Das „Dreisäulenmodell“ in Deutschland führt zur Armut
Die Jüngeren unter uns, denen man jahrelang hartnäckig die Rentenlügen von Demografie und Generationengerechtigkeit aufgetischt hat, werden es kaum glauben. Genauso die Älteren, die heute schon in Armut leben. Die Rente könnte auch ganz anders aussehen, und zwar viel besser für alle. Wenn wir uns von der Gehirnwäsche durch die Lobbyisten befreien, die Rentenlügen demaskieren, die Fehler durch die Leistungseinschnitter in der Rentenversicherung korrigieren und uns auf deren wirkliche Stärken besinnen,
kurz: Wenn wir den Kurswechsel einleiten, dann sind höhere Renten für alle drin, ohne Überlastung der Jungen. Und zwar sofort.
Manchmal müssen auch heilige Kühe geschlachtet werden, wenn alles besser werden soll. Das deutsche Dreisäulenmodell der Altersvorsorge:
- der gesetzlichen Rentenversicherung,
- der betrieblichen Altersvorsorge und
- der privaten Altersvorsorge.
genießt mittlerweile einen solchen Status.
Nicht zu verwechseln mit den drei Risiken: 1. Alter (Risiko der Langlebigkeit); 2. Erwerbsminderung (früher auch Berufsunfähigkeit), 3. Todesfall (für Hinterbliebene).
Beim Dreisäulenmodells in der Schweiz zahlen alle Beschäftigten solidarisch, ausnahmslos, ohne Begrenzung auf einen Höchstwert, prozentual in die erste Säule ein, aber jeder erhält einen maximalen monatlichen Rentenbetrag. Die zweite Säule ist obligatorische und der zu gewährende Zins wird gesetzlich festgelegt. Siehe auch: Millionen Menschen fühlen, es geht mit der Rente nicht gerecht zu, mit dem Vergleich Österreich u.a.
Seit Jahrzehnten versucht die Finanzwirtschaft die Menschen zu überzeugen, sie müssten mehr tun, als sich nur auf die gesetzliche Rente zu verlassen. Die zusätzliche Vorsorge per Riester-Rente wurde quasi zur Pflicht erklärt. Zeitgleich bekam jeder Arbeitnehmer das gesetzliche Recht auf einer Betriebsrente per Entgeltumwandlung. Zwar wurde weder die Riester-Rente noch die Entgeltumwandlung verpflichtend beschlossen, doch die Regierung machte deutlich, ihr sollt es tun! Damit war das Dreisäulenmodell geboren. Immer wieder wird es beschworen, und die gewünschte suggestive Wirkung ist naheliegend. Wenn ihr nicht alle drei Säulen nutzt, bröckelt eure Altersversorgung, stürzt womöglich ein.
Dieser Unsinn sollte schleunigst beendet werden!
Die Arbeitnehmerkammer Bremen hat 2015 nachgewiesen, dass die Gesamtversorgung im Drei-Säulen-Modell langfristig nicht das Niveau vor der Riesterreform erreicht, trotz höherer Kosten für den Arbeitnehmer. Der Sicherungsgrad wird dabei immer schlechter, je länger der Rentenbezug dauert. Selbst die optimistischen Annahmen der Bundesregierung unterstellen, dass alle drei Säulen im Alter weniger stark wachsen als die Löhne. Dies führt zwingend zu einem sinkenden Sicherungsgrad. Bezieht man Elemente wie den Hinterbliebenenschutz oder die Zahlung einer Erwerbsminderungsrente mit ein, wird der Vergleich zum Desaster für das hochgelobte Dreisäulenmodell in Deutschland. Die Leistungen liegen deutlich unter jenen der Vor-Riester-Ära.
Und wie sieht es mit der Beitragsbelastung aus?
