Gesundheitsinformationen per Sprachassistent

Smarte Sicherheits-Technik 

die persönlichen Möglichkeiten und Folgen

Millionen Internet-Nutzer suchen täglich nach Gesundheitsinformationen. In England soll der Sprachassistenten Alexa Patienten schnellen Zugriff auf Gesundheitsthemen geben. Die geplante Zusammenarbeit des britischen National Health Service (NHS) mit Amazon ruft auch Datenschützer auf den Plan.

Durch einfache Sprachbefehle sollen Patienten in Sekundenschnelle an NHS-geprüfte Gesundheitsinformationen kommen. Der Sprachbefehl wird dabei über spezielle Mikrofone empfangen, die Antwort durch den „Amazon Echo“-Lautsprecher ausgegeben. Die Patienten können Fragen stellen zu Krankheitsbildern und Behandlungsmöglichkeiten, etwa „Alexa, was sind die Symptome von Windpocken?“

Die Sprachsoftware „Alexa“ wurde im Jahr 2016 auf dem deutschen Markt eingeführt, andere folgten. Bei „Alexa“ handelt es sich um eine Software, die Sprachbefehle verarbeitet und Antworten generiert. Der Sprachassistent sendet die aufgenommenen Sprachdaten an die Server von Amazon (sog. Cloud). Dort transkribiert eine Software die Audiodaten in Echtzeit und übermittelt eine Antwort an das Endgerät. Der Sprachbefehl des Nutzers wird in der Amazon Cloud sowohl als Audio-Datei gespeichert, als auch in schriftlicher Form hinterlegt. Angaben zur Speicherungsdauer sind in den Nutzungsbedingungen von Amazon nicht ersichtlich. Im Benutzerkonto können sämtliche Mitschnitte verwaltet und ggf. gelöscht werden. Nach Art. 6 I DSGVO darf eine Datenverarbeitung8 nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen. Der Nutzer stimmt der Datenverarbeitung bei der Erstinstallation mit Annahme der Nutzungsbedingungen ausdrücklich zu. Art. 8 II 1 Charta der Grundrechte der Europäischen Union28 legt fest, dass personenbezogene Daten nur nach Treu und Glauben verarbeitet werden dürfen. Der Betroffene muss die maßgeblichen Faktoren der Verarbeitung seiner Daten nachvollziehen können.

Kritik von Datenschützern

Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hat sich im Mai 2019 in dem Gutachten generell mit der „Zulässigkeit der Transkribierung und Auswertung von Mitschnitten der Sprachsoftware Alexa durch Amazon“ beschäftigt. Dabei ging es dem Gremium nicht ausschließlich um die Verwendung von Gesundheitsdaten, sondern auch um weitere Einsatzfelder. So kritisierte das Gremium, Nutzern sei beim Gebrauch von Alexa häufig nicht klar, wann und in welchem Zusammenhang Daten erhoben werden. Misstrauen wecken vor allem die Möglichkeiten, die Nutzer abzuhören, ohne dass ihnen das bewusst wird. Die Aktivierung der Sprachsoftware geschehe regelmäßig versehentlich, ohne dass der Nutzer dies bemerke, rügte der Wissenschaft­liche Dienst. Alexa sendet aufgenommene Sprachdaten an die Server von Amazon, wo diese transkribiert und weiterverarbeitet werden. Der Sprachbefehl des Nutzers wird in der Amazon Cloud als Audiodatei gespeichert. Wie lange, darüber macht Amazon bislang keine Angaben. Auch seien künftige weitere Nutzungsabsichten nicht transparent.

Kritik von Verbraucherschützern

Der Verein „Digitalcourage“ verlieh „Alexa“ im Jahr 2018 den sogenannten „BigBrotherAward“. Dieser wird jährlich an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die nach Angaben des Vereins in besonderer Weise die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen sowie persönliche Daten verkaufen oder gegen ursprüngliche Interessen verwenden. Abrufbar unter: https://bigbrotherawards.de/2018/verbraucherschutz-amazon-alexa.

Ausblick

Vor einem Jahr wurde dem Konzern in den USA ein Patent für eine neue Einsatzmöglichkeit seines Sprachassistenten zuerkannt: Ein Algorithmus soll den digitalen Sprachassistenten in die Lage versetzen, Krankheiten am Klang der Stimme zu erkennen. In Deutschland hat Amazon außerdem den Arzneimittelmarkt im Visier: Die Kölner Kooperation Pillentaxi probt den Einsatz von Alexa zur Unterstützung der Apothekensuche. Patienten können sich Öffnungszeiten vorlesen lassen oder sogar ein Pillentaxi zur Rezeptabholung bestellen.

Aktuelle Pressenachricht:

Große Pläne mit Alexa, die Sprachbox soll körperliche oder psychische Beschwerden beim Anwender entdecken und ihm darauf basierende Werbeangebote unterbreiten soll.

Alexa soll zukünftig an die Einnahme erinnern und Arzneimittel nachbestellen.