Hoffnung für Alzheimer-Patienten?

Der Markt ist da! Forschung zahlt sich aus!

Aducanumab soll dem Abbau der Geisteskraft entgegenwirken

Trotz widersprüchlicher Studienlage ist der Wirkstoff  jetzt in den USA zugelassen worden. Seit fast zwei Jahren hatten die Experten um eine Entscheidung gerungen, jetzt hat die US-Arzneimittelbehörde FDA trotz umstrittener Studienlage zur Wirksamkeit ein neues Alzheimer-Medikament zugelassen. Es soll Patientinnen und Patienten mit Morbus Alzheimer im Frühstadium verabreicht werden, um den Abbau der kognitiven Fähigkeiten zu stoppen.

Wie soll Aducanumab wirken?

Die genaue Ursache für die Entstehung einer Alzheimer-Demenz ist nicht abschließend geklärt. Nach bisherigen Erkenntnissen steht sie in Zusammenhang mit speziellen Eiweißablagerungen im Gehirn, die als Amyloid , Plaque oder Tau bezeichnet werden. Die Anhäufung von Amyloid gilt als Schlüsselmechanismus bei der Entstehung von Schädigungen des Gehirns. Nerven sterben ab, die Gedächtnisleistungen und kognitiven Leistungen nehmen ab. Menschen werden hilflos. Aducanumab ist ein Wirkstoff aus der Gruppe der monoklonalen Antikörper. Er soll den Eiweißablagerungen entgegenwirken. In den USA wird er als Aduhelm vertrieben.

Warum ist Aduhelm umstritten?

Aduhelm ist in zwei Phase-III-Studien mit rund 3200 Probandinnen und Probanden getestet worden. Die Ergebnisse waren widersprüchlich, im März 2019 gab der Hersteller bekannt dass die Studien abgebrochen werden, erklärt die Initiative Alzheimer Forschung. Vorausgegangen war eine Zwischenanalyse, die auf Daten von rund 1700 Probanden basierte und das Erreichen der Studienziel für unwahrscheinlich hielt. Im Oktober 2019 erfolgte eine Kehrtwende: Eine neue Analyse hatte ergeben, dass es doch eine positive Wirkung geben könnte. In sie waren Daten eingeflossen, die bei der Zwischenanalyse gefehlt hatten. In Absprache mit der Arzneimittelbehörde FDA hatte der Hersteller im Herbst 2020 eine Zulassung beantragt, die jetzt nach beschleunigtem Verfahren positiv beschieden wurde. Die Zulassung ist mit der Auflage verbunden, eine weitere Studie durchzuführen, die den Nutzen von Aduhelm belegen soll.

Ist eine Zulassung angesichts der Datenlage nicht ungewöhnlich?

Die Zulassung sei mit den besonderen Umständen zu begründen, erklärt Tobias Hartmann, Professor für experimentelle Neurologie und Alzheimer-Forscher an der Universität des Saarlandes. Alzheimer-Demenz ist bisher nicht heilbar. Mit Medikamenten kann die Krankheit kaum behandelt werden. Mit großem Aufwand forschen Wissenschaft und Industrie deshalb seit Jahrzehnten mit dem Ziel, hier einen Durchbruch zu erreichen. Seit fast 20 Jahren aber gibt es keine ernst zu nehmenden Fortschritte oder neuen Wirkstoffe. Eine Nichtzulassung von Aducanumab würde bedeuten, dass den heute Betroffenen ein Wirkstoff vorenthalten wird, der womöglich doch das Fortschreiten der Demenz verlangsamen kann, sagt Hartmann. Die FDA habe sich deshalb entschieden, die positiven Daten zu berücksichtigen. Wäre es ein neuer Blutdrucksenker gewesen, hätte man wohl eher gesagt: Legt weitere Ergebnisse vor und dann entscheiden wir.

