Kein Weinen, kein Jammern war von Monika Büskens zu hören, als sie an ihrem ersten Tag als neue Rentnerinnen am 1. Juni 2021 bei herrlich blauem Himmel die Haustür verließ. Monika Büskens widmet sich vielen ehrenamtlichen Themen im Hagelkreuz und ist die gute Seele der Schmökerbude. Sie stellt sich heute den Fragen der Redaktion, wie sie den neuen Lebensabschnitt empfindet.
Frau Büskens: Endlich Rente?
Hmm (überlegt) … Nein nicht endlich. Eigentlich habe ich nie so richtig darüber nachgedacht! Die grauen Haare, das Alter und der Renteneintritt kündigen sich ja über einen Zeitraum an. Dann ist das Datum da und ich wusste, was auf mich zu kommt. Man spricht ja auch mit Freunden, der Familie darüber und entwickelt eine eigene Vorstellung von dem Leben als Rentnerin. Ich habe immer gern gearbeitet und neue Herausforderungen angenommen. Deshalb habe ich auch über 20 Jahre im Hagelkreuz im EDEKA-Markt gearbeitet. Meine Tätigkeit ließ sich perfekt mit den Arbeitszeiten meines Mannes und den Kindern organisieren und ich habe viele liebenswerte Menschen kennengelernt. Leider wurde das Geschäft nicht fortgeführt, aber ich wollte weiter Kontakt zu Kunden haben. Daher habe ich im Hofladen von Bauer Kleinmanns weitere fünf Jahre viele Kempenerinnen und Kempener kennengelernt.
Haben Sie Lust, etwas mehr über sich zu erzählen?
Das ist schnell berichtet: Ich bin in Bielefeld-Brackwede geboren und wir sind für eine neue Position meines Vaters nach Krefeld umgezogen. Dort habe meine Bankausbildung bei der Bank für Gemeinwirtschaft absolviert. Dann kam eine berufliche Herausforderung für meinen Ehemann in Bonn und 1986 stand – auch wegen einer neuen Aufgabe meines Mannes Arnulf am Krefelder Berufskolleg – ein Umzug nach Kempen an. In der Robert-Koch-Straße im Hagelkreuz haben wir ein Zuhause für unsere Familie gefunden und mit unserem Sohn und unserer Tochter haben wir hier eine tolle Familienzeit erlebt.
Zwischenzeitlich bin ich Witwe und habe meinen Haushalt verkleinert – natürlich bin ich im Hagelkreuz geblieben! Hier sind meine Kontakte, hier kenne ich mich aus und ich bin schnell mit dem Fahrrad in den Feldern.
Für meine aktuellen Lebensumstände ist eine Wohnung im Hagelkreuz einfach praktischer. Meine Tochter hat zwischenzeitlich eine eigene Familie in der Schweiz und ich habe eine kleine supersüße Enkelin. Als Rentnerin kann ich jetzt meine Reisezeit so wählen, dass ich außerhalb der großen Reisestoßzeiten zu ihr fahren kann. Mein Sohn absolviert in der Region eine zweite Ausbildung und wir sehen uns regelmäßig.
Wie fühlte sich für Sie die Rente an?
Rente fühlt sich für mich ziemlich gut an: Ich gestalte meine Zeit nach Belieben und kann mit Freunden und Bekannten etwas unternehmen. Ich habe noch einen Freundeskreis in Bonn und wir unternehmen viel. Das hört sich wirklich nach ganz großer Menschenliebe an: Wie ging es weiter? Ja, ich kann gut mit Menschen und mich in ihre Lebenslagen hineinversetzten. Mache sagen, dass ich große Empathie habe und so habe ich mit den „Pflegenden Händen“ einen Pflegedienst für einige Jahre aufgebaut. Ich habe diese Arbeit sehr gern gemacht und trotzdem nach einigen Jahren war die Belastung einfach zu groß.
Bei einem Spaziergang mit meiner Bonner Freundin habe ich einen öffentlichen Bücherschrank entdeckt und mir kam spontan die Idee mit der Schmökerbude in Kempen, weil ich selbst gerne lese. Erfreulicherweise traf dieser Vorschlag bei der Quartiersentwicklung auf Gegenliebe und heute freue ich mich sehr, dass die kleine offene und freie Bücher-Telefonzelle auf dem Concordienplatz so gut angenommen wird. Natürlich helfe ich weiterhin mit meinen Mitstreiterinnen bei der Bücherannahme und Pflege der Schmökerbude.
Hatten Sie jemals das Gefühl, etwas zu vermissen oder machen zu wollen?
Ja! Obwohl … ich habe eine Kreuzfahrt in meinem Leben machen dürfen und würde so schrecklich gern noch den Norden – also Island oder sogar die Erdregion um den Nordpol – bereisen. Das ist ein richtiger Traum für mich, den ich mir vielleicht ja noch erfüllen kann (lacht).
Wie bleiben Sie aktiv und fit?
Ich bin leidenschaftliche Radfahrerin und das bei jedem Wetter. Und dann bin ich natürliche ein Bücherwurm und lese gern. Außerdem bin ich absoluter Fan von Borussia Mönchengladbach und könnte – wenn die Pandemie nicht wäre – auch dieses Hobby jetzt so richtig ausleben. Aber ich drücke bei jedem Spiel die Daumen hoffe, dass die Elf vom Niederrhein gewinnt.
Haben Sie Empfehlungen für den Übergang von Beruf zur Rente?
Das ist sehr schwer zu sagen, weil jeder doch anders ist. Für mich ist das Engagement hier im Hagelkreuz wichtig und ein Grundpfeiler meiner sozialen Kontakte. Natürlich sind meine Schwester, Schwägerin/Schwager und meine Kinder mir wichtig, aber hier lebe ich und hier ist mein Lebensmittelpunkt. Hier will ich sein und hier will ich mich einbringen.
Frau Büskens, ich danke Ihnen für dieses offene Gespräch. rs