Der Beitrag in den Osterferien soll zum Nachdenken anregen.
Was sind die Schlüsselfaktoren fürs Wohlbefinden
Nach dem von Bericht von Gallup sind die Finnen am Glücklichsten. Wer kennt die Kriterien? Sollten sie nicht auch im Alter gelten?
Als Wege zum Glück zählen soziale Unterstützung, Einkommen, Gesundheit, Freiheit, Großzügigkeit und die Abwesenheit von Korruption, dies sind die abgefragten Schlüsselfaktoren für Glück und Wohlbefinden.
Geld, beruflicher Erfolg, Bewegung oder eine gesunde Ernährung sind nicht das Geheimnis für ein glückliches, gesundes und langes Leben. Vielmehr sind es positive Beziehungen, die Menschen ein ganzes Leben lang glücklich machen.
Während soziale Isolation im Alter ebenso ein hohes Sterberisiko bedeuten kann wie Rauchen oder Übergewicht, können positive Beziehungen (bei der Arbeit) das Stresslevel senken. Diese positiven Einflüsse auf die Gesundheit enden nicht mit dem Renteneintritt. Können wir es unter diesen Umständen verantworten, dass 90 Prozent der Pflegebedürftigen in der Häuslichkeit gepflegt werden, überwiegend isoliert ohne fachlich Pflege allein durch gestresste, überforderte Angehörige in ihrer notwendigen Freizeit.
Angehörige, Pflegende und vor allem die Sterbenden in Pflegeheimen selbst leiden unter der schlecht organisierten Pflege während der letzten Lebensmonate.
Positive Beziehungen machen uns einfach glücklich.
Mit anderen Menschen in guter Atmosphäre arbeiten und Zusammensein ist für Alle besser. Die Flucht der Pflegekräfte aus dem Beruf oder in die Leiharbeit ist ein Hilferuf.
Der Wunsch, positive Beziehungen zu anderen Menschen zu haben, ist ein wichtiges soziales Bedürfnis, das in allen Bereichen des Lebens erfüllt werden sollte. Mit seiner Arbeit fühlt man sich zufriedener und leistet bessere Arbeit, wenn man verbundener mit anderen Menschen ist.
Alle bisherigen Forderungen und Vorschläge im Pflegebereich dienen bisher dem Geld und der weiteren Aushöhlung des sozialen Systems zu Gunsten der Betreiber und Investoren. Wir brauchen eine intakte Nachbarschaft, besonders im Alter. Eine Anerkennung der Sorge(Care)-Arbeit.
Wird das freie Unternehmertum die Gesellschaft retten?
Die soziale Marktwirtschaft, unser Rechtssystem geht von gleichberechtigten Partnern aus. Die Pflege kann auf Dauer nur gewährleistet werden, wenn das System nicht kollabiert. Es ist Zeit, das Pflegeversicherungsgesetz nach über 25 Jahren zu reformieren und tragfähig auszugestalten.
Mit der Einführung des Pflegeversicherungsgesetzes wurden die Arbeitnehmer verpflichtet in das neue System einzuzahlen. So wurde die Sozialversicherung entlastet. Gleichzeitig entfiel das Vorrangprinzip der Öffentlichen Hand und Wohlfahrtspflege als anerkannte Anbieter in der stationären Pflege, es wurden auch die Privatinvestoren zugelassen in die Sozialhilfekassen zu greifen. Wer die Leistungen der öffentlichen Hand in den Jahren ergründen will, findet keine Werte. Die offiziellen Statistiken beginnen ab 2003 bis 2005. 2005 wurden für die Pflege 2 610 700 000 € Netto nach dem SGB XII neben den Leistungen der Pflegeversicherung ( SGB XI) ausgegeben. Darin sind nicht die Gelder für Unterkunft und Verpflegung und Investition enthalten.
Wer kennt die Jahressumme, die alle Sozial-Versicherten allein für die Pflegeversicherung aufbringen?
Im Jahre 2021 waren es 52,5 Mrd. €, dazu kommen noch rund 5 Mrd. € der Privatversicherten. Diese mehr als 57 Mrd. € im Jahr, reichten in der Coronazeit nicht aus. Allein für den Bereich der Sozialversicherten Pflege wurden 53,85 Mrd. € ausgegeben. Einrichtungen erhielten Sonderbeihilfen, die Pflegebedürftigen in den Häuslichkeiten gingen leer aus.
