Wir sind eine Gruppe von Senioren, die den Nationalsozialismus, den Krieg oder/und die unmittelbare Nachkriegszeit im 20. Jahrhundert noch erlebt haben.
Wir erinnern uns an diese Zeit, insbesondere wenn wir Bilder eines Krieges oder auch Flüchtlinge sehen, die vor dem Terror ihres Heimatlandes fliehen.
Wir können es nicht ertragen, wenn wir heute in Deutschland wieder Symbole, Fahnen oder andere Embleme sehen oder auch Parolen hören, die denen des Regimes ähneln oder gar entnommen sind, das uns in den Untergang geführt und ganz Europa zerstört und verwüstet hat.
Wir möchten unseren Beitrag dafür leisten, dass junge Menschen nicht wieder mit rechtsradikalem Gedankengut verführt und missbraucht werden.
Wir besuchen deswegen Schulen oder andere Bildungseinrichtungen, um von unseren damaligen Erlebnissen zu berichten.
Wir beantworten alle Fragen, die junge Menschen an uns richten möchten.
Im November 2011 war ich Mitbegründerin der Zeitzeugenbörse Mülheim an der Ruhr.
Eins meiner vielen Interessen war immer schon, das aktuelle politische Geschehen in einem größeren historischen Zusammenhang zu sehen. Was mit Einzelschicksalen in ihrer jeweiligen Zeit passiert, habe ich schon in die Wiege gelegt bekommen, denn beide Eltern waren nach dem 2. Weltkrieg Flüchtlingskinder, mein Vater sogar noch Kindersoldat. Erst nach meiner Pensionierung konnte ich mich mit den Folgen dieser schrecklichen Zeit in der deutschen Geschichte beschäftigen und damit auch mit den Ursachen.
Bei meiner Arbeit ist mir ganz wichtig, immer auf das Alter der Erzählenden zu achten und immer danach (auch der Zuhörer sich selbst in seiner Biografie) zu fragen, inwieweit das politische Bewusstsein schon vorhanden war; und das ist bei jedem Menschen verschieden. Ich möchte ein Mosaikstückchen dazu beitragen, dass junge Menschen ihr persönliches politisches Bewusstsein bilden können; deshalb ist mir die Arbeit an Schulen eine Herzensangelegenheit.
Die Zeitzeugen fühlen sich manchmal unverstanden, wenn aus dem Heute Rückschlüsse nach Gestern geschlossen werden, frei nach dem Motto Warum habt ihr nichts gemerkt?, Wie konnte das passieren?, usw. Und genau hier ist der Punkt, an dem ein Austausch mit der jüngeren Generation stattfinden kann. Indem es den Zeitzeugen gelingt, dass sich die Schülerinnen und Schüler in die damalige Zeit versuchen hineinzuversetzen, können auch Bilder für das eigene Leben, für die eigene Zukunft entstehen.