Notwendige Daseinsvorsorge für die Bürger oder neue Möglichkeiten in die Sozialkassen zu greifen.
Einsparungen im Gesundheitsbereich von jährlich 4 % und mehr durch eine wirksame und integrierte Versorgung.
Eine Möglichkeit können Gesundheitslotsen sein. Mehrere Begriffe für eine Sache. Gesundheits- und Patientenlotse. Es werden auch andere Termini wie Pfadfinder, Patienten-Scouts, Kümmerer, Koordinatoren, Gemeindeschwester u.a. verwendet. Die wissenschaftliche Grundlage liegt in den Methoden des Care und Case Managements. Aktuell sind Patientenlotsen nur in Selektivverträgen oder geförderten Projekten in der Versorgung tätig. Die Ampel-Koalition hat sich für eine Aufnahme in die Regelversorgung ausgesprochen. Wir Bürger müssen uns einbringen. Richten wir die Zukunft in unserem Sinne.
Die Zufriedenheit mit der Gesundheitsversorgung in Deutschland nimmt ab; der Mangel an Ärztinnen und Ärzten sowie Pflege- und Gesundheitsfachkräften zählt zu den meistgenannten Problemen. Die Potenziale der Gesunderhaltung und Krankheitsvermeidung sind Steckenpferde der Krankenkassen. Das System „Privat vor Staat“ belohnt wirtschaftliche Einheiten und keine Vorsorge. Das deutsche Sozialsystem ist eines der teuersten, aber nicht effektivsten Gesundheitssystem.
Die laufenden Gesundheitsausgaben in Deutschland, der reichsten Volkswirtschaft der EU, erreichten 2020 rund 12,8 % des BIP mit insgesamt 3.405,43 Mrd. € im Jahr 2022 waren es bereits 3.869,9 Mrd. €. Gemessen an der Wirtschaftsleistung gab Deutschland von allen 27 EU-Staaten mit 435,9 Mrd. € den höchsten Anteil für sein Gesundheitssystem aus, allein für die Pflege nach SGB XI 53 Mrd. €. Waren oder sind wir auch gesünder?
Im EU-Durchschnitt lagen die Gesundheitsausgaben bei 10,9 % des BIP. Den niedrigsten Anteil verzeichnete Luxemburg mit 5,8 % des BIP von 78,13 Mrd. €. In Portugal waren es 10,6 % von 239,25 Mrd.€ und in Griechenland 9,5% von 208,03 Mrd. €. Was sagen Prozente über das Bruttoinlandsprodukt (BIP)? Zum Vergleich deshalb das durchschnittliche Einkommen je Einwohner im Jahre 2021. In Deutschland waren es 51.040 €, Griechenland 20.140 €, Portugal 23.730 €.
Niedergelassene Ärzte und die Krankenhäuser stöhnen über fehlende Einnahmen.
In Deutschland gab es 2019 auf 100.000 Einwohner 791,5 Krankenhausbetten in Griechenland 418 und in Portugal 350,6. Durch die angestrebte Krankenhausreform müsste genug Geld im System sein.
Wird die Allgemein-Arztdichte je 100.000 Einwohner betrachtet, hatte Deutschland 103 praktizierende Ärzte mit direktem Patientenkontakt im Jahre 2020, in Portugal waren es 292 Ärzte und in Griechenland 42 Ärzte. Die Gegenüberstellung mit Portugal zeigt, es fehlt an Sozialkontakt und Hilfe im weitesten Sinne im Quartier.
Ziel:
Lotsen können z. B. Krankenhausaufenthalte vermeiden, verringern und verkürzen, so dass Personal an anderer Stelle des Gesundheitssystems frei wird. Gesundheitslotsen dürfen nicht auf den heutigen Bereich der Krankenkasse, des SGB V, beschränkt sein, auch die Pflege (SGB XI) und SDGB IX sind notwendiger Bestandteil der Betreuung. Ein bereits komplexer Versorgungsbedarf darf nicht zwingend Voraussetzung zur Hilfe sein. Eine Erkrankung, ein Pflegegrad ist ein Indiz zur notwendigen Intervention. Ein gesetzlicher Leistungsanspruch auf Lotsen muss diese Regelung ebenso wie jene zum Entlass Management aufgreifen und mit Ansprüchen anderer Sozialgesetzbücher verknüpfen.
Wer kann, sollte Lotse sein:
Ärzte wollen Ihren Stand schützen und sehen eine Heilkundeübertragung an Lotsen nicht, da sie nicht selbst versorgen. Gleichwohl sollten Lotsen den Hilfsmittelbedarf bspw. zur Überwindung von Barrieren in der Wohnung erkennen können und den behandelnden Arzt darüber informieren. Gesundheitslotsen dürfen nicht auf den Bereich der Krankenkasse (SGB V) beschränkt sein und ein komplexer Versorgungsbedarf darf nicht zwingend zur Hilfe notwendig sein; die Hilfe muss so früh wie möglich einsetzen. Eine aufsuchende Präsens vor Ort ist gefragt, wie sie die Gemeindeschwestern der Caritas oder Diakonie übernahmen.
Anbindung:
Reformen sind vor Ort adressiert und müssen hier umgesetzt werden. Angebote der Daseinsvorsorge ist kommunal zu organisieren und erfordert eine Zusammenarbeit auf dieser Ebene. Zahlreiche Ärztenetze und Gesundheitsregionen haben vorgedacht. Siehe auch:
Besser regional (bmcev.de) FAQ-Gesundheitslotsen.pdf (bmcev.de)
Finanzierung:
Die Finanzierung kann und darf nicht zu Lasten der Kommune gehen. Die Verteilungsschlüssel sind bundesweit einheitlich vorzugeben und direkt pro Einwohnerschlüssel den Budgetverantwortlichen zu überweisen, die für die Stärkung einer umfassend verstandenen Primärversorgung zuständig sind.
Dieser Beitrag folgt auf: Care – im Quartier
Wir wollen mit den Fakten die notwendige breite Diskussion entfachen. Ein weiteres Abwarten,
bis die interessierten Lobbyisten ihre wirtschaftlichen Positionen gesichert haben oder eine gelenkte Diskussion in den Parteien erfolgt, schadet uns pflichtversicherten Bürgern.
In welcher Gesellschaft wollen wir leben und sterben?
Überlassen wir die notwendige Diskussion nicht länger den Abgeordneten, Beamten oder freiwillig Versicherten. Entscheiden wir mit, wie ca. 500 Mrd. € im Jahr zum Wohle der Versicherten eingesetzt werden. Für ein längeres Leben zu weniger Kosten.
In Kürze veröffentlichen wir
- 14.07., 12:34 Care – im Quartier
- 21.07., 12:36 Sucht im Alter
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