Was zahlen Sie im Moment für Strom? Viel? Ich auch! Die Tendenz ist steigend und wird nach meiner Einschätzung auch so bleiben: Atomkraftwerke werden in Deutschland abgeschaltet, der Ausstieg aus der Steinkohle ist geschehen und als Nächstes werden die Braunkohlekraftwerke abgeschaltet. Die erneuerbaren Energien in Deutschland reichen momentan nicht aus, diese Lücken zu schließen. Wo große Nachfrage besteht, da ist auch ein hoher Preis möglich. Dazu kommt die jährlich steigende CO₂-Abgabe. Die EEG-Umlage soll zwar spätestens nächstes Jahr entfallen, dafür steigen aber die Netzentgelte.
Dazu kommt der Umweltaspekt: Gas-, Kohle- und Atomstrom sind nicht umweltfreundlich. Bei der Verbrennung von Gas und Kohle entstehen CO₂-Emissionen. Diese heizen das Klima an. Also spricht vieles dafür, diese Emissionen zu reduzieren. Beim Atomstrom ist die Frage der Endlagerung in Deutschland immer noch nicht geklärt.
Was also tun? Als glücklicher Besitzer eines Einfamilienhauses können Sie etwas dagegen tun: Bauen Sie sich eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) aufs Dach.
Kempen nimmt an der Aktion Wattbewerb teil.
Um das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, wird angestrebt, die Energieversorgung bis 2030 komplett auf regenerative Energien umzustellen. Das ist ein großes Ziel, das nur durch den Einsatz von Photovoltaik erreicht werden kann. In Deutschland gibt es viele Dachflächen, die dafür infrage kommen. Um diese Dachflächen zu nutzen, wurde die Aktion Wattbewerb ins Leben gerufen. Es ist ein Wettbewerb unter Kommunen nach dem Motto: Wer steigert den Anteil der Photovoltaik am meisten und am schnellsten? In Deutschland nehmen bisher 170 Kommunen teil und in NRW 70. Kempen ist eine dieser Kommunen, wie dieser Pressemitteilung zu entnehmen ist.
Zur Unterstützung der Idee hat sich in Kempen eine lokale Wattbewerbsgruppe gegründet. Diese besteht aus Kempener Bürgern, die alle eine PV-Anlage besitzen und ihre Erfahrungen gerne mit Bürgern teilen. Die Beratung ist kostenlos und unverbindlich. Kaufen kann man hier nichts. Erreichen kann man diese Gruppe durch eine E-Mail an sonne.kempen@web.de
Artikel in der Zeitung weckt Interesse
Am Freitag, dem 11.2.2022 las ich einen Artikel über dieses Angebot in der lokalen Presse. Vor mehr als 10 Jahren hatte uns ein örtlicher Handwerker nach kurzer Prüfung mitgeteilt, dass die Ausrichtung unseres Hauses nicht für eine PV-Anlage geeignet sei. Damals lag das Hauptaugenmerk aber auf der hohen Einspeisevergütung und dem damit realisierbaren Gewinn. Inzwischen haben sich einige Faktoren geändert. Ein Blick in das Solarkataster des Landes NRW zeigte mir nämlich, dass unser Haus durchaus interessant für eine PV-Anlage ist. Also schickte ich morgens eine kurze E-Mail an die angegebene Adresse mit der Bitte um Kontaktaufnahme. Am Nachmittag rief mich Herr Nienhaus von der Gruppe an und wir vereinbarten einen Termin für denselben Tag. Als Vorbereitung sollte ich unseren jährlichen Stromverbrauch und den Preis für eine Kilowattstunde Strom lt. Vertrag heraussuchen.
Kompetente und ausführliche Beratung
Am Abend trafen wir uns bei uns zu Hause. Wir gingen gemeinsam in das Solarkataster NRW und starteten von dort aus einen Fragebogen. Herr Nienhaus erklärte jede einzelne Frage kompetent. Er selbst besitzt seit 3 Jahren eine PV-Anlage und zeigte mir die Ergebnisse, die diese Anlage im Jahr liefert. Man merkte, dass er von der Sache überzeugt ist. Nachdem wir die erste Berechnung durchgeführt hatten, war schon klar, dass für unser Haus (Ost-West-Lage, 45 Grad Dachneigung, kaum verschattet) eine Anlage mit maximal möglichem Ausbau bei den jetzigen Strompreisen wirtschaftlich weniger sinnvoll ist. Allerdings ergab sich eine CO₂-Reduktion über 20 Jahre von 1,2 t. Wir reduzierten daraufhin die Größe der Anlage und da sah die Rechnung schon ganz anders aus.
Größere Unabhängigkeit von Stromversorgern durch Stromspeicher
Dann starteten wir die nächste Berechnung und nahmen einen Stromspeicher mit hinein. Der speichert den Strom, den wir mit der Anlage erzeugen, bis er voll ist. Dann entscheidet die Technik, den überflüssigen Strom ins Netz einzuspeisen. Wenn die PV-Anlage nicht ausreichend Strom für unseren Energiebedarf liefert, wird der Speicher angezapft, bis er leer ist. Mit diesem Speicher gelang es uns dann, die Abhängigkeit von externen Stromversorgern drastisch zu reduzieren. Dabei kommt uns die Ost-West-Lage unseres Hauses, die wir für negativ hielten, zugute. Wenn wir auf beide Dachflächen Solarpaneele montieren lassen, kann die Sonne fast den ganzen Tag auf diese strahlen und damit Strom erzeugen. Als Ergebnis der Berechnung wird auch eine Kurve angezeigt, die das ganze Jahr über zeigt, wann man Strom kaufen muss und wann man selber genug Strom produzieren kann. Für uns überraschend war, dass wir von März bis November mit unserer Stromerzeugung fast autark sein können.
Nach dem ausführlichen Gespräch und den Ergebnissen war uns klar: Wir bauen eine PV-Anlage auf unser Dach. Da verließ uns Herr Nienhaus und sagte, dass wir die nächsten Schritte alleine gehen müssen.
Wie geht es weiter?
Am Samstag machte ich mich an die Arbeit und suchte Firmen aus dem Internet heraus, die den Bau von PV-Anlagen anbieten. Direkt beim ersten Anbieter wurde ich enttäuscht: Er nimmt wegen Überlastung keine Anfragen mehr entgegen. Also weiter und so fand ich doch einige Unternehmen auch in der weiteren Umgebung, die ich anschrieb. Einige wollten dafür einen Fragebogen ausgefüllt haben und anderen konnte ich nur eine Anfrage per E-Mail senden. Ich bin gespannt, wer sich meldet und wer zum Schluss das günstigste Angebot abgibt.
Übrigens: Passend zu unseren Überlegungen erschien heute ein lesenswerter Artikel der Stiftung Warentest zu dem Thema. Fazit: Sonnenenergie kann sich lohnen.
Ich werde über den weiteren Fortschritt berichten. Bis dahin bleiben Sie gesund und neugierig! km
Fotos: Eigene und pixabay