Kohlenklau

Ich scheue mich nicht zu sagen, dass ich sogar von meiner Mutter zum Stehlen angehalten worden bin. Da wo jetzt die Autobahn A59 in Duisburg verläuft, war ein Verschiebebahnhof, da standen mitunter ganze Züge beladen mit Kohlen. Und dann sagte sie: „Ich muss unbedingt große Wäsche machen. Kannst du mal gucken, ob du da irgendwo Kohlen auftreiben kannst?“  

Ich nahm also ein kleines Jutesäckchen, ein Zwiebelsäckchen, das war vielleicht so für 10 kg Inhalt geeignet. Und dann sind wir zum Bahndamm hin, sind da hochgeklettert. In die 6 Meter hohe Mauer war eine Bresche durch einen Bombentreffer reingeschlagen, da entlang konnte man auf das Bahngelände gelangen. Dann hieß es: „Auf Gleis 12 steht ein Zug mit Briketts!“ – Wir über die Gleise, unter Zügen durchgekrabbelt und sahen schon fleißig alle möglichen Leute zugange, die sich die Säcke mit Kohlen füllten. Natürlich war die Bahnpolizei hinterher. Ich bin auch schon mal erwischt worden. Dann hieß es: „Mitkommen!“ – Wir mussten alles dort liegen lassen, wurden zum Stellwerk abgeführt, und dann wurde uns eine Gardinenpredigt gehalten: „So, nun lasst euch bloß nicht mehr hier sehen, beim nächsten Mal passiert was!“  

Dann haben sie uns weggeschickt. Wir haben also wieder unsere Säcke geholt und also unsere Errungenschaften nach Hause gebracht. Kess waren wir sozusagen auch.

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