Rennen, rasten oder rosten: Wie machen Sie „Ruhestand“ Herr Stenhorst?

Gruppenfoto Einweihung Slagline
Als Vorsitzender des Bürgervereins Hagelkreuz weiht Willi Stenhorst gemeinsam mit den Kindergärten und dem Grünflächenamt die Slagline ein.

Geburt, Schule, Ausbildung, Familie, Arbeit und dann folgt rund um den 60. Geburtstag der dritte Lebensabschnitt: Was kann jetzt noch kommen und wie bereitet man sich auf das Leben ohne regelmäßige Arbeit, Tagesablauf und Verpflichtungen vor?

Diesmal haben wir Willi Stenhorst, den Vorsitzenden des Bürgervereins Hagelkreuz e.V. , interviewt; er ist Mitte 2019 in den Ruhestand gegangen und stand uns für einige Fragen zur Verfügung. Wir wollten wissen, ob er noch einmal durchstarten, reisen und Versäumtes nachholen möchte und wie fühlt sich „in Rente gehen“ an. Gibt es bei der Vorbereitung richtig oder falsch? 

Herr Stenhorst: Was bedeutet Ruhestand für Sie?

Ruhestand bedeutet für mich nicht alle Aktivitäten auf „Null“ zurückfahren.  Die beruflichen Dinge sind weggefallen. Das heißt aber für mich auch, meine Tätigkeiten, neben der ehemaligen selbständigen Arbeit in der Immobilienbranche, können intensiver und zum Teil anders vorgenommen werden. War es doch bislang so, dass alle meine Aufgaben wie beispielsweise das Stadtratsmandat, der Bürgerverein und sonstige private Aktivitäten terminlich zeitlich sehr genau aufeinander abgestimmt werden mussten. Dies ist erfreulicherweise heute nicht mehr so; der Terminkalender ist zwar gut gefüllt, aber nicht mehr vollständig belegt. So lassen sich die unterschiedlichsten Dinge gut mit einander vereinbaren.

Wie fühlte es sich für Sie an, als Sie realisierten, dass Sie demnächst Rentner sind?

Da ich immer sehr gerne gearbeitet habe, war neben der Vorfreude auf die Zeit als Rentner auch ein wenig Wehmut dabei.

Ausstieg aus dem Berufsalltag – wie lief das bei Ihnen?

Der Ausstieg aus dem Berufsalltag kam nicht plötzlich. Über ein Jahr vorher hatte ich mich damit beschäftigt, da ich Gesellschafter und Geschäftsführer einer Hausverwaltungs- und Immobilienfirma war und einen guten Nachfolger finden wollte, um die Arbeitsplätze und das Unternehmen zu erhalten. Mit Hilfe eines kompetenten Beraters konnte ein menschlich wie auch fachlich zum Unternehmen passender Nachfolger gefunden werden. Durch den gut geplanten Wechsel klappte der Übergang reibungslos. Somit konnte ich ohne Sorge in den Ruhestand gleiten.

Viele Menschen träumen im Alter von einer Reise oder besonderen Aktivität: Gab es etwas, zu dem Sie bis jetzt nicht gekommen sind? Wie wollen Sie Ihre freie Zeit gestalten?

Gereist sind meine Frau und ich immer, aber es war oft eine Herausforderung, Freiräume in unseren Kalendern zu finden. Als Leiterin einer Kindertagesstätte war meine Frau engagiert; jetzt sind wir beide im Ruhestand und die Urlaubsplanungen sind einfacher. Dabei war die „Weltreise“ oder ähnliches nie unser Ziel. Auch in Deutschland oder Europa gibt es noch viele tolle Urlaubsmöglichkeiten, die wir noch nicht erkundet haben.

Ruhestand gleich Langeweile ist uns beiden in jedem Fall fremd. Allein durch einen fast 1000m² großen Garten, in dem wir Gemüse und Obst anbauen, gibt es immer etwas zu tun. In den Spielbereichen des Gartens fühlen sich unsere vier Enkelkinder ebenfalls sehr wohl. Meine Tätigkeit im Bürgerverein Kempen-Hagelkreuz wird weitergehen. Durch die vielen vom Bürgerverein in jedem Jahr durchgeführten Veranstaltungen ist auch hier keine Langeweile angesagt. Leider ist es aktuell durch Corona auch beim Bürgerverein zu einem rechtlich verordneten Stillstand gekommen. Politisch bin ich seit 2014 für die CDU im Rat der Stadt Kempen und vertrete politisch das Hagelkreuz. Bei der Kommunalwahl im September 2020 werde ich erneut versuchen, das Stadtratsmandat zu erhalten, so kann ich neben der Vereinsarbeit auch politisch für das Hagelkreuz etwas bewegen.

Haben Sie konkrete Vorstellungen, wie Sie fit und aktiv bleiben?

Regelmäßige Wanderungen und Radtouren, aber auch die regelmäßige Gartenarbeit werden hoffentlich meine Frau und mich lange fit und aktiv halten.

Jetzt, wo Sie Erfahrungen mit dem Berufsausstieg und dem Renteneintritt haben: Können Sie anderen Menschen Empfehlungen geben?

Ja, bereits vor dem Berufsausstieg müssen Betätigungsfelder im privaten Bereich gelebt werden. Diese können im Rentenalltag dann ausgebaut werden. Es wird aber kaum möglich sein, mit dem Renteneinstieg ein völlig neues Leben zu beginnen.

Wir danken Ihnen. rs

In unserer Reihe „Vom Beruf in die Rente“ freuen wir uns auf ihre Erfahrungen und den Umgang mit dem Übergang in eine neue Lebensphase. Wenn Sie über ihre Erfahrungen berichten möchten, können Sie die Redaktion unter redaktion@hagelkreuz-kempen.de erreichen oder nehmen Sie telefonisch unter 02152 4201 Kontakt mit uns auf.

Weitere Interviews mit (Un-) Ruheständlern auf unserer Website:

Gisela van Soest: Vom Beruf in die Rente – vorbeugen statt Langeweile
Klaus Martens: Vom Beruf in die Rente – gleitender Übergang statt harter Schnitt