Können andere aus der elebten eigenen Geschichte lernen?

Das meinen unsere Zeitzeugen dazu

Seligmann

Man kann sehr wohl aus den Erzählungen und Geschichten älterer Menschen lernen. Ihr langes Leben ist von negativen und positiven Erinnerungen geprägt und fester Bestandteil ihres Gedächtnisses geworden. In der Regel ist man erst im Alter in der Lage, eine Bewertung dieser Ereignisse vorzunehmen und Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen.

Seligmann, Lingen

Kommt man dann zu der Erkenntnis, daß diese auch anderen  Menschen nützlich sein könnte, ist eine Weitervermittlung, insbesondere an jüngere Menschen, fast eine Pflicht. Wenn diese dann auch noch spannend  und situationsbezogen mit einem Quentchen  Humor gewürzt wird, schafft sie neue Orientierungspunkte und Entscheidungshilfen für die Zukunft.

Seligmann, Hildesheim

Appell an alle Lehrenden: Gebt den Alten die Möglichkeit als Zeugen der Zeit, aus ihren  Erfahrungen  und Geschichten zu erzählen.

Seligmann, Berlin

Meine Antwort auf diese Frage ist ganz klar: Selbstverständlich!

Aber – Vorsicht: Zeitzeugen sind keine Historiker und moralische Instanzen. Wer das gerne hätte, braucht ja selbst keine Stellung zu beziehen – zumal zu politischen Dingen! Die naheliegende Frage „Was will uns der Zeitzeuge damit sagen?“ muss der Lehrer, Moderator herausarbeiten. Allgemeinplätze, Trivialitäten wie „Nie wieder Krieg!“ oder „Es waren schlimme Zeiten, weil die Menschen verführt worden waren“  gehören nicht dazu.

Der Vortrag von Frau H. war sicherlich hervorragend moderiert und vorgetragen – aber die Frage, ob man davon etwas lernen kann, ist sicher bei jedem Zuhörer sehr unterschiedlich. Grundsätzlich finde ich, kann man natürlich aus der Geschichte lernen. Wenn das aber alle Menschen so einfach tun würden, dann gäbe es keine Kriege mehr und nicht mehr so viel Leid auf der Welt.

Wenn die Frage dahin zielt, was ggf. jugendliche Zuhörer daraus lernen können, so kann man dies nur im Zusammenhang mit der Aufarbeitung im Anschluss in der Klasse sehen. Aber genau dies erfolgt ja sicher an den Schulen.

Petrikirche nach der Zerstörung 1943

Ich fände es auch nicht gut, wenn die Vorträge der Zeitzeugen so angelegt wären, dass mit erhobenen Zeigefinger erzählt wird. So wie ich es erlebt habe – wertfrei und einfach erzählen – das ist das richtige Konzept. Lehren bzw. lernen – das ist Sache der Schule oder eben des Zuhörers selbst.

Frau Reuß über Zeitzeugenbesuche an Schulen

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