Not und Ohnmacht im Pflegeheim

Die Ohnmacht vor überforderten Pflegemitarbeitern, schlechter Pflege und fehlende Pflegeplätze, lässt Angehörige oft verzweifeln. Politiker müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und Bewohnerbeiräte aktiv unterstützen.

Covid 19 lenkt die Sicht auch auf Pflegeeinrichtungen. Fehler werden mit der Überlastung der Mitarbeiter entschuldigt. Politiker und Funktionäre rufen nach einer Pflegebeschwerdestelle, statt die WTG-Aufsicht (frühere Heimaufsicht) mit dem notwendigen Personal auszustatten.

Die Presse überschlägt sich: Hier einige Beispiele: Heimaufsicht außer Kontrolle, Wegen Corona, kaum Kontrollen im Pflegeheim, Black-box Pflegeheim,

Sommerhitze über 30 Grad Celsius ist keine Ausnahme mehr, sie macht jeden Sommer allen zu Schaffen, insbesondere den bettlägerigen Pflegebedürftigen. Gute Pflegeeinrichtungen haben nicht nur für den Sommer eigene Dekubitus Matratzen. Andere vertrösteten schon vor Corona auf die Lieferung der zuständigen Pflegekasse.

Wenn ein Patient bettlägerig wird, muss das Pflegeheim das Risiko des Auftretens eines Dekubitus besonders prüfen. So hat das OLG Hamm im Urteil vom 9.9.2015 I-3 U 60/14) folgendes ausgeführt: Mit dem Eintritt der Bettlägerigkeit des Patienten habe das Pflegeheim gegen Pflegestandards verstoßen, weil keine Neubewertung des Dekubitusrisikos vorgenommen worden sei und deshalb entsprechende Lagerungsmaßnahmen unterblieben seien.

Pflegeheime dürfen nicht lebensgefährlich sein.

Vorsicht vor den aufgestellten Hürden:

Allerdings muss auch festgestellt werden, dass der Dekubitus durch eine ordnungsgemäße Lagerung vermieden worden wäre.

Ein grober Pflegefehler des Pflegepersonals – der zu einer Umkehr der Beweislast führen würde – liegt nicht vor, wenn der Dekubitus nicht zu einem früheren Zeitpunkt erkennbar gewesen sei. Es wird argumentiert werden:

  • ein solcher könne sich vielmehr innerhalb weniger Stunden entwickeln,
  • bei Patienten mit schwerer Demenz lässt sich ein Dekubitus oftmals nicht vermeiden.

Schon sind die Angehörigen beweis-pflichtig. Wie soll das in Corona Zeiten bei den eingeschränkten Besuchszeiten gehen? Wer weiß schon, dass die Körperverletzung nach § 223 StGB ein Antragsdelikt (§ 230 StGB) ist. Der Verletzte selbst oder Personen nach § 77 Absatz 3 StGB sind antragsberechtigt, nicht die WTG-Aufsicht oder der Medizinische Dienst. Dazu kommt, dann will es keiner gewesen sein. Wo bleibt die Menschenwürde bei den vermeidbaren Schmerzen.

Im Krankenhausbereich (SGB V) wurde das Bürgerliche Gesetzbuch eigens um die Patientenrechte ergänzt. Die §§ 630a bis h BGB wurden eingefügt. Es braucht eine Ergänzung für die Pflege (SGB XI).

Ärzte werden in die Pflicht genommen. Wer kennt die Stichworte: Aufklärungs-, Diagnose- und Behandlungsfehler und die Absicherung in den Krankenhäusern durch die Unterschrift des Patienten?

Weiß der Patient was er unterzeichnet?

Hilfreich sind die Ausführungen, die sich unter dem Stichwort „Behandlungsfehler im Gesundheitswesen“ finden lassen.

Angefangen von:

Was sind Aufklärungsfehler? Diagnosefehler, Behandlungsfehler, Organisations- und Nachsorgefehler.

Nicht zu vergessen:Fehler in die Kategorie „Entlassungsmanagement“?

Die Klinik muss den weiterbehandelnden Arzt und Pflegedienst rechtzeitig vor der Entlassung über die notwendige Weiterversorgung informieren und dem Patienten einen Entlassungsbrief mit Verordnungen, Behandlungsempfehlungen und einem Medikationsplan ausstellen. Diese Maßnahme ist wichtig, um einen optimalen Behandlungserfolg zu gewährleisten. Eine unzureichende Vorbereitung der Entlassung oder zu späte sowie mangelnde Weitergabe von Informationen an den Hausarzt und Pflegedienst stellen somit Fehler im Entlassungsmanagement dar. Am Tag der Entlassung muss eine nahtlose Überleitung des Patienten in eine Anschlussversorgung durch das Krankenhaus gewährleistet sein. 

Wichtig

Mit den Entlass-Rezepten sollen die nächsten 7 Tage nach der Entlassung aus dem Krankenhaus überbrückt werden können. Der Patient will in die Häuslichkeit. Kann der Angehörige die notwendige Pflege wirklich leisten oder ist die „neue“ Aufnahme im Krankenhaus billigend in Kauf genommen?

Beschwerdemanagement als Blitzableiter oder Korrektur

Manchmal sind es ganz persönliche Anliegen, manchmal möchten Patienten einfach nur Informationen loswerden, Die Beschwerde ist für Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen die beste Möglichkeit Abläufe zu optimieren.

Patienten finden das Beschwerdemanagement jeder Klinik in der Regel einfach, indem sie in das Suchfeld bzw. die Suchfunktion auf der Website „Beschwerdemanagement“ eingeben. Oder sie schreiben eine E-Mail an die Klinik oder stellen die Anfrage per Telefon an den vom Träger benannten Patientenfürsprecher.

Es wird

  • nach einer neuen Beschwerdestelle in der Pflege gerufen
  • verschwiegen: Die Beschwerdestelle ist in allen Pflegeeinrichtungen per Gesetz durch die Bewohnerbeiräte gegeben. Was nutzen Rechte und Pflichten, wenn sie nicht umgesetzt werden oder entsprechend angepasst werden.

Auf der Homepage der Pflegeeinrichtungen finden sich sehr selten die Kontaktdaten der Mitglieder des gewählten Beirates. Angehörige vergessen den Bewohnerbeirat einzubeziehen; der Hinweis findet sich im Vertrag. Politiker können auch von Bewohnern in stationären Einrichtungen gewählt werden, nur wenige kennen die Rechte der Bewohnerbeiräte. Nur so erklärt sich der Ruf von Politikern und Funktionäre nach einer Pflegebeschwerdestelle.

Die Hoffnung bleibt, die Fraktionen entsenden, nach der Kommunalwahl, am 13.9.2020,  engagierte Bürger in die  Seniorenbeiräte, die sich auch in die Bewohnerbeiräte in den Pflegeeinrichtungen im Bezirk wählen lassen.

Gegebene Beschwerdestelle in Pflegeeinrichtung beleben!

Krisen haben positive Seiten, sie müssen angenommen werden. Wir wollen zur Verbesserung mithelfen durch unsere Beiträge  und zu Selbstkosten mit dem Buch „Der Bewohnerbeirat“ auch als e-Book erhältlich. Zwei Seminare sind in Vorbereitung, ein Wochenende im März, eine Woche im Mai.

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