Für das Jahr 2030 geht die Bundesregierung im Dreisäulenmodell von einem Gesamtbeitragssatz von 29 Prozent aus. Das ist nicht nur sehr viel, sondern auch deutlich mehr als die 26 Prozent, die von den politisch Handelnden vor den Riester-Reformen als unzumutbar und politisch nicht vermittelbar diskreditiert wurden. Nun stellt sich heraus: Alles wird noch erheblich teurer. Die Bremer Studie hat errechnet, wie hoch der Beitragssatz im gemischten Drei-Säulen-System in Deutschland klettern müsste, um tatsächlich dasselbe Versorgungsniveau wie vor der Riester-Reform von 2001 zu bieten, auf sage und schreibe 32 Prozent. Den weitaus größten Teil davon müssten die Arbeitnehmer zahlen. Daraus kann sich nur eine Konsequenz ergeben. Das Drei-Säulen-Modell sollte aufgegeben werden. Und der Versorgungsgrad in der gesetzlichen Rente muss wieder deutlich steigen, um so wenigstens annähernd den früheren Lebensstandard zu sichern. Der implizite Zwang zur Riester-Rente sowie zu einer schlecht gemachten zusätzlichen Betriebsrente per Entgeltumwandlung sollte hingegen aufgegeben werden. Wer sich positiv über das Deutsche Rentensystem äußert, ist der Korruptionsvorwurf nicht weit. Die Bedienung der Interessen der Finanzindustrie lassen sich wunderbar mit den Interessen der Unternehmen in Deutschland nach Senkung der Lohnkosten (weniger Sozialversicherungsbeiträge) und den Interessen der Politik bzw. Spitzenbeamten, in kurzer Zeit zu sichern und so an hohen Pensionen zu kommen, verbinden.
Aber warum sollte Geld für spätere Renten verzinslich zurücklegen, wenn man von den Vorteilen des Umlageverfahrens überzeugt ist?
Damit würde also nur ein falscher Weg ein wenig preiswerter fortgesetzt. Es muss darum gehen, möglichst viel Geld ins umlagefinanzierte gesetzliche System zu bringen, die Gelder wo auch immer kapitalgedeckt für die Rente arbeiten zu lassen macht doch nachweislich keinen Sinn. Das wissen wir spätestens seit der Finanzkrise. Auch die Entgeltumwandlung sollte in der bisherigen Form beendet werden. Sie lebt von der Illusion, es handelt sich um ein gutes Geschäft, wenn steuer- und abgabenfrei Gehalt umgewandelt wird. Solange aber im Alter die doppelten Krankenkassen- und Pflegebeiträge kassiert werden und die Rente komplett versteuert werden muss, bleibt es für viele wohl bei der Illusion. Was aber vor allem gegen die Entgeltumwandlung spricht: Sie höhlt schleichend den Kern der Altersvorsorge aus, die gesetzliche Rente: Jeder umgewandelte Euro sorgt dafür, dass die Renten für alle Versicherten ein klein wenig langsamer steigen. Und für den, der das fragwürdige Instrument nutzt, führt es darüber hinaus auch direkt zu einer Rentenkürzung in der ersten Säule, also bei der gesetzlichen Rente. Was soll also ein Dreisäulenmodell, das vorgeblich die Gesamtversorgung verbessern soll, aber in der Praxis genau das Gegenteil bewirkt? Es sollte schleunigst in die Mottenkiste der Sozialpolitik verbannt werden. Alles was, die gesetzliche Rente schädigt, muss aufhören. Es ist doch völlig absurd, dass man eine zweite und dritte Säule erfindet, um damit die erste zu ruinieren. Wie undurchdacht ist das den in Deutschland?
Natürlich bleibt es jedem unbenommen, sich privat auf rein freiwilliger Basis zusätzlich abzusichern. Nur sollte dies nicht die Grundlage für eine armutsfeste Altersversorgung darstellen. Diese weitere private Vorsorge kann nur on top zu einer deutlich verbesserten gesetzlichen Rente hinzukommen, wenn dies jemand für nötig hält. Sie sollte auch nicht mehr länger durch Steuervorteile oder direkte Zulagen vom Staat gefördert werden, Solche Geschenke verzerren nur die Wahrnehmung und machen so aus Kundensicht unter Umständen aus schlechten Finanzprodukten vermeintliche Schnäppchen. Der Staat sollte sich voll und ganz auf die Förderung der gesetzlichen Rente konzentrieren. Auch die Betriebe können und sollen im Wettbewerb um gute Arbeitskräfte freiwillig zusätzliche Betriebsrenten zusagen, so wie dies über viele Jahre gute Praxis war. Nur sollte dies im Wesentlichen arbeitgeberfinanziert geschehen. Ein gutes Beispiel ist die tarifliche geregelte Zusatzversorgung für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Sie ist in der Regel voll arbeitgeberfinanziert und sorgt für keine Kürzung der gesetzlichen Rente bei den Arbeitnehmern.
Chimäre Rentenniveau
Ziel muss wieder ein Netto-Gesamtversorgungsniveau von 70 Prozent als »lebensstandardsichernd« für alle sein.
Dies kann erreicht werden, durch
- Wegfall der Bemessungsgrundlage.
- Einbeziehung aller Einkommensbezieher. Angefangen beim Abgeordneten über die Beamten und Selbstständigen bis hin zum angestellten Vorstandsvorsitzenden.
Der 20. Bundestag muss entscheiden.
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