„Ummöbeln“ nach dem Krieg

Die Wohnungsnot  war nach dem Krieg – wie in allen Städten  – auch in Mülheim unübersehbar. Ein beachtlicher Teil der Bevölkerung lebte in Notunterkünften. Die Wohnungsnot für breite Bevölkerungskreise wurde ständig verschärft durch die zurückkehrenden Evakuierten, die Kriegsheimkehrer und die Flüchtlinge. Ihrer wachsenden Zahl stand nur eine geringe Reparatur- und Neubautätigkeit an Wohnungen gegenüber. Materialien für den Hausbau waren äußerst knapp.

Als wir 1945 aus dem Schwarzwald nach Mülheim zurückkehrten, fanden wir unsere ehemalige und zu ebener Erde liegende Wohnung im Haus meines Großonkels anderweitig belegt vor. Wir mussten  zwei Zimmer in der obersten Etage unter dem Dach beziehen.

Einige unserer Wohn- und Schlafzimmermöbel, die bei dem Umzug 1943 nach Baden-Baden in der Villa verblieben waren, wurden in den beiden Zimmern aufgestellt und  der Rest auf dem großen Speicher verstaut.

Wir schliefen zunächst  zu dritt in dem größeren der beiden Räume. Doch schon bald „möbelten“ wir um. Das Ehebett meiner Eltern kam in den kleineren Raum, der größere Raum wurde nun Wohnzimmer, und ich schlief im begehbaren Kleiderschrank, der im Wohnzimmer unter einer  Schräge eingebaut war. Mein Vater und ich bauten in diesen begehbaren Kleiderschrank ein kleines Fenster zum Balkon hin ein, so dass ich auch bei geschlossener Schranktüre ausreichend Frischluft bekam. Außerdem funktionierten wir das Badezimmer, das eine Größe von ca. 3 x 2,50m hatte, zur Küche um. Da die Wände des Badezimmers weiß gefliest waren und vor Kopf sich ein großes Fenster befand, war der Raum sehr hell.

Ernst van Megern

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