Regeln wir unseren letzten Auftritt

Niemals geht man für ganz, irgendetwas bleibt von Dir.

FolgebeitragNachlass regeln

Die Corona-Pandemie hat uns unsere Verletzlichkeit vor Augen geführt. Jeder kennt jemanden, der mit den Auswirkungen kämpfen musste oder gar noch kämpft.

„Die meisten kümmern sich darum, körperlich fit zu bleiben. Der Trend, bis ins Äußerste fit und aktiv zu bleiben, ist ungebrochen. Es kann zum Problem werden, wenn darüber die sozialen, seelischen, vielleicht auch spirituellen Bedürfnisse vergessen werden. Wer nicht erkennt, wie wichtig es ist, in soziale Beziehungen zu investieren, hat es schwer. Es ist gefährlich, im Alter auf sich selbst zurückgeworfen zu sein und zu vereinsamen“, so Andreas Kruse in Die Zeit Nr.15/2023 vom 5.4.2023 Seite 35.

Wer  nach der Devise lebt: „Nach mir die Sinflut!“ oder „et küt (kommt), wie et küt (kommt)“ sollte nicht weiterlesen.  Warum sollte er für sich oder andere Gedanken machen?

Wer schon eine vom Verstorbenen durchgeplante Abschiedsfeier erleben durfte, wird diese in Erinnerung haben. Sei es, ich war auserwählt, die Feier selbst war ein Event eigener Art. Auch wenn es kein Festakt sein soll, gibt es unterschiedliche Gründe nicht nur einen „Leichenschmaus“ zu bestellen. Diese letzte Zusammenkunft wird um so wichtiger, wenn die kirchliche Beerdigung nicht stattfindet, sich Freunde und Angehörige selten sehen. Warum nicht ein Jahresgedächtnis planen. Der Austausch über Erinnerungen können eine emotionale Stütze für Angehörige sein und später vor allem die wenigen Freundschaften pflegen.

Wir wollen den Tod aus der Tabu Ecke holen

Die eigene Beerdigung planen; dies ist die letzte Möglichkeit der Nächstenliebe.

Sei es, um die Angehörigen im Trauerfall zu entlasten, oder um die finanzielle Vorsorge der Zurückgebliebenen zu lindern. Immer geht es um die Organisation und speziellen Wünsche beim Ablauf der Beerdigung und danach. Warum nicht die Beerdigung als letzten Auftritt planen, damit sich Angehörige und Freunde befreit von Sorgen, gerne an den Tag und das Leben des Menschen erinnern.

Nehmen wir uns das Recht, diese Dinge bereits im Voraus zu planen und so gut wie möglich festzulegen. Gerade der Zeitfaktor ist für eine gute Planung wichtig, diese fehlt, wenn der Todesfall plötzlich eintritt. Der Schock ist groß, es fehlen die Worte und klaren Gedanken. Dazu die Sorgen der Kosten, die bei einer Beerdigung entstehen werden. Allein unter diesem Blickwinkel ist es fürsorglich und berechtigt, die eigene Beerdigung vorsorglich zu planen und zu organisieren, um Sorgen den Hinterbliebenen abzunehmen und rechtzeitig vorzusorgen.

Nehmen wir uns (nicht) zu wichtig.

Das Mehr an Jahren gibt einem ein Mehr an Möglichkeiten, sich auf den Tod vorzubereiten. In unserer Gesellschaft ist es nicht mehr üblich über Sorgen oder gar den Tod zu sprechen, es gilt als Tabu; es kostet Geld und bringt mir keinen Vorteil, keinen Machtgewinn. Oder besteht gerade in der Vorbereitung des eigenen Abgangs, die Möglichkeit in Würde mit den Mächtigen auf gleicher Ebene zu stehen, die mit einem Staatsbegräbnis geehrt werden. Wir haben einen eigenen Wert, wir sind stolz auf unser Leben, unsere Freunde. Stehen wir für uns selbst bis zum Ende ein, verdrücken wir uns nicht wie ein Feigling. Ja, es bedarf heute Mut eigener Art in der Welt des Scheins, der Fakes sich mit sich selbst auseinanderzusetzen und die Endlichkeit zu bedenken. 

Stellen wir uns der Herausforderung, lassen wir die Konfrontation mit uns selbst zu.

Bereits der Theologe Meister Eckhart im 13. Jahrhundert wusste: „Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen.“ Auch Albert Schweitzer ermutigt uns. „Mit dem Alter sollten wir unsere anerzogenen Ängste verlieren, aufgeben. Denken wir nicht nur an unsere körperlichen Probleme, gehen wir unsere seelischen Konflikte an. Vertragen wir uns mit unseren Angehörigen und Freunde. Bereiten wir Ihnen ein gemeinsames Fest zum Abschied.“

Haben Sie sich schon einmal Ihre eigene Beerdigung vorgestellt? Vielleicht kommen Ihnen schon Details in den Sinn, die Ihnen für Ihre Bestattung besonders wichtig sind. Befremdlichkeiten bei einer Beerdigung, die sie vermeiden wollen. Zum Beispiel wenn sie eine Urnenbestattung in einem anonymen Grab oder eine Seebestattung vorgesehen haben und die Angehörigen von dem Umstand  überrascht werden, sei es weil ihnen der Ort oder/und ein Bild des Gedenkens in der Trauer, im Abschiedsnehmen fehlt.

