Ziele und Möglichkeiten kommunaler Seniorenpolitik – Weiterbildung –

Wie angekündigt eine Fortsetzung zum Eingangsbeitrag „Demokratie ist vielfältig und in großer Gefahr“ aus August.

Durch das veränderte Verhältnis von Jung und Alt und die höhere Lebenserwartung ist unsere Gesellschaft in Zukunft verstärkt auf das Miteinander der Generationen angewiesen. Solidarität unter den Generationen, gegenseitiges Verständnis und Toleranz zwischen den Beschäftigten und Rentnern müssen zunehmend als wichtige Ziele in den Blick kommunaler Seniorenpolitik rücken.

  • Senioren müssen sich verstärkt in den Prozeß des „lebenslangen Lernens” einbringen. Das Interesse und die Fähigkeit älterer Menschen, neue Informations- und Kommunikationstechnologien zu benutzen, ist unterschiedlich ausgeprägt. Insofern kommt Initiativen mit der Zielsetzung Zugangsbarrieren abzubauen, eine besondere Bedeutung zu.

Die Bedeutung innovativer Vernetzungsmodelle zeigt sich nicht nur auf dem Feld der Wei­terbeschäftigung, sondern daneben auch im Bereich der Weiterbildung. Ältere Menschen sind in hohem Maße an Bildungs- und Weiterbildungsangeboten interessiert, was nicht zu­letzt durch die Erschließung neuer Wissensfelder von Volkshochschulkursen bis hin zum Seniorenstudium dokumentiert wird. Anders ausgedrückt: Der Satz vom „lebenslangen Lernen“ wird auch in dieser Lebensphase Realität und durch die Digitaliserung deutlich. Im Hinblick darauf, daß infolge der Inhomogenität der Seniorengruppe als Adressat des Bildungs- und Weiterbil­dungsangebots in diesem Sinne „drei Generationen“ anzusehen sind, muß für jede Gene­ration ein separates Bildungs- und Weiterbildungsfeld ausgebaut und an den jeweiligen Bedürfnissen ausgerichtet werden.

Es sollte insbesondere zur politischen Herausforderung werden, ältere Menschen an der Informationsgesellschaft zu beteiligen, da ihnen nur auf diesem Wege die Möglichkeit eröff­net wird, den Kontakt zur Umgebung – vor allem der jüngeren Generation – nicht zu verlie­ren. Die Nutzung moderner Informations- und Kommunikationstechnologien durch ältere Menschen ist nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch für die meisten älteren Menschen selbst noch alles andere als selbstverständlich: „Medienkompetenz“ ha­ben heute die jungen Menschen bzw. Menschen im mittleren Alter. Ältere Menschen sind auf die Anforderungen der Informationsgesellschaft nicht genügend vorbereitet. Die Gefahr ist weiterhin groß, auf dem Weg in die Informationsgesellschaft abgehängt zu wer­den. Eine solche Entwicklung wäre indes in dreifacher Hinsicht verhängnisvoll:

  • ohne Zugang zu den neuen Informations- und Kommunikationstechniken werden ältere Menschen von neuen gesellschaftlichen Kommunikationswegen abgeschnitten
  • mangelnde „Medienkompetenz“ verschließt erst recht die Chance einer raum- und zeit­gebundenen Kommunikation, die für ältere Menschen von besonderem Wert ist
  • fehlende Vertrautheit mit den neuen Techniken erschwert die Akzeptanz von Multimedia-Anwendungen in der Betreuung und medizinischen Versorgung älterer Menschen.

