Die „postfossile“ Stadt, altengerechtes Leben in Würde !
Die Stadt ist eine der größten Errungenschaften der menschlichen Zivilisation. Es waren Städte, in denen die Ideen von Selbstverwaltung, Öffentlichkeit und Demokratie geboren wurden. Sie sind Treibhäuser für Wissenschaft, Kunst, Kultur, Zufluchtsort für Flüchtlinge und Außenseiter. Bühne der großen politischen Umwälzungen. Gleichzeitig müssen Städte darauf bedacht sein, die soziale und räumliche Zersiedelung zu stoppen, die zum Tod der städtischen Gemeinschaft führt. Öffentliche Institutionen, Räume und Plätze spielen eine zentrale Rolle für die Herausbildung eines städtischen „Wir Gefühl“, gemeinschaftliche Kindergärten und Schulen, Bibliotheken, Kulturzentren, öffentliche Verkehrsmittel, Marktplätze, Parks, Promenaden und Sportanlagen sind Orte, an denen sich Menschen unterschiedlicher Herkunft und sozialer Lage begegnen und in Beziehung miteinander treten. In einer dem demografischen Wandel unterliegenden Gesellschaft gewinnen die Belange und Interessen der älteren Generation immer mehr an Bedeutung. Die Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen auf der Ebene der kommunalen Politik und ihre Einbindung in örtliche Entscheidungsprozesse sind deshalb eine wesentliche Voraussetzung für ein bürgernahes Gemeinwesen. Das Leitkonzept der Stadt und Zukunftsplanung muss das einer generationengerechten Kommune und Gesellschaft sein.
Generationen Politik ist eine Querschnittsaufgabe.
Sie ist mehr als Sozialpolitik und reicht von Bildung über Gesundheit bis hinein in die Bereiche von Recht und Verwaltung. Seniorenpolitik ist nicht Klientel-Politik für alte Menschen, sondern Generationen Politik: Zukunftsgestaltung von und mit älteren Bürgern. Generationen Politik muss auf allen Altersgruppen und auf den fairen Ausgleich ihrer Interessen achten. Eine konsistente Politik erfordert die Abstimmung von Sozial und Wohnungspolitik, Quartiers Planung und Infrastrukturplanung. Politik für eine älter werdende Gesellschaft muss mit den Bürgerinnen und Bürger, ob alt oder jung, und mit ihren Interessenvertretungen gemeinsam gestaltet werden.
Freiheit und Verantwortung
sind untrennbar mit der Vorstellung des Menschen als einem moralfähigen Wesen verbunden und damit sowohl Basis für Freiheitsrechte als auch für Solidaritätsverpflichtungen. Ohne Solidarität aller Altersgruppen gäbe es kein System sozialer Sicherung. Gerechtigkeit und Freiheit sind Werte für den Bürger.
Die Freiheit im Alter
bedeutet selbstbestimmt zu leben. Jeder Mensch ist zur Freiheit berufen und befähigt. Ob er dieser Berufung entsprechend leben kann, entscheidet sich in der Gesellschaft.
Leben muss in jeder Lebenssituation, auch im Alter, frei sein von entwürdigenden Abhängigkeiten, von Not und von Furcht, und er muss die Chance haben, seine Fähigkeiten zu entfalten und in Gesellschaft und Politik verantwortlich mitzuwirken. Nur wer sich sozial ausreichend gesichert weiß, kann seine Freiheit nutzen.
Die Freiheit des Einzelnen endet, wo sie die Freiheit des Anderen verletzt.
Wer anderen Unfreiheit, warum auch immer, zumutet, kann auf Dauer selbst nicht frei sein, wenn er/sie ein Gewissen hat (sich in der eigenen Abhängigkeit leistet). Wer ein solches Bewußtsein hat, denkt gerecht.
Gerechtigkeit bedeutet aber auch,
dass Ältere ihr Lebensabend in Würde verbringen und ihre Lebensleistungen anerkannt und geachtet sehen und was für zu viele gilt, nicht in verdeckter Armut zur Randgruppe werden und sich aus Scham verstecken.
Die Politik muss Altersarmut bekämpfen und Lebensleistung honorieren.
Wenn wir uns auf vorgenannte grundlegende Werte aber nicht mehr verlassen können, gefährdet das den gesellschaftlichen Zusammenhalt, und die Glaubwürdigkeit in die Demokratie, ungeachtet der wachsenden Kultur der Angst.
Der Grund ist einfach: Im Jahr 2050 wird jeder dritte Deutscher älter als 60 Jahre sein. Derzeit ist es rund jeder Vierte. Es sollten die Rechte und die Lebensbedingungen der älteren Menschen in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt und zugleich deren Leistungen für den Zusammenhalt der Gesellschaft und Familie gewürdigt werden.
Eine Politik für ältere Menschen muss die raschen demografischen Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung nicht nur im Blick haben. Die Verantwortung muss auf der kommunalen Ebene als Pflichtaufgabe gesehen werden können. Dies ist bei der derzeitigen gesetzlichen Ausgestaltung formal nicht gegeben, anders in Schweden, Norwegen aber auch bereits in den Niederlanden.
Laut UN gehört Schweden zu den Ländern, in denen man am besten alt werden kann. Die Schweden gehen davon aus, dass sie diesen Erfolg ihren starken Kommunen verdanken. Seit langem ist es Tradition, dass diese sich besonders viel um die Pflege und Unterstützung von alten Menschen kümmern.
In Schweden gilt: Alle Menschen sollen möglichst lange in ihrem eigenen Zuhause leben können. Das ist sowohl billiger für den Staat als auch schöner für die Betroffenen, Kommunen unterstützen dieses Prinzip, indem sie beispielsweise einen Lieferservice für Essen anbieten und Wohnungsbau fördern, der auf die Bedürfnisse alter Menschen zugeschnitten ist.
Außerdem gibt es einige große Organisationen und Vereine, die sich beim schwedischen Staat speziell für die Interessen alter Menschen einsetzen diese haben also eine Lobby.
Grosszügigkeit, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe sind nicht die ersten Assoziationen, die einem einfallen, wenn man an die Gesundheitspolitik nach 1990 denkt. „Privat vor Staat“ ist die Devise. Dazu passt das Schreckgespenst: Älter gleich kränker und damit teurer!
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