Resümee: Horst Rübenkamp

Ich  wurde am 13. Januar 1932 als drittes Kind meiner Eltern Paula und Hermann Rübenkamp in Essen-Borbeck geboren. Meine Mutter verstarb 10 Tage nach meiner Geburt. Meine beiden Schwestern waren zu der Zeit schon 11 und 7 Jahre alt. Mein Vater heiratete im Oktober 1932 die jüngste Schwester meiner leiblichen Mutter; sie übernahm damit die Mutterrolle für uns Kinder. Die beiden haben keine eigenen Kinder bekommen.

Unsere Familie lebte in bescheidenen Verhältnissen, war aber nicht unbedingt arm. Mein Vater arbeitete bei einer Schachtbau Firma und befand sich meist auf auswärtigen Baustellen.

Bis zum Alter von 4 Jahren fehlt mir jede Erinnerung. Da kam ich in den Kindergarten. Dort wurde uns Zucht und Ordnung im Sinne des Nationalsozialismus beigebracht.

Nach den Osterferien 1938 wurde ich Schüler der Markscheideschule in Essen-West. Im Alter von 10 Jahren konnte ich endlich in die Deutsche Jugend eintreten und war stolz, die braune Uniform zu tragen. Durch das Tragen der Uniform fühlte ich mich in einer Gemeinschaft aufgenommen.

Die ersten Kriegsjahre empfand ich als Abenteuer, zumal unsere Wehrmacht an allen Fronten siegte. Im Laufe des Krieges gab es aber auch immer mehr Luftangriffe auf Städte, vor allem Städte wie Essen, in denen die Rüstungsindustrie lag. Schulkinder wurden seinerzeit aus diesen vom Luftkrieg bedrohten deutschen Städten längerfristig in weniger gefährdete Gebiete untergebracht. So kam ich im März 1942 zum ersten Mal im Alter von 10 Jahren für einige Monate in ein KLV-Lager im Protektorat Böhmen und Mähren (heute Tschechien). 

Am 5. März 1943 erlebte ich den ersten schweren Luftangriff auf Essen, bei dem auch unser Haus durch einen Volltreffer völlig zerstört wurde. 

Danach fuhr ich mit vielen anderen Jugendlichen in ein anderes KLV-Lager in Böhmen und Mähren. Dort verbrachte ich fernab vom Krieg mit 60 anderen Jungen bis Kriegsende eine sehr schöne Zeit, ja ich kann sagen, ich habe dort eine glückliche und abenteuerliche Jugendzeit verbracht. Wir glaubten noch Anfang 1945 an den Endsieg. Was an den Fronten tatsächlich geschah, wurde uns vorenthalten.

Im April 1945 begann unsere  Flucht vor der russischen Armee. 

Nach einer 6 Monate dauernden Odyssee mit schrecklichen Erlebnissen und Unterschlupf bei einem Bauern in der Oberpfalz erreichte ich nach einer 5-tägiger Irrfahrt auf Güterwagen endlich meine Heimat Mülheim.

Ich besuchte noch ein halbes Jahr eine Schule in Mülheim-Heißen, um dann am 2. Mai 1946 eine Lehre als Maschinenschlosser zu beginnen. Am 30. April 1949 legte ich meine Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer Düsseldorf ab.

Am 10. Mai 1954 lernte ich meine Frau beim Tanzen kennen und wir heirateten am 4. August 1956. Wir haben einen Sohn und zwei erwachsene Enkelkinder. – Tanzen ist und blieb immer unsere Leidenschaft und wir gehen auch heute noch, in unserem hohen Alter, gemeinsam unserer Leidenschaft mit großer Freude nach.

Seit etwa 7 Jahren bin ich als Zeitzeuge ehrenamtlich tätig und habe gut ein Dutzend Einsätze an verschiedenen Schulen gehabt. Gegen das Vergessen! Im Rahmen meiner Zeitzeugentätigkeit hatte ich das große Glück, an einer Dokumentation der Februar Film GmbH mit dem Titel „Kindheit unterm Hakenkreuz“ teilzunehmen. Mit meiner Enkelin Lea wurde der ganze Fluchtweg von 1945 noch einmal abgefahren und dokumentiert. Die Ausstrahlung der Dokumentation des Film wurde am 31. August 2019 vom Sender VOX vor genommen.

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