2021 waren insgesamt 4 236 689 ( 2020 – 4 041 785) Sozialversicherte Pflegebedürftig, davon
- Stationär im Jahre 2021 836.289 in 2020 856.369
- Pflegeeinrichtungen 698 843 (16,3%) 724 695 (17,9 %)
- Behinderteneinrichtungen 137 446 ( 3,2%) 131 674 ( 3,3%)
Interessant ist zu sehen, welche Beträge aus der Pflegeversicherung zur Leistung abgeflossen sind. Offiziell werden in der Geschäftsstatistik der Pflegekassen nicht die 53,85 Mrd. € genannt, nein nur 50,2 Mrd. €. Davon erhielten die stationären Einrichtungen 14,7 Mrd. € oder 29,3%. Oder anders ausgedrückt, für jeden der 702.059 Bewohner in den Einrichtungen wurden (14.700.000.000 / 702.059) 20.938 € allein für die Pflege bezahlt. In der Häuslichkeit wurden für 3.763.305 Pflegebedürftige 35.500.000.000 € oder für jeden 9.433 € gezahlt.
Wo sind die 3,65 Mrd. € Differenz (53,85 – 50,2) geblieben. Wieviel zahlte die Private Pflegeversicherung, der Staat als Beihilfe für die Beamten und deren Witwen.
Ist es gerecht,
wenn Versicherte einzahlen und es ein Zufall ist, wie und wo sie gepflegt werden? Über 85 % der anerkannt Pflegebedürftigen haben zuvor anteilig eingezahlt und erhalten bereits jetzt weniger als die Hälfte als Gegenleistung. Es zeigt sich die Tendenz, dass sich Träger aus der stationären Pflege verabschieden und „Betreutes oder Service Wohnen“ anbieten. Sie entziehen sich damit der strengeren behördlichen Aufsicht mit einem einheitlichen Vertrag für den Bewohner. Stattdessen werden gesonderte Verträge über Miete, Pflege, Service abgeschlossen. In der Not werden die Verträge ungeprüft unterschrieben. „Unkenntnis der eigenen Rechte ist einer der wichtigen Gründe, warum Menschen in Senioreneinrichtungen und in ambulanter Pflege, Mängel im Leistungsangebot in Kauf nehmen“ Ulrike Kempchen BIVA e.V.
Soll das SGB XI gerettet werden, bedarf es einer Vereinfachung, einer Klarheit, Transparenz und der öffentlichen Kontrolle.
- Soll die freie Marktwirtschaft beibehalten werden, ist die Sachleistung zu streichen. Anspruch allein hat der Versicherte und spätere Leistungsempfänger, der Pflegebedürftige. Er allein erhält einen adäquaten Geldanspruch, den er als Vertragspartner frei einsetzen kann. ODER
- Die Bundestagsabgeordneten kommen Ihrer Verpflichtung nach und Pflege wird Aufgabe des Staates. Die Daseinsvorsorge wird gewährleistet, nach dem niederländischen Prinzip.
Schluss mit dem Verschiebebahnhof
Pflegeverbände kommentierten den Pflege-Report 2022 der AOK kritisch, zum Beispiel Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes Deutschland (VdK). Sie forderte, ein Versorgungsnetzwerk zu schaffen aus niedergelassenen Ärzten, Pflegediensten und -einrichtungen. „Alle müssen zusammenarbeiten, damit der unwürdige Verschiebebahnhof zwischen Pflegeheim und Krankenhaus am Lebensende endlich gestoppt wird“, so Bentele. Es könne nicht sein, dass die Pflegenden einen Notarzt holen, der die Bewohner einweist, weil ein Hausarzt nicht erreichbar ist.
„Weil zusätzliches Personal und praktische Unterstützung fehlen, werden viele der Bewohner am Ende des Lebens zwischen Heim und Klinik hin- und hergeschoben.“ Eugen Brysch.
Die Häusliche Pflege wird seitens der Krankenkassen und Politik ausgespart, eine Kritik wird damit vermieden. Pflegende Angehörigen werden allein gelassen und bei Bedarf auf gesetzliche nicht vorhandene reale Möglichkeiten verwiesen.
Anspruch und Wirklichkeit fallen auseinander.
Um die Folgen der Vereinsamung abzupuffern, sind die Ärzte, Forscher, Patientenanwälte und Politiker gefordert. Sie müssen prüfen, welches Netz die vielen älteren Menschen, die völlig auf sich gestellt sind, auffangen können. Die gesetzlich geschaffenen Voraussetzungen und Foren, wie die „Kommunale Konferenz Alter und Pflege“ sind gegeben, sie müssen mit Leben erfüllt werden, sich den Bürgern öffnen.
Kommunen sind gefordert, Sicherheitsnetze aufzuspannen
Neben der Gesetzesklarheit brauchen wir eine breite öffentliche Diskussion in der älterwerdenden Gesellschaft, bei zunehmenden Dementen. Schönheitskorrekturen reichen nicht mehr aus. Alle schreien nach dem Staat, auch die „freien Unternehmer“ nutzen die Sozialkassen mit Gewinnzusagen.
Wie lange wollen die Bürger, die Arbeitnehmer noch zusehen?
Es folgt: Treffpunkt Internet, bereits jetzt möchten wir auf die Netzwerktage des KDA hinweisen. Siehe weiteres unter 15.5.