Bürger aufgewacht – 02 –

Fortsetzung von „Bürger aufgewacht

Kein weiter so – Gesundheit der Bürger vor Erlössicherung der Anbieter.

Ambulant vor Stationär darf nicht länger bedeuten, die Pflegeversicherung als Goldesel zu nutzen. Die Dummen sind derzeit die An- und Zugehörigen, die sich für die Pflege aufopfern, überwiegend ohne fachliche Unterstützung. Die Privatisierung sozialer Einrichtungen hat nicht zu einer effizienteren Versorgung, wie mit dem SGB XI versprochen, sondern zu einer Mangellage geführt.

Die soziale Ungleichheit verschlechtert sich von Jahr zu Jahr. Darunter leidet auch das Vertrauen in das politische System. Es fehlt an Pflegekräften. Damit das Verhältnis der examinierten Pflegekräfte sich verbessert, werden Krankenhäuser weiter abgebaut. Die Anbieter in der Pflege bleiben konstant, bei mehr anerkannten Pflegebedürftigen. Apotheker und Hausärzte klagen über verminderte Erlöse. Im Jahre 2022 wurden für 55 Mrd. € Medikamente verschrieben. Die Verbände klagen pauschal die Regierenden an und fordern für ihr Klientel weitere Erlöse aus den Sozialversicherungstöpfen ein. Der Zuständigkeitsdschungel (Bund, Land, Kommune, Sozialversicherungen) hilft dabei und hat Methode. Ankündigungen der Regierungen reichen nicht mehr aus. Der Unmut wächst im Stillen. Sichtbares Handeln für und im Sinne der Bedürftigen/Versicherten ist gefordert.

Im Jahre 2024 erhalten durch Bundesgesetz die 96 Pflegekassen 66.000.000.000 € (66 Mrd.€) von den sozialversicherten Arbeitnehmern als Zwangsabgabe für die ca. 5.300.000 anerkannt Pflegebedürftigen. Die Pflege ist Ländersache und muss in der Kommune umgesetzt werden, doch Daseinsvorsorge der Senioren ist (noch) keine Pflichtaufgabe. Wir wiederholen die Frage: Wer kennt die derzeitigen Ausgabenblöcke? Was erhalten die 4,4 Mio. „Pflegebedürftigen“ in der Häuslichkeit von den 66 Mrd. €?

Warum sich ohne Not kümmern?

Ca. 90 % der Pflegebedürftigen werden in der Häuslichkeit versorgt, überwiegend ohne fachliche Unterstützung. Rein rechnerisch stehen jedem Pflegebedürftigen monatlich über 1.000 € für die reine Pflege zu.

  • Private Pflegeeinrichtungen nehmen zur Gewinnsicherung keine Schwerstpflegebedürftigen mehr auf. Die Nachfrage ist höher, es steigen die Preise. Der „freie Markt“ der Anbieter für Intensivpflege wird weiter boomen.
  • Die Hauptlast bleibt bei den Millionen An- und Zugehörigen, die Keiner sieht; sie sind unsichtbar. Sie haben keine Lobby, keine weitere Zeit; sie funktionieren. Bereits heute lebt jeder zweite als Single, unauffällig und vereinsamt.
  • Das Vertrauen auf die viel beschworene Marktwirtschaft ist aufgebraucht. Von dem notwendigen Ausgleich von Angebot und Nachfrage kann keine Rede sein.
  • Wir brauchen eine Diskussion über die Notwendigkeit und Ausgestaltung von stationärer, teilstationärer (Kurz- und Tagespflege) und ambulanter Pflege.

Ambulant vor Stationär darf nicht länger bedeuten, die Pflegeversicherung als Goldesel zu (be-)nutzen. Die Dummen sind derzeit die An- und Zugehörigen, die sich für die Pflege aufopfern, überwiegend ohne fachliche Unterstützung.

Fehlende Anerkennung fördert Politikverdrossenheit 

„Wenn sich Menschen gesellschaftlich nicht mehr wertgeschätzt fühlen und das Vertrauen in das politische System verlieren, dann leidet darunter auch die Demokratie“ so die Studienautor:innen Dr. Jan Brülle und Dr. Dorothee Spannagel. Weiter wird in der Studie „Armut ist Risiko für die Demokratie“ festgestellt:

Arme machen sich viel mehr Sorgen um ihre wirtschaftliche Situation, die Zukunft – und die Gesundheit.

Wer die Parteiprogramme liest, findet vielleicht Ansätze von Reformankündigungen bei Gesundheit und Pflege zur Verteilung der Gelder, aber keine Anerkennung der Senioren als Wähler, sie haben der Allgemeinheit durch Ihre Stimmabgabe zu dienen. Warum die Sorgen und Nöte, die wirtschaftliche Situation ohne Not miteinbeziehen. Aus dem Arbeitsleben ausgeschieden, in der Gesellschaft geduldet. Eine Trude Unruh wurde erst wahrgenommen, als sie in den Bundestag einzog. Die CDU reagierte damals sofort mit der Seniorenunion, die SPD mit der Arbeitsgemeinschaft 60 plus. Wer kennt heute die Vertreter der Parteigliederung in den Gremien der Kommunen, den Ländern oder im Bund, gar ihre Forderungen. Nein, man muss nicht Parteimitglied sein, um seine Sicht in den Seniorengremien der Parteien, der Gemeinde oder dem Bewohnerbeirat einzubringen.