Als besonderes Feld innovativer Vernetzung im Bereich der neuen Informations- und Kom­munikationstechnologien (IuK) kann das Internet angesehen werden. Während sich der Anteil der Internetnutzer, die das Internet unterwegs nutzten, im Jahr 2015 noch auf rund 54 Prozent belief, stieg dieser Anteil im Jahr 2020, die das Internet täglich nutzten, auf 80 Prozent. Gerade für ältere Menschen bietet das Internet enorme Chancen zur besseren gesellschaftlichen Partizipa­tion. Nach der jüngsten Erhebung beträgt die Beteiligung von Senioren an der Internet-Nutzung 93 % in der Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen; bei den 70 + Jährigen 77 % . Schon diese Zahlen machen deutlich, daß das Potential möglicher Internet-Nutzer unter den Senioren noch nicht erschlossen ist. Es gilt dabei weiter, die Hemmnisse auszuräumen, die einer weiteren Verbreitung des neuen Mediums bei älteren Menschen entgegenstehen. Denn wie die Altersforschung bestätigt, sind ältere Menschen gegenüber neuen Sachverhalten grundsätzlich zurückhaltender und vorsichtiger. Damit einher geht eine – nicht notwendig in der Natur der Sache liegende – Bedienungsunfreundlichkeit der Zugangssysteme zum In­ternet, die Platz für eine seniorengerechtere (Weiter-) Entwicklung lassen. Folgende Pro­bleme und Hemmnisse lassen sich im Umgang älterer Menschen mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien feststellen:

  • die Technologien sind in der Bedienung für Ältere zu kompliziert
  • die Kosten für Computer und Internet-Zugang sind zu hoch
  • das Auffinden wichtiger Informationen und Angebote bereitet Probleme
  • es fehlen altengerechte Informationen über Angebote im Internet
  • die Angebote der Software-Hersteller und Internet-Provider orientieren sich zu einseitig an jungen Zielgruppen.

Die Beseitigung dieser Hemmnisse sollte umso größeren Anreiz bieten, als die Technolo­gien für ältere Menschen ein Medium der gesellschaftlichen Teilhabe sein können. Durch entsprechende Weiterentwicklung und Vernetzung des Internets auf kommunaler Ebene kann die Möglichkeit der Alltagsbe­wältigung verbessert (Einkaufen über Internet, Information über bzw. Abrufen von Dienst­leistungsangeboten, Kontakte mit Freunden und Verwandten etc.) oder es können Informa­tionen über Weiterbildungs- und Aktivitätsangebote abgerufen, nicht zuletzt auch die Be­wältigung gesundheitlicher Beeinträchtigungen durch Informationsaustausch mit Selbsthil­fegruppen verbessert werden. Siehe hierzu auch unseren Anbieterkatalog, der entsprechende Filter hat. – Möchten Sie gelistet werden, schreiben Sie uns eine Mail. –   Wer kennt sich schon als Senior mit den vorgenannten Voraussetzungen aus? Ein Einblick kann das ermäßigte Seminar am 16. – 18. November 2022 in Köniswinter bieten. – siehe nebenstehend.

Bestehende Zugangsbarrieren für ältere Menschen müssen daher abgebaut und im Ge­genzug passende multimediale Anwendungen entwickelt werden, die für den Erhalt der selbständigen Lebensführung und die gesellschaftliche Integration nutzbar gemacht werden können.

Die Städte und Gemeinden können ihren notwendigen Beitrag leisten, indem sie insbesondere auf eine verstärkte Vernetzung von Angeboten der Altenhilfe und eine engere Kooperation und Koordination aller mit den Anliegen und Interessen älterer Menschen befaßten Organisationen hinwirken. Die bestehenden Infrastrukturen und Dienstleistungen sind auszubauen. Die Gesellschaft wird auch in Zukunft nicht auf das Engagement und die Erfahrung der älteren Menschen verzichten können. Daher ist es wichtig, durch geeignete Maßnahmen die Eigenaktivität und die selbständige Lebensführung älterer Menschen zu stärken. 

Die kommunale Ebene ist aufgrund ihrer Kompetenz für die Daseinsvorsorge und ihrer Nähe zu den konkreten seniorenpolitischen Herausforderungen für die Erarbeitung von Lösungen in besonderem Maße qualifiziert und aufgerufen. Ein weiteres Abwarten und hoffen, der Markt wird es richten, wird teuer und gefährdet den sozialen Frieden.

„Thesen zu Zielen und Möglichkeiten kommunaler Seniorenpolitik“ folgen demnächst.

Über Rückmeldungen von Ihnen oder Teilnehmern des Seminars am 10.10.2022 in Königswinter, ausgerichtet von der Landesseniorenvertretung NRW freuen wir uns.

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