Das Gesundheitssystem ein Krankheitssystem?
Die Gesundheit ist das höchste Gut eines jeden Menschen.
Nur in der Schweiz und den USA wird mehr Geld für die Gesundheit ausgegeben. Noch um die Jahrtausendwende lagen die jährlichen Gesundheitsausgaben in Deutschland bei 214,3 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den Zahlen von 2017 ist das gleichbedeutend mit einem Ausgabenplus von 75 Prozent. Im Jahr 2017 lagen die Gesundheitsausgaben hierzulande bei 375,6 Milliarden Euro. Das ist mehr als eine Milliarde Euro pro Tag. Zahlen allein besitzen allerdings noch keine große Aussagekraft. Durch wissenschaftliche Erkenntnisse und die Umsetzung in der Praxis ist eine Verbesserung in der Menge an Operationen gegeben, doch auch in der Qualität?
Mit Wachstumsrate von jährlich 4,1 Prozent ist der Sektor ein „Beschäftigungsmotor“, der für eine „konjunkturunabhängige“ und damit wirtschaftlich stabilisierende Nachfrage sorgt.
Bei einem Blick auf aktuelle Zahlen offenbart sich, dass das reiche Deutschland – gerade im Hinblick auf dieses höchste aller Güter – trotz Milliardenausgaben relativ arm ist.
Höchste Zeit, Gesundheit besser zu verstehen.
Unser modernes analytisches Denken hat seine Wurzeln in der Antike. Aristoteles unterschied die Ursächlichkeiten. Er schlug nicht nur eine, sondern vier Causae – Kausalitäten – vor. Als erstes wäre hier die Causa efficiens zu nennen. Sie wirkt von der Vergangenheit in die Gegenwart. Die Naturwissenschaften im Allgemeinen und auch die Schulmedizin im Besonderen haben sich hierauf festgebissen. Es gibt aber eine Causa finalis, die von der Zukunft auf die Gegenwart zurückblickt und erklärt, worauf etwas hinzielt. Zur Vollständigkeit gehören noch eine Causa formalis – die Musterursache – und eine Causa materialis – die Materialursache.
Wir müssen uns entscheiden, wollen wir weiterhin ein effizientes Gesundheitswesen, welches jedes Jahr mehr Geld verbraucht, ohne dass eine Qualitätsverbesserung in der allgemeinen Gesundheitsversorgung sichtbar wird oder brauchen und wollen wir eine finale Betrachtung im Gesundheitswesen.
Zur Klarheit: Geben wir unser Geld zukünftig für eine bessere Gesundheit oder weiterhin für die (Mehr)Leistung im System aus?
Die finale Betrachtung wirkt sich auch auf die Qualität der Leistung, vor allem auf die Wertigkeit aus. Lassen Sie uns konkret die neue Qualitätskriterien in der Pflege unter diesem Blickwinkel betrachten.
Das Wohlbefinden der Bewohner ist oberstes Ziel.
Die ab dem 1.7.2020 geltenden Pflegenoten sind in 4 Teilbereichen eingeteilt, die formal mit einer Teilnote (1-5) bewertet werden.
- Pflege und medizinische Versorgung des Versicherten (35)
- der Umgang mit demenzkranken Bewohnern
- soziale Betreuung und Alltagsgestaltung,
- Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene.
Das Hauptaugenmerk der 62 Fragen, wird mit 35 Fragen auf die Ziffer eins (1) gelegt. Dies zeigt, es wird versucht die Effizienz zu messen, zu beurteilen. Sollte im letzten Lebensabschnitt nicht das Wohlbefinden des Bewohners und damit die Ziffern zwei und drei im Vordergrund stehen.
Es ist schwierig die Zuneigung, die Empathie in eine Zeiteinheit zu pressen. Die Menschlichkeit aber deshalb aus den Einrichtungen zu verbannen, ist unmenschlich. Menschen sind keine Roboter. Menschen, die nicht nur funktionieren müssen, sind zufriedener und können mehr leisten und die gegebene Verantwortung auch tragen.
Eine Abkehr von den auf Effektivität, Effizienz und Gewinn getrimmten Konzernen ist überfällig. Das holländische Pflegmodell „Buurtzorg“ geht diesen Weg, siehe Beitrag in der Zeit mit weiteren Nachweisen.
Blicken wir auf den Bedürftigen, nicht auf seinen Pflegegrad
Durchbrechen wir das allgemeine Vorurteil, Pflegeheime sind unmenschlich. Unterstützen wir die An- und Zugehörigen in ihrem Kampf zwischen ihrem Anspruch und der Leistung in der Einrichtung. Nutzen wir die gegebenen Möglichkeiten. Bringen wir uns ein, nutzen wir die gesetzlichen Möglichkeiten. Bedenken wir, eine Veränderung ist langwierig. Wenn wir es besser haben wollen, müssen wir heute aktiv werden. Qualität bedeutet nicht vorrangige auskömmliche Einnahmen für die Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen. Es ist kein Pflegenotstand, es ist ein Personalmangel. Die Wertigkeit zeigt sich auch in der Entlohnung.
EDV, Maschinenreparaturen werden besser vergütet als Hilfe am und mit den Menschen.
Mit der Anerkennung steigt die Zufriedenheit der Mitarbeiter.
Ist vielleicht gar das ganze Pflegesystem in Deutschland auf einem falschen Fundament gebaut? Ihre Meinung:
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