Was helfen Ängste und Sorgen, die nicht erkennbar eingebracht werden. Sie werden größer, der Unmut wächst. Warten wir nicht auf eine neue Partei, auf Heilsbringer, setzen wir uns für uns mit der notwendigen Zeit ein. Die notwendigen Informationen stehen zur Verfügung, lassen wir nicht länger für uns denken, denken wir selbst und entscheiden uns in unserem Sinne. Versenken wir unsere Stimme nicht länger für eine Periode in der Urne. Leben wir bewusst mit unseren Möglichkeiten, kümmern wir uns. Wir gestalten mit, bringen wir uns ein. Suchen wir Gleichgesinnte.

Politik gegen Armut und soziale Spaltung

In der Bevölkerung, nicht nur in ländlichen Regionen, steigt der Anteil älterer Menschen mit einem hohen medizinischen Versorgungsbedarf. Zugleich sinkt die Zahl der Hausärzte. Es fehlen Nachwuchsärzte, die den künftig weiter steigenden Versorgungsbedarf durch die älter werdende Bevölkerung sicherstellen. Dies ist kein deutsches, es ist ein europäisches Problem.

Die Altersgruppe über 67 wird sich bis 2030 sehr stark verändern, bis 2030 ist eine Zunahme pflegebedürftiger Menschen im Mittel um die 11,7 Prozent prognostiziert. Zwischen Austritt aus dem Erwerbsleben und der Pflege, sollte es ein Leben in Gesundheit und Zufriedenheit geben. Warum nicht „gesund & aktiv älter werden“.

Wer ins Krankenhaus kommt, kann oft schon wegen fehlender Pflege nicht immer nach Hause oder in die Anschluss Reha entlassen werden und muss länger im Krankenhaus versorgt werden. Ein Verdrängen der eingetretenen Situation als reinen Kostenfaktor, hilft nicht weiter. Wir brauchen ein neues Bewusstsein. Wir brauchen mehr Wissen, keine blumigen Worthülsen der weiteren Beschwichtigung, der Ankündigungen, um einen wirklichen Beitrag für die Perspektiven einer demokratischen Sozialpolitik leisten zu können. Der Sozialstaat ist eine wichtige Institution zum Zusammenhalt von Ökonomie und Gesellschaft. Das bisherige Denken des „Fahrstuhls nach Oben“ hat sich für die Mehrheit als trügerisch herausgestellt. Die Privatisierung sozialer Einrichtungen hat nicht zu einer effizienteren Versorgung , wie mit dem SGB XI versprochen, sondern zu einer Mangellage geführt.

Diese wenigen Gedankensplitter sollen anregen.

Wir brauchen eine transparente Gesamtschau im Gesundheitsbereich, kein weiteres Klienteldenken der Interessenverbände nach Erlöstöpfen in Gremien. Bürger dürfen nicht länger als Erlösbringer für Gesundheitszentren dienen. Wir brauchen aktuelle verlässliche Werte und ein optimiertes, nachhaltig vernetztes Gesundheitswesen. Nicht die Gewinne der Gesundheitskonzerne sind länger durch die Parteien gesetzlich zu schützen, sondern die Gesundheit des Einzelnen, der Bevölkerung.

Es liegt nicht an formalen Gründen, Gremien gibt es zuhauf, es fehlt nicht an Erkenntnissen, es fehlen die nachvollziehbaren Informationen für die Bürger. Warum müssen Bürger aktiv um Aufklärung nach dem Informationsfreiheitsgesetz des Bundes und der Länder betteln, wenn die Verwaltungen, die Gremienvertreter der Parteien den Bürgern den benötigten vorsorgenden Schutz in der Kommune gewähren. Wir brauchen ein tragfähiges, politisches transparentes und nachhaltiges Gesamtkonzept. Ein Konzept, das von den Bürgern mitgetragen und nicht nur formal zur Gewissensberuhigung durch die Interessenvertreter übergestülpt wird.

Wer sich für das aktuelle Geschehen in der Kommune interessiert, wird in dem jeweiligen Ratsinformationssysteme fündig werden. Angefangen bei den Gremien, deren Vertreter und den Sitzungen mit den entsprechenden Vorlagen und Beschlüssen.

Demokratie festigen durch Transparenz und Mitwirkung.

Siehe auch: „Gesundes Umdenken“ und „Pflege: Arbeit, Liebesakt oder …

Wir setzen die Reihe im Januar 2024 fort:

„Herausforderungen des Älterwerdens“  und

„Mein Nachbar, sind wir in Gefahr“

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