Unsere Krankenhäuser sind heute (noch) nicht auf die große Zahl an Demenzpatienten eingerichtet.
Ein Problem ist das fehlende Wissen vieler junger Ärzte, kombiniert mit einem Mangel an Zeit, um bewährte diagnostische Methoden anzuwenden, schneller geht es mit einer „medikamentösen Ruhigstellung“. Auch in der Häuslichkeit darf Zwang nicht angewendet werden. Bundesverfassungsgericht 16.7.24 in der Tagesschau.
Nachgang zum Beitrag vom 13.6.: Wer kennt demenzfreundliche Krankenhäuser/Hospitäler (DFH)
Schutz vor Zwangsbehandlung
Ein Patient, der gegen seinen Willen Medikamente erhält, mit dem Ziel ihn ruhigzustellen oder in seiner Bewegungsfreiheit einzuschränken, ist eine Form der Zwangsbehandlung. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Maßnahme nicht der Heilung dient, sondern der Verhinderung von Unruhe oder der Durchsetzung von pflegerischen Maßnahmen.
An Demenz erkrankte Menschen zu betreuen ist für die Pflegenden eine riesige Herausforderung. In stationäre Einrichtung, Krankenhaus und Heimen, stehen die Pflegefachpersonen in einem Spannungsfeld zwischen den zu Pflegenden, ihren Angehörigen, gesetzlichen Vorgaben und den Leitungen.
Der natürliche Wille des Demenzkranken ist zu schützen
Selbst wenn der Mensch keine 100%-ige Geisteskraft mehr besitzt, verbleibt immer ein Schutz vor Zwangsbehandlung.
Vor einer „ärztlichen Zwangsmaßnahme“ müssen die Vorgaben des § 1832 BGB erfüllt sein. Der Patient braucht einen Betreuer oder Bevollmächtigten, denen kraft ihrer Urkunden Gesundheitsentscheidungen zustehen. Die Betreuer müssen zunächst die Einwilligung in die streitige medizinische Behandlung ihres Anvertrauten prüfen und die Behandlung bewilligen. Diese Behandlungseinwilligung des Vertreters muss zwingend zusätzlich noch alle Vorgaben des § 1832 BGB erfüllen. Insbesondere ist ein Antrag auf richterliche Genehmigung erforderlich. Fehlt ein Punkt der Schutzvorgaben des § 1832 BGB, wird der Richter die Zwangsbehandlung gegen den Willen des geistig eingeschränkten Patienten nicht genehmigen; die Zwangsbehandlung muss unterbleiben.
Oft werden die tiefgreifenden Veränderungen der Persönlichkeit nicht ausreichend erkannt oder diagnostiziert.
Gerade in den ersten Phasen ist es wichtig, eine Demenz anzusprechen, denn da kann die Vorsorge noch greifen. Diese bestehe nur aus einem kleinen Teil aus Medikation; immens wichtig sind die körperliche Aktivität, kreative Anregung und eine gesunde Lebensweise.
Dazu: Kann Demenz verzögert werden?
Wir müssen uns alle darauf konzentrieren, dass die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Forderung allein aufzustellen und Fachleuten zu überlassen, ist zu wenig.
In einigen Jahrzehnten werden rund drei Millionen Menschen in Deutschland demenziell erkrankt sein. Das wird die Gesellschaft grundlegend verändern. Ein Wegschauen oder ein Abwenden bei Betroffenen und deren Angehörigen wird immer schwieriger. Lassen wir die Freunde nicht im Regen stehen.
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