Die gesundheitliche Grundversorgung inklusiv der Pflege ist ein riesiges Milliardengeschäft. Fast alle Profiteure denken an ihr eigenes Portemonnaie.
Die Deutschen sind Medikamenten-Weltmeister
Die von der kanadischen Ärztegesellschaft veröffentlichte Studie aus Juni 2017 hat die Ausgaben für Medikamente in der Grundversorgung für folgende Krankheitsbilder berücksichtigt: Bluthochdruck, Schmerzen, Depressionen, Fettstoffwechsel (zu viel Cholesterin), Diabetes und Magenbeschwerden. Im Vergleich zu Ländern mit einem ähnlich hohen Anteil an über 65-Jährigen und mit vergleichbar hohen Lebenshaltungskosten geben die Kanadier, Deutschen, es folgen die Schweizer pro Kopf am meisten für Medikamente aus. Die Schweden geben am wenigsten, die Niederländer das zweit wenigste für Pillen pro Kopf der Bevölkerung aus. Kann dies nur Zufall sein?
In den Medien wird schwerpunktmäßig die Teuerung im Gesundheitswesen abgehandelt sowie neuerdings auch das Überangebot an Krankenhäusern. Die Qualität und die Qualitätskontrolle werden nicht problematisiert, die ebenfalls die Teuerung bremsen würde. Eine falsche Optik?
Zur Ihrer Einstimmung und Hintergrundinformation ein aktueller sehenswerter Fernsehbeitrag:
Was zählt mehr Geld oder Gesundheit
Man fokussiert zu stark auf die Kosten. Was mich im Moment herumtreibt und wütend macht, ist die Tatsache, dass entgegen dem Versprechen des Krankenversicherungsgesetzes faktisch nicht mehr alle Leute den gleichwertigen Zugang haben zum Versorgungssystem Gesundheit. Viele vormals Privatversicherte müssen im Alter ihren Standard senken. Im Pflegebereich werden Ansprüche formal gewährt, die wegen fehlender Infrastruktur nicht abgerufen werden können. Es bildet sich verstärkt ein notwendiger grauer Markt von Senioren-Wohngemeinschaften. (Senioren-WG /Wohnformen im Alter)
Das Gesundheitswesen (SGB V) und die Pflege ( SGB XI) hat einen Komplexitätsgrad erreicht, dass fast nur noch Experten durchblicken.
Hinterfragt werden müsste durch die Medien die Machtstruktur, die dank Herrschaftswissen ausgeübt wird. So könnte die Korruption bekämpft werden, namentlich das Ausnutzen von Wissen, das andere nicht haben können. So gesehen, ist das Gesundheitswesen die Blackbox der Nation. Wir wissen viel zu wenig, wie in dieser Box die Verästelungen im Gesundheitswesen verlaufen. Zum Beispiel sind die viel gelästerten Krankenkassenlobbyisten, zwar ein Übel, noch die harmlosesten. Das Lobbying der Ärzte und der Pharmaindustrie ist viel wirkungsvoller, aber halt weniger plakativ. Man sollte diese Verbindungen aufzeigen können.
Das Problem der Black Box und der fehlenden Kontrolle gilt ebenfalls für den Pflegebereich. Die Strukturen sind gewachsen. Durch die Pflegeversicherung (SGB XI) wurde der Markt 1995 für Privatinvestoren im Sozialbereich geöffnet. „Privat vor Statt“ ist die Devise. Am System der Preisgestaltung hat sich nichts geändert. Die professionelle Budgetierung der Kosten und wissenschaftliche Aufbereitung der Verhandlungspositionen auf SOLL-Werten wurde ausgefeilter. Was es zuvor nur im Krankenhausbereich gab, betriebswirtschaftliche Kompetenz, hat sich im Pflegebereich ebenfalls etabliert.
Ich wage die Prognose: Mit Übernahme der Kath. Krankenhäuser Oberhausen (KKO) mit den Pflegeheimen und ambulanten Pflege-Diensten durch die AMEOS Gruppe werden die ambulanten Dienste abgestoßen!
Durch die Mangelbewirtschaftung und fehlende Planung der stationären Einrichtungen sind die Pflegekassen und der Staat erpressbar. Was nutzen neue Ansprüche in der ambulanten Pflege, wenn seit Jahren Kurzzeit- und Verhinderungspflegeplätze fehlen. Diese werden bei zusätzlichem Anreiz der Gewinnerzielung gebaut. Die Pflegekasse ist die Hüterin des Angebotes. Wenn der Staat sich der „selbst“ geschaffenen Notlage annimmt wird gebaut. Die Wiedereinführung der Notwendigkeitsbescheinigung bei einem Heimplatz, sichert 100prozentigen Auslastung für die Einrichtungen, bringt keine zusätzlichen Plätze.
Qualitätskontrolle
Die Einrichtungen erhalten für die interne Qualitätskontrolle Gelder in den Pflegekosten. Die entsprechenden Überprüfungen der Zertifizierungsstellen sind oftmals nur Abfragen des selbsterstellten Qualitätshandbuches. Die tägliche Praxis orientiert sich zur wirtschaftlichen Ablaufoptimierung daran, selten an der Zufriedenheit der Bewohner.
Auch die neuen Vorgaben zur Qualitätskontrolle durch den Medizinischen Dienst wurde ohne Beteiligung der Verbraucher und deren Verbände, wie BIVA e.V., erstellt. Zufall oder System?
Die WTG-Aufsicht der Kommune (früher Heimaufsicht) wird nur bei offensichtlichen Gefahren und Missständen tätig. Eine Leistungsprüfung findet nicht statt. Um die Mängel, die politischen Versäumnisse, verdecken zu können, fehlen weiterhin öffentlich aussagefähige Transparenzberichte.
Der Heimbeirat hat gesetzlich nur eingeschränkte Möglichkeiten. Diese werden mangels Unabhängigkeit und Kenntnis der Möglichkeiten nicht wahrgenommen werden und von der WTG-Aufsicht selten gefördert.
Angehörige, Zugehörige haben eingeschränkte Möglichkeiten. Die Vertrags-Basis ist ein steiniger, juristischer Weg. Gibt es bessere Einrichtungen? Wenn ja, leider kein Platz! Kopf einziehen und ruhig sein?! ODER
Was können, müssen wir als Bürger von anderen lernen?
Entscheidend ist die gesellschaftliche Übereinstimmung zur optimalen Versorgung aller Beteiligten. Der rein wirtschaftliche Ansatz wird durch die Leitbilder in den Qualitätsbüchern der Einrichtungen vernebelt und kann nicht zur Zufriedenheit aller gelebt werden. Stärken wir die Rechte der Verbraucher, der Heimbeiräte als gleichberechtigte Partner in den Einrichtungen.
Man darf gespannt sein, was der „Wohnungspolitische Dialog“ der Stadtverwaltung Oberhausen im Februar 2020 erarbeitet und die Räte nach der Kommunalwahl im September umsetzen wollen. Die begonnenen Kneipengespräche im Projekt „Ruhrgebiet besser machen“ haben die Problematik aufgenommen. Bringen wir uns bei den verbleibenden „Kneipengesprächen“ ein; die Zeit drängt.
Es fehlt nicht an Erkenntnissen, es fehlt an unserem Engagement!
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