Demenz durch OP

Fortsetzung von „Plötzlich verwirrt“

Demenz durch OP muss nicht sein! Martin Spiwak beschreibt in „Die Zeit Nr. 10 Seite 31f“, vom 25.2.2016, anschaulich, wie Patienten durch einen Krankenhausaufenthalt eine Desorientierung erleiden können. Der Zustand starker Verwirrung nach einer Operation, auch temporär, kannten bereits die Römer unter Delirium.

Eine gute, aktuelle und informative Darstellung  vom 23.4.2020 finden Sie aus ärztlicher Sicht von Carina Rehberg unter „Demenz durch Krankenhaus“

Die Überschriften lauten:

  • Wenige Tage im Krankenhaus genügen – und ältere Patienten wirken dement
  • Kaum zu Hause erholen sich die Patienten
  • Wird fälschlicherweise Demenz diagnostiziert, warten Pflegeheim und noch mehr Medikamente
  • Was ist die Ursache dieser krankenhausbedingten Verwirrung oder sogar Demenz? Es ist der Mix aus

1. Medikamenten,

2. den individuellen Beschwerden und Risikofaktoren sowie

3. dem für viele – besonders für ältere – Menschen stressigen Krankenhausalltag.

Der Mensch im Krankenhaus ist ein Erlösbringer, ein Wirtschaftsfaktor.

Ärzte und Krankenschwestern sind, zur eigenen Absicherung und Erleichterung notwendiger Entscheidungen, schnell mit der Diagnose „total dement“ dabei und beantragen die Betreuung. Bei Patienten mit chronischen Krankheiten und / oder kognitiver Defizite wirkt sich die Bewusstseinsstörung intensiver aus. Diese Erkenntnis ist nicht neu, doch unter den wirtschaftlichen Vorgaben ist ein Patientenwohl im Zweifel nachrangig. Fernsehdoku-mentationen sind darüber bereits ausgestrahlt. Doch schnell ist das Problem verdrängt. Der Mangel an ausgebildeten Pflegekräften verschärft die Situation, wie auch die vorgegebenen Belegungszeiten.

Es ist unsere eigene Aufgabe als Versicherte, zum Schutze von Angehörigen und Freunden, sich im Vorfeld zum eigenen Wohl mit der Gefahr der zeitlichen Desorientierung durch einen schweren Unfall oder anderen Krankenhausaufenthalt auseinander zu setzen. Besonders gefährdet sind ältere Menschen mit vielen Vorerkrankungen und geringen Kraftreserven. Jeder fünfte leidet nach einem Jahr noch unter Einschränkungen. Schwer wiegt, innerhalb des Jahres an einem „Delir“ zu sterben. Darüber wird  nicht gesprochen und ist ähnlich groß, wie nach einem Herzinfarkt zu versterben.

Vorsorge jetzt.

Es reicht nicht aus, dass in Krankenhäusern „Demenzbetten“ vorgehalten werden, das Krankenhausteam muss sich auf Demenzkranke speziell eingestellt haben. Aber bitte nicht nur auf dem Papier in Form einer Zertifizierung. Hilfe zu leisten in einer Hightech-Umgebung zur Vorbeugung und Begleitung ist gefragt. Zu erkennen, dass dies nicht nur humaner auch wirtschaftlicher sein kann, bedarf einiger Einsicht bei den Verantwortlichen in den Krankenhäusern und in den Pflegeeinrichtungen. Aber auch der Patient und deren Angehörigen sollten sich rechtzeitig vorbereiten und vorsorgen.

Zur Vorsorge gehört die Patientenverfügung und Betreungsvollmacht mit den entsprechenden Verfügungen. Zur  weiteren Einordnung von Vollmachten und Verfügungen, einen Überblick und Erklärungen . Ein weiterer Schritt ist nicht nur das Bewusstsein auch ein öffentlicher Disput und damit ein öffentlicher Druck, dass es zum gelebten Standard von Akutkrankenhäusern gehört, ein Konzept für Patienten über 65 Jahre vorzuhalten und umzusetzen. Die entsprechende Grundlagenforschung ist gegeben, Demenz ist nicht nur eine behandlungsfreie Nebendiagnose.

Wer achtet darauf, wenn nicht wir als mögliche Betroffenen, dass ältere Sozialrentner menschlich und nicht als Ware behandelt werden.

Die Abläufe und Routinen eines Krankenhauses sind selten auf die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet. Mit der Projektreihe Blickwechsel Demenz unterstützt der Paritätische Wohlfahrtsverband NRW nordrhein-westfälische Krankenhäuser bei der Entwicklung und Umsetzung demenzsensibler Konzepte, mit denen sie die Versorgung von Patient*innen mit Demenz verbessern. 

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