmen zu veranlassen, zu lenken, zu koordinieren und zu dokumentieren. Nach einem bestimmten Auswahlsystem werden die Feuerwehrleute entsprechend dem Notfall angepiepst und können von zuhause oder ihrer Arbeitsstelle zur Feuerwehrwache abgerufen werden. Entsprechend dem Einsatzgeschehen werden Fahrzeuge und Materialien bestimmt, die mitgenommen werden sowie die entsprechenden Leute, die durch ihre spezielle Ausbildung dazu geeignet sind. Nach der amtlichen Begründung zum Rettungsgesetz NRW soll das Netz der Rettungswachen so engmaschig sein, dass jeder Notfallort in einer Eintreffzeit bzw. Hilfsfrist von bis zu 8 Minuten im städtischen Bereich und von bis zu 12 Minuten im ländlichen Bereich erreichbar ist. Statistisch gesehen werden im Jahr 320 bis 350 Einsätze gefahren und ca. 25 000 Einsatzstunden geleistet. Die meisten davon sind ehrenamtlich d.h. unentgeltlich. Geld bekommen nur die Führungskräfte, Löschzugführer und Stellvertreter.

1996/97 war die „Alte Wache“ am Bahnhof 9 nicht mehr zeitgemäß, nach fast 10 jähriger Planungszeit hat der Umzug im April 2006 ins Industriegebiet stattgefunden.

Lebenswichtig ist die Ausstattung der Feuerwehrleute mit Schutzkleidung

Zu Beginn der Führung zeigte Franz-Heiner Jansen die Spinde und Garderobe der Feuerwehrleute. Sandfarbige Schutzanzüge kennzeichnen die Atemschutzträger, blaue Schutzanzüge tragen Feuerwehrleute mit anderen Aufgaben. Gurte mit Karabiner sind aus Sicherheitsgründen extra eingenäht worden. Nach schwerem Einsatz muss alles gereinigt werden. Die Helme haben unterschiedliche Erkennungszeichen und die dazugehörigen Schutzbrillen sind im Bedarfsfall mit eigener eingearbeiteter Sehstärke ausgestattet. Ein A auf dem Helm bedeutet, die Person ist Atemschutzträger, ein Balken darauf heißt Führungsposition (Brandmeister und mehr), GSG bedeutet Chemieeinsatztauglich usw. Eine Garnitur mit Helm, Jacke, Hose, Stiefel und verschiedenen Handschuhen sind ab 1500 € erhältlich.

An der Herren- und Damenumkleide vorbeigeführt kamen wir zum Alarmfaxgerät, das die ersten wichtigen Informationen von der Leitstelle in Viersen zum Einsatzort bekannt gibt: Die notwendige Adresse und die Zuordnung von Einsatzkräften und -mitteln der Rettungswache und Feuerwehr zum Einsatzgeschehen. Dann erreichten wir die Desinfektionshalle, wo fleißig gereinigt wurde.

Der Fuhrpark ist auf dem neuesten Stand

Draußen betrachteten wir die Ausstattung eines Spezialfahrzeugs für Chemikalien (GSG), mit Prüfgeräten, Detektoren, Absaug- und Umwälzpumpen und den 2012 angeschafften Leiterwagen. Die 20 m hoch ausfahrbare Drehleiter mit dem Korb ist zusätzlich nochmal 3,50 m teleskopier- und knickbar. Sie kann so z.B. über einen Dachfirst reichen. Alles ist elektronisch gesteuert. Aus seiner Erfahrung berichtet Franz-Heiner Jansen, dass die Menschen früher mit einer langen, massiven Holzleiter gerettet wurden, da gab es noch keinen Korb. Bei Wind schwankte sie einen Meter nach rechts und links.

Weiter ging es zu einem Mannschaftswagen der mit acht Sitzen als Transportwagen eingesetzt wird: Zum Beispiel für Fahrten zur Kreisschlauchpflegerei nach Viersen, zur Füllstation der Sauerstoffflaschen, für Schulungsfahrten oder für Fahrten der Jugendfeuerwehr.

Reparatur- und Wartungsmaßnahmen werden vielfach in Eigenregie durchgeführt

Sehr interessant war die anschließende Führung durch die Atemschutzwerkstatt, wo Reparatur- und Wartungsmaßnahmen durchgeführt werden. Unter Anderem werden regelmäßig alle Maskenmembranen auf Dichtigkeit geprüft, registriert und dokumentiert. Zurzeit gibt es drei hauptamtliche Mitarbeiter, für Kfz und Geräte, Wartung und Pflege, Reinigung sowie Computer, Technik und EDV. Funkgeräte werden regelmäßig softwaremäßig auf den neusten Stand gebracht. Die Gerätewarte haben unterschiedliche Berufsausbildungen, einer ist z.B. Rettungssanitäter, der andere Kfz-Meister.

Dann besichtigten wir einen Raum wo Schutzanzüge für verschiedene Einsatzbereiche insbesondere für Chemieunfälle hingen. Sie werden über die Einsatzklamotten, Sauerstoffmaske und -flasche angezogen. Zur vollkommenen Abdichtung werden die Handschuhe mit einem Band oder Klebeband abgedichtet.

Für den Nachwuchs werden eine Jugend- und neuerdings auch eine Kinderfeuerwehr angeboten

Eine Etage höher gelangen wir zum Raum der Jugendfeuerwehr, der mit einem Kicker und einem Billardtisch ausgestattet ist. Zurzeit gibt es 27 Jugendliche im Alter von 10-18 Jahre, die ihn nutzen. Auffallend groß war hier ein Planspiel mit aufgebauter Wohnsiedlung zu sehen, an dem u.a. auch Feuerwehreinsätze erklärt werden.

Wieder draußen angekommen schauten wir gebannt einer Schutzübung zu, bei der einige Feuerwehrleute auf Zeit die Schläuche ausrollten und jeder Handgriff sitzen musste.

Die Rettungswache versorgt 83.000 Einwohner

Sehr aufschlussreich war am Schluss die Führung durch den Bereich des Rettungsdienstes, der ebenfalls in der Feuer- und Rettungswache untergebracht ist. Er deckt die Städte Kempen und Tönisvorst sowie die Gemeinde Grefrath ab. Insgesamt werden so ca. 83 000 Einwohner versorgt. Die Fahrzeuge, sowie die technische Ausrüstung des Rettungsdienstes wurden uns gezeigt und erklärt. Der Notarzteinsatzwagen ist mit medizinisch-technischem Gerät ausgestattet und wird neben dem Notarzt oft mit zwei Rettungsassistenten besetzt. Zwei Rettungstransportwagen (RTW’s) können bei Unfällen zur Versorgung und zum Transport von Notfallpatienten eingesetzt werden und zwei Krankentransportwagen (KTW‘s) zum Transport von Patienten, die keiner notfallmedizinischen sondern einer fachgerechten medizinischen Betreuung bedürfen. Zum Beispiel für einen Krankentransport vom Haus- oder Facharzt in ein Krankenhaus.

Zum Abschluss klang der Abend im Schulungsraum bei Kaltgetränken und Knabbereien mit vielen Anekdoten aus dem Feuerwehralltag gemütlich aus. An dieser Stelle nochmals vielen Dank für die ausgesprochen interessante Führung an Franz Heiner Jansen. ad

Viele weitergehende interessante Informationen gibt es unter:

Fotos von der Besichtigung: