Eva Timm und Horst Heckmann, unsere beiden ältesten Zeitzeugen, besuchten am 19. Juni 2018 nach bester Vorbereitung das Gymnasium Luisenschule in Mülheim an der Ruhr. Mit dabei waren nicht nur diejenigen, um die es ging, nämlich Schülerinnen und Schüler, sondern auch die Presse und ein Filmteam eines Duisburger Lokalsenders.
Pressemitteilung von Geschichtslehrerin Dr. Schulte an die Stadt Mülheim an der Ruhr zum Zeitzeugenbesuch zur NS-Diktatur
Wie ich als Kind und Jugendlicher die NS-Zeit von 1933 – 1945 erlebte
Wir, Frau Timm und ich, wurden von Frau Dr. Schulte, der Geschichtslehrerin der Klasse 9 überaus herzlich begrüßt. Die Schüler hatten derweil den Versammlungsraum für ca. 30 Personen sinnvoll und praktisch eingerichtet; so konnte ich einige mitgebrachte Anschauungsmaterialien vor mir auslegen.
Im Vorfeld waren wird darauf vorbereitet worden, dass sich auch Vertreter der regionalen Tageszeitung WAZ und dem Mülheimer Wochenblatt Mülheimer Woche für die "Geschichtsstunde der besonderen Art" interessierten. Außerdem erschien noch ein Filmteam eines Duisburger Lokalsenders, die sich uns vorstellten und erklärten, woher sie kamen. Aufgrund des Stimmengewirrs habe ich nicht viel verstanden, erinnere mich aber, dass sie nichts Arges im Schade führten. sie holten sich höflich unsere Zustimmung ein, zwischendurch und anschließend filmen und interviewen zu dürfen. Das geschah im Laufe der Stunden recht häufig. Auch die Fotografen von den Zeitungen waren nicht faul und fotografierten, was das Zeug hielt.
Frau Timm begann auf ihre ruhige und natürliche Art, ihre Erlebnisse während der Hitlerzeit aus Berlin darzustellen, während ich hauptsächlich über das gegensätzliche Treiben innerhalb der verschiedenen Jugendorganisationen (Hitler-Jugend, bzw. CVJM) sowie den Schulalltag erzählte. Aufgrund der Fragestellungen wird deutlich, dass die Schüler sehr gut vorbereitet waren, Eine solch rege Beteiligung hatte ich bei meinen bisherigen Einsätzen in der Form noch nicht erlebt.
bis auf eine viertelstündige Pause dauerte die Geschichtsstunde von 11:45 Uhr bis 15:15 Uhr. DasInteresse ließ auch bei einigen Schülern danach nicht nach, denn meine ausgelegten Erinnerungsstücke wurden ausgiebig betrachtet und entsprechend nachgefragt. Die dazu gestellten Fragen und deren Beantwortung trugen schließlich zur weiteren Vertiefung des vorgetragenen Stoffes hoffentlich bei.
Mein Fazit:
Gefühlsmäßig waren die Ohren für unsere Darstellungen weit geöffnet gewesen. Bleibt zu hoffen, dass sie auch das Gedächtnis erreichen und haften bleiben.
Eins meiner vielen Interessen war immer schon, das aktuelle politische Geschehen in einem größeren historischen Zusammenhang zu sehen. Was mit Einzelschicksalen in ihrer jeweiligen Zeit passiert, habe ich schon in die Wiege gelegt bekommen, denn beide Eltern waren nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlingskinder, mein Vater sogar noch Kindersoldat. Erst nach meiner Pensionierung konnte ich mich mit den Folgen dieser schrecklichen Zeit in der deutschen Geschichte beschäftigen und damit auch mit den Ursachen.
Bei meiner Arbeit ist mir ganz wichtig, immer auf das Alter der Erzählenden zu achten und immer danach (auch der Zuhörer sich selbst in seiner Biografie) zu fragen, inwieweit das politische Bewusstsein schon vorhanden war; und das ist bei jedem Menschen verschieden. Ich möchte ein Mosaikstückchen dazu beitragen, dass junge Menschen ihr persönliches politisches Bewusstsein bilden können; deshalb ist mir die Arbeit an Schulen eine Herzensangelegenheit.
Die Zeitzeugen fühlen sich manchmal unverstanden, wenn aus dem Heute Rückschlüsse nach Gestern geschlossen werden, frei nach dem Motto Warum habt ihr nichts gemerkt?, Wie konnte das passieren?, usw. Und genau hier ist der Punkt, an dem ein Austausch mit der jüngeren Generation stattfinden kann. Indem es den Zeitzeugen gelingt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in die damalige Zeit versuchen hineinzuversetzen, können auch Bilder für das eigene Leben, für die eigene Zukunft entstehen.
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