Rückkehr ins Ruhrgebiet nach Duisburg (06/1945)

Mein Vater war sogar eher in Duisburg als wir. Er bekam ja noch im April 1945 einen Marschbefehl in irgendeinem Ort nach Deutschland zur Verpflegungsausgabe. Das war aber ein fingierter Befehl. Der Kommandeur dieser Versorgungseinheit schickte seine Leute über diesen Weg praktisch nach Hause. „Leute, macht Euch vom Acker! Hier ist der Krieg gleich zu Ende.“ Dann ist er nach Duisburg gekommen und suchte unsere Verwandtschaft.

 

Rückkehr des Vaters

Rückkehr des Vaters
 

Ich konnte in den Geschäftsunterlagen meines Vaters seinen Wehrpass ausfindig machen, der weist folgende Standortbewegungen aus: 

01.05.1941Heimatkriegsgebiet
28.06.1941 – 01.09.1944Besatzungstruppe Frankreich
02.09.1944 – 26.09.1944Verwendung im Heimatkriegsgebiet
27.09.1944 – 18.11.1944Besatzungstruppe in Holland
19.11.1944Verwendung im Heimatkriegsgebiet  – ohne Vermerk –
30.01.1945Verleihungsurkunde: Kriegsverdienstkreuz

 

Diese Auszeichnung erhielten Wehrmachtsangehörige, die in der Etappe tätig waren und sich nicht vor dem Feind bewähren konnten

04.05.194504.05.1945 Sonderausweis Marschbefehl nach Zettlitz/Sachsen
06.05.1945 Entlassungsschein, ausgestellt in Schankau (Čankov, cze), unterschrieben von Dr. Fuernbach Stabsveterinär u. Komp.-Chef (FoKo 2)
24.05.1945Entlassungsschein, unterzeichnet Russel P. Dixon 1Lt.F.A.

 

mit rückseitigem Stempelaufdruck: poliz. gemeldet 29.05.1945 Duisburg

29.05.1945Zeitweilige Registrierungskarte, ausgestellt durch W. K. Erdman, Mil.Gov.Officer U.S.Army

Aus diesen Dokumenten und Datenangaben über meinen Vater kann man nur mit etwas Fantasie zum Ablauf der Entlassung vom deuten Militär, möglicherweise der zwingend erfolgten kurzzeiten Aufnahme in britische Kriegsgefangenschaft, die Entlassung daraus und die Heimkehr nach Duisburg rekonstruieren.

 

 
 

Unser Aufbruch

 Etwa im Juni 1945 brachen wir auf in die Heimat und fuhren mit einem leeren Kohlenzug, mit offenen Waggons, nach Hause. Der Zug, der aus dem Ruhrgebiet Kohle nach Hamburg oder Kiel gebracht hatte, fuhr in Richtung Hamm. Dort erwischten wir einen Personenzug nach Duisburg.

 

 

Ankunft in Duisburg

Der Bahnhof in Duisburg war weitestgehend zerstört, das Dach fehlte. Als wir dort in aller Herrgottsfrühe ankamen, herrschte noch Sperrstunde: Die amerikanische Militärregierung hatte verfügt, dass sich in der Zeit zwischen 20 und 08 Uhr niemand auf der Straße sehen lassen sollte. Wir kamen um 6.00 Uhr am Bahnhof an und sind trotz Sperrstunden mit unserem Gepäck losmarschiert: die Mercatorstraße runter, Düsseldorfer Straße, selbst am Polizeipräsidium vorbei – und niemand hat uns aufgehalten. So sind wir dann nach Hause gekommen. Bis dahin hattet die Verwandtschaft, allen voran mein Vater und seine Schwestern sowie die Geschwister meiner Mutter in Wanheimerort, nach dem Verbleib der drei Geflüchteten geforscht.

Unsere Wohnung

Vom Bahnhof aus gingen wir zu unserer angestammten Wohnung in der Ludwig-Knickmann-Straße (heute Karl-Jarres-Straße). Unsere Wohnung war mittlerweile von einer anderen Familie besetzt, denn das war in der Zeit so Usus, das waren noch die Nachwehen des Bombenkrieges. Die Wohnungen waren ja weitestgehend zerstört, man hat dann irgendwo versucht unterzukommen. Unsere Wohnung war von einer Familie mit 2 Kindern bezogen worden. Und die zuckten nur mit den Schultern. Seinerzeit war alles doch sehr im Umschwung, nach der Kriegszeit kam erst mal die Friedenszeit – in Gänsefüßchen: Da versuchte sich doch jeder zurechtzurappeln, wie er mit dem Alltag zurechtkam. 

Über Verbindungen über die Wohnungsbaugesellschaft gelang es uns, eine Wohnung zu beziehen. Da hieß es dann: Sie müssen die Familie Ruthmann hier reinlassen. Und dann wurde 1 Zimmer freigemacht. Wir haben dann mit 5 Personen auf einem Zimmer gehaust, muss man sagen, allerdings wurde uns gestattet, Küche und Sanitäranlagen mitzubenutzen. Die Familie, die ihrerseits unsere Wohnung besetzt hatte, schaffte es dann doch rasch, ihre eigene Immobilie insofern wieder herzustellen, dass sie dort einziehen konnte, sodass wir unsere Wohnung wieder voll belegen konnten. 

 

 

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