Ein richtig fetter Schweinebraten

Wenn ich meine großen, sehr schlanken Enkel sehe, kann ich es kaum fassen, in welchen Mengen sie Fleisch und andere Leckereien essen können.

Wie war das damals eigentlich, als ich in dem Alter war?

Essensmarken- Anstehen für „ohne Marken“ / Hamsterfahrten – das waren die Themen der letzten Kriegs- und der ersten Nachkriegsjahre! Das Wort „Genuss“ konnte man ganz vergessen, man war froh, wenn man irgendwie satt wurde.

Der Höhepunkt der Woche war der Sonntagsbraten: „Falscher Hase“: Gehacktes, reichlich verlängert mit eingeweichten Brot.

Dann kam die Währungsreform 1948 . 

Auf einmal sah man wieder Auslagen in den Geschäften, natürlich nicht vergleichbar mit den heutigen Angeboten. Ich erinnere mich nicht mehr, ab wann man alles wieder einfach so kaufen konnte. Ich weiß nur noch, mein größter Essenswunsch nach all den mageren Jahren war ein richtiger fetter Schweinebraten.

Und den gab es dann zum ersten Mal wieder an einem Sonntag. Ich war am Ziel meines recht bescheidenen Wunsches! Ich habe gegessen und gegessen. Natürlich gefiel das meinem total entwöhnten Magen überhaupt nicht. Mir wurde sterbensübel, und damit war das Thema „fetter Schweinebraten“ für viele Jahre tabu.

Eva Timm im April 2020

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