Die Kontaktbeschränkungen durch die Corona-Pandemie verlangen uns viel ab: Damit trotzdem der Kontakt zu Freunden und Bekannten nicht abreißt, können wir per Videokonferenz im Gespräch bleiben und uns dabei gegenseitig sehen. Dafür brauchen wir das Haus nicht verlassen; sogar Spieleabende lassen sich mit etwas Kreativität durchführen.Wir stellen die gängigsten Anbieter vor.
Was braucht man für eine Videokonferenz?
Voraussetzung ist mindestens ein Smartphone, besser noch ein Tablet, Laptop oder ein PC/Mac sowie ein Mikrofon und eine Videokamera. In der Regel sind Mikrofon und Kamera bereits in die Geräte integriert. Falls dies nicht der Fall ist, kann man diese für einen kleinen Betrag in einem Fachgeschäft kaufen oder im Internet bestellen. Empfehlenswert ist natürlich eine Internetverbindung, damit die Anwendungen keine Mobilfunkverbindung benötigen. Dazu muss man auf dem jeweiligen Gerät das WLAN aktivieren.
Dann braucht man noch eine Software, auch App genannt: Sie wird – abhängig vom Hersteller – kostenlos im Google/Android „Playstore“ oder für Apple-Geräte im „App Store“ bereitgestellt. Alternativ kann man sie auch direkt von der Anbieterseite herunterladen. Bei der Auswahl des für einen selbst richtigen Anbieters helfen Informationen über den Datenschutz der Apps, wie man sie z. B. bei mobilsicher findet. Um vertrauliche Inhalte auch vertraulich zu lassen, sollte der Anbieter eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung der Konferenz anbieten, sowie nur die unbedingt für die Durchführung der Konferenz erforderlichen Daten speichern. Außerdem muss man sich überlegen, ob man nur mit einem oder mehreren anderen Teilnehmern gleichzeitig kommunizieren will.
Welche Anbieter gibt es?
Gängige Anbieter für eine Videokonferenz im privaten Umfeld mit mehreren Teilnehmern mit einer kostenlosen Basisversion sind:
- Zoom: Weit verbreitet in Schulen. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung kann aktiviert werden. Hatte in der Vergangenheit Probleme mit dem Datenschutz. Sammelt viele Daten, die nicht für die Durchführung der Konferenz benötigt werden. Die kostenlose Version ermöglicht bis zu 100 Teilnehmer und ein Meeting von maximal 40 Minuten. Amerikanischer Anbieter, d. h. die gespeicherten Daten können den US-Behörden zugänglich gemacht werden. Unbedingt Konferenz mit einem Passwort sichern!
- Jitsi Meet: Die Anwendung ist quelloffen, d. h. der Programmcode ist öffentlich einsehbar und wird auf verschiedenen Plattformen betrieben. Je nach Anbieter ist die Anzahl der Teilnehmer zwischen 49 und 200 begrenzt. Keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Keine Zeitbegrenzung. Komplett kostenlos. Eine Liste der offiziellen Server, auf denen die Anwendung läuft, gibt es hier.
- Skype: Bis zu 50 Teilnehmer. Für die Anmeldung benötigt man ein Microsoft-Konto, das man kostenlos einrichten kann. Kostenlose Nutzung ohne Zeitbegrenzung. Keine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung für Videoanrufe. Microsoft behält sich das Recht vor, die gesammelten Daten – dies sind nicht wenige – auszuwerten. Amerikanischer Anbieter, d. h. die gespeicherten Daten können den US-Behörden zugänglich gemacht werden.
- Microsoft Teams: Funktioniert für Privatanwender nur auf mobilen Geräten. Microsoft-Konto erforderlich, das momentan kostenlos ist. Amerikanischer Anbieter, der aber verspricht, die europäischen Datenschutzvorgaben einzuhalten.
- GoToMeeting: Begrenzung auf 4 Teilnehmer und maximal 40 Minuten/Konferenz in der kostenlosen Version. Amerikanischer Anbieter, d. h. die gespeicherten Daten können den US-Behörden zugänglich gemacht werden.
- FaceTime: Diese Anwendungen funktioniert nur auf Apple-Geräten, d. h. die Teilnehmer müssen entweder ein iPad, iPhone, Mac oder iPod besitzen. Apple-Konto erforderlich. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Bis zu 32 Teilnehmer. Nur wenige Daten werden gesammelt.
- Wire: Kleine Videokonferenzlösung für bis zu vier Teilnehmern und nur als kostenpflichtige Lösung möglich. Kann datenübergreifend sowohl auf dem PC/Mac als auch auf mobilen Geräten genutzt werden. Datenschutzrechtlich empfehlenswert.
- Google Duo: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Kontaktdaten müssen freigegeben werden. Bis zu 32 Teilnehmer. Amerikanischer Anbieter, d. h. die gespeicherten Daten können den US-Behörden zugänglich gemacht werden.
- TeamViewer: Bis zu 5 Teilnehmern. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Sammelt wenige Daten. Datenschutzrechtlich empfehlenswert.
Empfehlung
Wer im kleinen Kreis eine Videokonferenz durchführen möchte, dem empfehle ich Wire. Diejenigen, die ausschließlich mit Teilnehmern konferieren wollen, die über ein Apple-Gerät verfügen, denen lege ich FaceTime ans Herz.
Welche Anbieter gibt es für einen Videoanruf zu nur einem anderen Teilnehmer?
Für einen Videochat mit nur einem anderen Teilnehmer sind dies die gängigsten Anbieter:
- WhatsApp: Wohl der am Häufigsten genutzte Messenger-Dienst auf dem Smartphone. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Gehört zu Facebook. Kontaktdaten müssen freigegeben werden. Amerikanischer Anbieter, d. h. die gespeicherten Daten können den US-Behörden zugänglich gemacht werden. Klage gegen Facebook wegen der Datenweitergabe von WhatsApp an Facebook beim Landgericht Berlin anhängig.
- Signal: Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Anwendung ist quelloffen. Internetverbindung erforderlich. Es werden keine Verbindungsdaten gesammelt.
- Threema: Schweizer Anbieter. Zugriff auf Kontakte muss erlaubt werden. Wird aber nur zum Herausfinden möglicher Teilnehmer benötigt. Anonyme Verbindungen (keine Angabe von Namen oder Telefonnummern) sind möglich. Es werden keine Verbindungsdaten gesammelt.
Empfehlung
Wer Wert auf Datenschutz legt und nicht durch sein Umfeld gezwungen ist, WhatsApp zu nutzen, dem empfehle ich Signal.
Bleiben Sie gesund! km
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