Achtung: Die Zahlen für Deutschland

Weltweit leiden etwa 47 Millionen Menschen an Alzheimer oder einer anderen Art von Demenz. In Deutschland sind es etwa 1,7 Millionen. Das Risiko steigt mit dem Lebensalter. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist davon auszugehen, dass die Zahl der Betroffenen in Zukunft stark ansteigen wird. 2050 erwarten Wissenschaftler etwa 117 bis 130 Millionen weltweit und 2,7 Millionen in Deutschland.

Welcher positiven Ergebnisse hat die Endanalyse ergeben?

Die Probanden, die Aducanumab in der höchsten Dosierung bekamen, hatten den größten Effekt. Sie bauten in neuropsychologischen Test etwas weniger ab als die Placebogruppe. Der Effekt in zwei Tests lag nach 78 Wochen bei 22 beziehungsweise 18 Prozent, erklärte die Initiative Alzheimer Forschung. Fest steht, dass Aducanumab die Krankheit nicht stoppen kann, sagt Tobias Hartmann. Der Wirkstoff könnte aber bei einer bestimmten Gruppe von Patienten das Fortschreiten verlangsamen. Dazu müssen die Therapie rechtzeitig und früh nach Beginn der Erkrankung einsetzen. Es wäre eine sehr kleine Gruppe, die von einer Therapie profitieren würde, sagt die stellvertretende Geschäftsführerin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft,  Saskia Weiß: Nämlich Menschen, die eine leichte kognitive Beeinträchtigung zeigen oder eine leichtgradige Demenz und bei denen gleichzeitig Amyloid im Hirn nachgewiesen werden kann. Diesem Amyloid-Nachweis mittels MRT oder Nervenwasseruntersuchung sei jedoch aufwendig und teuer. Und in einem so frühen Stadium bemerkten viele Menschen den Beginn der Erkrankung noch nicht. Dennoch: Es ist ein Hoffnungsschimmer, so Weiß. Im günstigen Fall, so Tobias Hartmann, können Aducanumab das Fortschreiten von Alzheimer laut Studienlage über einen Zeitraum von 18 Monaten um etwa vier Monate verzögern. Über den Zeitraum danach gebe es bisher keine belastbaren kenntnisse.

Hat die Therapie Nebenwirkungen?

In den Studien wurden Nebenwirkungen beobachtet, die bei höherer Dosierung verstärkt auftraten. Etwa 35 Prozent der Probanden, welche die höchste Dosierung verabreicht bekamen, hatten leichte Schwellungen des Gehirns, die bei Aussetzen der Dosierung wieder abnahmen.

Kommt der Wirkstoff auch nach Deutschland?

Der Hersteller bemüht sich um eine Zulassung in der EU. Ein entsprechender Antrag wurde im Oktober 2020 bei der europäischen Arzneimittelagentur EMA gestellt. Tobias Hartmann: Mit der Zulassung der FDA steigt meiner Ansicht nach die Wahrscheinlichkeit, dass Aducanumab auch in anderen Ländern zugelassen wird.

Wie läuft die Therapie ab und was würde sie kosten?

Nach einem Nachweis der Ablagerungen würde das Mittel einmal im Monat per Fusion verabreicht. Beobachter schätzen, dass die Entwicklung bis zur Marktreife mehr als vier Milliarden Dollar gekostet haben könnte. Bisher hat der Hersteller noch keine Preisvorstellung für Aduhelm veröffentlicht. In Fachkreisen geht man davon aus, dass das Medikament zwischen 10.000 und 60.000 Euro pro Jahr kosten könnte.

Kann Sildenafil vor Alzheimer schützen?

Die Anwendung des Potenzmittels war mit einer deutlichen Risikoreduktion assoziiert, an Alzheimer zu erkranken, eine neue und noch unbewiesene Hypothese. Der Pharmamarkt verspricht sich Gewinne. Dies ist der Motor der Forschung.

 

Wir wünschen unseren unbekannten Lesern ein Frohes Weihnachtsfest und eine gesegnetes NEUES JAHR 2022, bleiben Sie gesund.

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