Um sicherzugehen, dass ihr Wille auch berücksichtigt wird, kann mit Hilfe der Bestattungsvorsorge der genaue Hergang bis ins kleinste Detail geplant werden. Angefangen von der Bestattungsart bis hin zur Wahl des Sargs oder der Urne können Sie selbst bestimmen, was Ihren Vorstellungen entspricht. Selbst die Trauerfloristik und die Musik während der Zeremonie können bereits im Vorfeld gewählt werden. Eine schriftliche Verfügung garantiert, dass sie genau auf die Art und Weise bestattet werden, wie sie es möchten. Ein entsprechender entgeltlicher Vertrag muss im Falle der Sozialhilfe nicht aufgelöst werden (VG Münster Az. 6 K 4230/17). Denken Sie daran eine eventuelle Betreuung erlischt mit ihrem Tod und lässt die Freunde zurück.

Die Vorsorge entbindet sie nicht, den Angehörigen von ihrer Vorsorge zu erzählen, auch um die Sorge im Vorhinein zu verringern. Sollten sie keinen direkten Angehörigen haben oder diese sich schwerlich um sie und den letzten Willen kümmern können, denken sie daran einen Testamentsvollstrecker einzusetzen oder schriftlich dem Betreuer die gesonderte Vollmacht über den Tod hinaus zu geben.

Auch bei einem Vorsorgevertrag obliegt die eigentliche Aufgabe der Fakten und Daten bei Ihnen. Der Bestatter kann ihnen lediglich die notwendige Hilfe in der Organisation und Dokumentation geben. Wer eine Anzeige erhält, wer zum Event eingeladen wird, die Namen und Anschriften können nur sie benennen. Ihr Wunsch allein zählt nicht, die finanziellen Mittel sollten Zweckgebunden zur Verfügung stehen. Auch eventuelle Vermächtnisse können nur durch Erben umgesetzt werden. Bedenken Sie: Wer wird ein Erbe annehmen, wenn es eine Last und kein Bedürfnis ist.

Oft reicht eine Bestattungsverfügung.

Möchte jemand seinen Angehörigen im Todesfall Entscheidungen abnehmen, reicht ihm womöglich eine Bestattungsverfügung. Andere möchten heute schon ihre eigene Bestattung planen und bezahlen. Das kann sinnvoll sein, wenn jemand keine Angehörigen hat oder es ihm wichtig ist, seinen Kindern keinesfalls die Bestattungskosten aufzuerlegen. Doch lesen sie den Bestattungsvorsorgevertrag gründliche, der über den Bestatter abgeschlossen werden kann,  damit das eingezahlte Geld auch wirklich sicher verwahrt und bei Bedarf vorhanden ist. Vielleicht reicht ein Festgeldkonto über 10.000 € zu Gunsten des Testamentsvollstreckers.

Zur konkreten Vorbereitung verweisen wir auf die Homepage des Bundesverbandes der Bestatter.  Mit diesem Beitrag wollen wir das Tabu „Tod“ aufbrechen. 

Wenn Sie nun an eine Sterbegeldversicherung denken, lassen Sie sich unverbindlich ein Angebot geben und rechnen Sie selbst.  Wollen Sie wirklich zum Beispiel monatlich ca. 60 € 10 Jahre lang einzahlen, damit dann 5.000 € brutto ausgezahlt werden, von der Inflation in 10 Jahren und mehr ganz abgesehen. Übrigens eine Risikolebensversicherung wird Rentnern sehr selten angeboten; das Risiko ist für die gewinnorientierten Versicherungen zu groß.

Alles, was wir lieben, lebe!

Viele Menschen wünschen sich, ihren Nachkommen etwas von Wert zu hinterlassen, damit sie es später besser haben. Sind die Erben jedoch verschuldet oder in Insolvenz geraten oder beziehen Sozialhilfe, sollten sich besorgte Eltern an den Notar wenden. Ein sogenanntes Bedürftigentestament mit Testamentsvollstreckung und Vor- und Nacherbschaft kann verhindern, dass Gläubiger Zugriff auf den Nachlass erhalten. Hierzu ist das Testament stets genau auf den Einzelfall abzustimmen.

Wir wissen es ist eine schwere Kost, die sich nicht beim einmaliger Lesen erschließen wird. Mit dem Beitrag wollen wir die notwendige Menschlichkeit, das Sozialverhalten wach halten.

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Ihre Anregungen, Erfahrungen mit dem Gericht, der Betreuer, sei es bei der Hilfe des Freundes oder Nachbarn, nehmen wir gerne auf. Hat Ihnen der Beitrag geholfen, sagen sie es weiter, nutzen Sie untenstehende Möglichkeiten. Schreiben Sie einen Kommentar.

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