Pflegende Angehörige am Limit

Kein Zahlensalat, kein Fake, offizielle Zahlen der Landesstatistik

Rund 800.000 Angehörige müssen ohne Hilfe pflegen. Wenn kümmert es. Die Politik hat sich 1995 aus der Verantwortung gestohlen. Ambulant vor stationär ist gewollt. Die stationären Einrichtungen werden jährlich durch Erhöhungen und Subventionen unterstützt. Gespart wird auf Kosten der Angehörigenpflege.

Die Brisanz wird in den Kommunen heruntergespielt. Die Heimbedürftigkeit wird verweigert, so wird weiter im Sozialhaushalt eingespart.

Wer denkt an die kommenden Babyboomer, die Singles

Bereits heute lebt jeder zweite als Single und ist als Pflegebedürftiger auf Zugehörige angewiesen. Pflegebedürftige müssen immer mehr alleine ohne fachliche Unterstützung von Angehörigen gepflegt werden. Dazu kommt, dass bis 25 Prozent der Anträge auf Anerkennung nicht mit einem Pflegegrad beschieden werden. Jede zweite Anerkennung wird nicht entsprechend eingestuft. Widersprüche haben in jedem zweiten Fall Erfolg.

Verzögert um ein Jahr und nur jedes zweite Jahr erscheint das Lagebild in der Pflege. Die Not der pflegenden Angehörigen verschlimmert sich gravierend. Dies wird deutlich im Jahresvergleich. Die Bundeszahlen hören sich für den einzelnen Bürger vielleicht nicht so dramatisch an. Die anerkannt Pflegebedürftigen im dichtbesiedelten Bundesland NRW zeigen nicht das ganze Bild; denn jeder 4 Antrag auf Pflege wird ohne Pflegegrad beschieden. Jedem zweiten Widerspruch wird nachträglich abgeholfen. Die Dramatik der alternden Gesellschaft fällt im Jahresvergleich auf. Innerhalb von 8 Jahren, hat sich die Anzahl der Pflegebedürftigen verdoppelt. Waren es 581.942 Personen in 2013, stieg die Zahl in 2021 auf 1.191.981 Pflegebedürftige. In der Zeit verminderte sich die ohne fachliche Hilfe um das 1,43-fache und die Belastung stieg um das 1,73-fache. Wurden 2013 noch 31 Prozent in der Häuslichkeit durch ambulante Pflege unterstützt, ist in 2021 gerade noch jede vierte Familie in der Häuslichkeit unterstützt worden

Zahlen zeigen nicht das Leid in den Familien auf, die Doppelbelastung, 24 Stunden in Bereitschaft sein. Die Sorgen mit dem schwarzen und grauen Markt seien nur angedeutet.

Wer sich die Zahlen näher ansieht, ohne an die Kosten zu denken, wird erkennen das heutige System mit der doppelten Sachleistung ist nicht mehr tragfähig. Wir brauchen dringend eine Erneuerung, ein nachhaltiges Pflegekonzept. Investoren haben das System der anerkannten stationären Pflege verlassen. Mit gut ausgestatteten Wohnungen, Service und ambulanten Diensten ist mehr Geld zu machen. Diese Konstruktion hat der Gesetzgeber nicht vorgesehen. Optimieren wir das System für die Betroffenen.

Holen wir die Verantwortung für die Pflege wieder in die gesellschaftliche Daseinsvorsorge zurück.

Wir können nur die Situation aufzeigen. Wenn wir uns alle um unser Älterwerden kümmern und aktiv die Bewohner und die gewählten Interessenvertreter in den Einrichtungen in der Umsetzung ihrer Rechte stärken, wird sich langsam ein Umdenken ergeben. Wegschauen verschlimmert die Situation in der häuslichen Pflege. Dies waren unsere letzten Sätze am 29.Mai 2020. Das deutsche Pflegesystem setzt auf den unentgeltlichen Liebesdienst von Angehörigen. Die Ankündigung im Koalitionsvertrag der Ampel ist ein Jahr alt, hoffen allein hilft nicht.

Fragen Sie Ihre Gremienvertreter im Rat, in den Sozialausschüssen und Seniorenbeiräten!

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